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FESTIVAL/276: Comic-Salon Erlangen - Rückschau und Aufbruch (Comic-Salon Erlangen)


Kulturprojektbüro der Stadt Erlangen - Pressemitteilung vom 22.6.2014

16. Internationaler Comic-Salon Erlangen, 19. bis 22. Juni 2014

Rückschau und Aufbruch
Über 25.000 Besucher beim 16. Internationalen Comic-Salon Erlangen



Am Sonntagabend, 22. Juni, geht der 16. Internationale Comic-Salon Erlangen, das wichtigste Festival für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum, zu Ende. Das veranstaltende Kulturprojektbüro der Stadt Erlangen und die Messeaussteller sind mit der Publikumsresonanz mehr als zufrieden. Mit deutlich über 25.000 Besuchern konnten die guten Besucherzahlen der letzten Salons bestätigt, am Ende wahrscheinlich sogar leicht übertroffen werden. Das Interesse an der grafischen Literatur ist ungebrochen, die hochgesteckten Erwartungen im Jahr des 30. Geburtstags des Festivals wurden mehr als erfüllt.

Inhaltlicher Schwerpunkt des 16. Internationalen Comic-Salons war die Rezeption des Ersten Weltkriegs im Comic und in der Zeichenkunst. Einer umfangreichen Präsentation des großen französischen Zeichners und Autors Jacques Tardi, der sich seit Jahrzehnten intensiv mit dem Ersten Weltkrieg auseinandersetzt, wurde eine weitere Ausstellung gegenübergestellt, in der Arbeiten von Künstlern wie Gus Bofa oder Otto Dix gezeigt wurden, die den Ersten Weltkrieg selbst erlebt und in ihren Zeichnungen verarbeitet haben. Jacques Tardi, der als eher zurückgezogener Künstler gilt, stand in Erlangen persönlich Rede und Antwort und trat - gemeinsam mit der französischen Sängerin Dominique Grange - in einem umjubelten multimedialen Konzert im Markgrafentheater auf. Ein weiterer Star der grafischen Literatur, der in Erlangen zu Gast war, ist der amerikanische Comic-Journalist Joe Sacco, dessen aktuelle Publikation, ein sieben Meter langes Leporello, das den ersten Tag der Schlacht an der Somme 1916 darstellt, als 70 Meter breites Panorama auf dem Erlanger Schlossplatz große Aufmerksamkeit erregte. Die Integration des ernsten Themas Krieg in das sonst bunte Festival kann als geglückt bezeichnet werden.

Die ganze Vielfalt des Comics spiegelte sich auch in diesem Jahr vor allem in der zentralen Messe mit 200 Ausstellern im Kongresszentrum wider. Über die Innenstadt verteilt konnten 30 Ausstellungen besucht werden, darunter Werkschauen herausragender Künstler wie Anke Feuchtenberger, ATAK oder Émile Bravo sowie - anlässlich des 150. Geburtstags von Max und Moritz - eine Rückschau auf 150 Jahre deutschsprachige Comic-Geschichte von Wilhelm Busch bis heute. Weit über 400 Künstlerinnen und Künstler waren in Erlangen zu Gast, das Rahmenprogramm mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Workshops, Führungen, Comic Film Fest und vielem mehr umfasste annähernd 200 Einzelveranstaltungen.

"Der Comic-Salon 2014 war für Carlsen ein voller Erfolg! Die vielen interessierten Comic-Leser, die Präsentation und die Einbindung unserer Künstler sowie der gute Austausch mit anderen Verlagskollegen verbreiten eine tolle Stimmung und machen den Salon einzigartig.", so Claudia Jerusalem-Groenewald, Pressesprecherin des Hamburger Carlsen Verlags. David Basler, Verleger der Edition Moderne aus Zürich, äußerte sich ebenfalls positiv: "Für uns war es ein Rekord-Salon. Das Schwerpunkt-Thema Erster Weltkrieg ist vom Publikum sehr gut angenommen worden". "Wir haben super verkauft und sind sehr zufrieden. Besonders wichtig und motivierend ist der Austausch mit den Nachwuchs-Autoren, deren Hochschulen im Jungen Forum vertreten sind", so Dirk Rehm, Verleger des Reprodukt Verlags aus Berlin. Für die Egmont Comic Collection und Egmont Graphic Novel "bietet Erlangen immer wieder eine wichtige Plattform unsere Künstler zu präsentieren. Auch 2014 ist dies wieder hervorragend gelungen." "Unsere hohen Erwartungen an Erlangen wurden erfüllt", heißt es seitens des Panini Verlags. Zum ersten Mal war mit der Comic Solidarity eine Interessensgemeinschaft digital publizierender Comic-Künstler auf der Messe vertreten. In einer eigenen Veranstaltungsreihe "Web-Comic im Fokus" wurden mit großer Resonanz die Potenziale, Chancen und neuen Impulse diskutiert, die sich eine lebendige Comic-Kultur durch Online-Publishing erhoffen kann.

Die zunehmende Akzeptanz der Comic-Kunst als ernsthafte künstlerische Ausdrucksform in der Öffentlichkeit und in den Medien findet nach wie vor keine adäquate Entsprechung in der wirtschaftlichen Entwicklung des Genres. Comic und Kulturförderung war daher ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch das viertägige Festival zog. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern gibt es in Deutschland keine Strategie für die Unterstützung der grafischen Literatur. Zwischen Literatur und Bildender Kunst angesiedelt, fällt der Comic in der gegenwärtigen Förderlandschaft durch alle Raster. Das Internationale Literaturfestival Berlin veröffentlichte in diesem Zusammenhang vor knapp einem Jahr ein Manifest, das in Erlangen aufgegriffen und diskutiert wurde. Beim Salon wurde jetzt die Gründung des "Deutschen Comic-Vereins e. V." mit Sitz in Berlin bekannt gegeben, dessen Ziel es ist, ein deutsches Comic-Institut zu gründen, das gleichermaßen Kompetenzzentrum und Lobbyist für die grafische Literatur in Deutschland werden und eine Strategie für eine gezielte Comic-Förderung entwickeln soll. Die dringende Notwendigkeit eines solchen Zentrums wurde auch vom Leiter des Internationalen Comic-Salons, Bodo Birk, bestätigt und die Wahrnehmung des Comics als eigenständige Kunstform in entsprechenden Förderprogrammen gefordert. Ulrich Schreiber, Direktor des Internationalen Literaturfestivals Berlin, kündigte im Rahmen einer Podiumsdiskussion weitere Initiativen in diese Richtung an.

Das 30-jährige Jubiläum des Internationalen Comic-Salons wurde zum Anlass genommen, weniger zurück, als vielmehr nach vorne zu blicken. Wachsende gesellschaftliche Anerkennung der grafischen Literatur, herausragende deutschsprachige Comic-Künstler, abwechslungsreiche Verlagsprogramme, ein zunehmend anspruchsvolles und interessiertes Publikum aller Altersgruppen und ein klares Bekenntnis des neuen Oberbürgermeisters der Stadt Erlangen, Dr. Florian Janik, zur Comic-Kunst und zur Fortsetzung des Salons, lassen bereits heute einen vielversprechenden 17. Internationalen Comic-Salon erwarten, der vom 26. bis 29. Mai 2016 stattfinden wird.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 22. Juni 2014
Herausgeber:
Stadt Erlangen - Referat für Bildung, Kultur und Jugend
Kulturprojektbüro
Gebbertstraße 1
91052 Erlangen
Tel. +49(0)9131/86-1408
Fax: +49(0)9131/86-1411
E-Mail: info@comic-salon.de
Internet: www.comic-salon.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2014