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PORTRAIT/015: Jean Michel Charlier - Comic-Autor und Gründungsmitglied von "Pilote" (SB)


Jean Michel Charlier

Vielbeschäftigter Comic-Autor und Gründungsmitglied von "Pilote"


Jean Michel Charlier wurde am 30. Oktober 1924 in Lüttich (Belgien) geboren. Er hatte schon als Kind eine ausgesprochene Vorliebe für Comics und zeichnete Bilder daraus ab. Nach dem Abitur studierte er vier Jahre lang Jura, wurde Rechtsanwalt und arbeitete in diesem Beruf, bis er auf Umwegen - durch einige Artikel für Kinderzeitschriften - in die Comic-Szene geriet.

Die erste von ihm getextete Serie, "Buck Dunny", wurde 1945 in der belgischen Zeitschrift "Spirou" abgedruckt. Als sie begann, sich zu einem Riesenerfolg zu entwickeln, gab Charlier seinen Beruf als Rechtsanwalt endgültig auf. Im Laufe der Zeit entwickelte er zahlreiche Comic-Serien, u.a. "La Patrouille des Castors", "Marc Dacier", "Mermoz", "Die Geschichte des Onkel Paul", "Kim Devil", "Valhardi", "Tiger Joe", "Fanfan und Polo".

Zusammen mit René Goscinny und Albert Uderzo gründete Charlier 1959 die bekannte Zeitschrift "Pilote". Für dieses Comic-Magazin rief er viele Serien ins Leben, wie zum Beispiel: "Belloy", "Der rote Korsar", "Le Gall", "Guy Lebleu", "Leutnant Blueberry" und "Mick Tangy", die Fliegerserie.

Da Charlier früher selbst Pilot war, und sich in diesem Metier dementsprechend gut auskannte, konnte er den Lesern die Welt der Fliegerei überzeugend vermitteln, wobei Humor und Spannung aber trotzdem nicht zu kurz kamen. Mick Tangy (franz.: Tanguy et Laverdure) wurde mit der Zeit so populär, daß er auch als Fernsehserie verfilmt wurde. Der Zeichner Jijé, der die Serie 1966 von Uderzo übernahm, gab den beiden Helden das Aussehen der Schauspieler, die die Rollen im Fernsehen übernommen hatten. Und da die Abenteuer des Mick Tangy der französischen Luftwaffe und der "Grande Nation" Frankreich zu Ruhm und Ehre gereichten, wurde er sogar in den regulären Akten der Luftwaffe als aktiver Pilot geführt.

Die Western-Serie Leutnant Blueberry, die kurz nach einer Reise Charliers durch den amerikanischen Westen entstand, nimmt in ihrer Kategorie ebenfalls eine herausragende Stellung ein. Sie zeichnet sich sowohl durch eine fundierte historische Dokumentation als auch durch eine hervorragende Text- und Bildqualität aus.

Neben seiner Arbeit als Comic-Autor beschäftigte sich Charlier auch mit Drehbüchern für den französischen Rundfunk und für das Fernsehen. Da er immer sehr an realitätsbezogenen Hintergründen interessiert war, führte er für seine Storys stets gründliche Recherchen durch. Jean Michel Charlier starb am 10.7.1989.

12. August 2008