Schattenblick →INFOPOOL →BILDUNG UND KULTUR → FAKTEN

MELDUNG/029: Arabisches Ambiente mit allen Sinnen - Plan eines arabischen Kulturzentrums (idw)


Deutsche Gesellschaft für Geographie (DGfG) - 18.04.2012

Lebendige Geographie: Arabisches Ambiente mit allen Sinnen. Plan eines arabischen Kulturzentrums.



Spätestens die Ereignisse des "Arabischen Frühlings" offenbarten, wie wenig selbst die interessierte Öffentlichkeit über unsere Nachbarn jenseits des Mittelmeeres weiß. Da auch in den Schulen eine Beschäftigung mit der arabisch-islamischen Welt eher die Ausnahme als die Regel ist, herrschen erhebliche Wissensdefizite beim größten Teil der Bevölkerung. Nicht selten wird die überaus differenzierte sozioökonomische Vielfalt auf die Metapher "Islam" reduziert - gerade so, als ob "der Islam" das reale Leben dogmatisch bestimme und beherrsche. Gerade die Forderungen der arabischen Jugend widerlegen eine solche Sichtweise.

Angesichts dieser Situation hat sich der 2008 gegründete Verein "Arabisches Museum Nürnberg" zum Ziel gesetzt, Wissensdefizite und Vorurteile über die arabische Welt abzubauen und einer breiten Öffentlichkeit ein realistisches, unverkrampftes und differenziertes Bild Arabiens zu vermitteln. Dr. Horst Kopp, emeritierter Professsor für Geographie mit dem Schwerpunkt Orientforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg, ist Initiator des Museumsprojekts und Vorsitzender des Vereins. Er betont: "Das Leitbild des neuen Museums soll die Erkenntnis sein, dass die europäisch-arabische Nachbarschaft seit dem Altertum viel mehr von fruchtbarem Austausch als von feindlichem Gegeneinander bestimmt, also fast immer ein gegenseitiges Geben und Nehmen war. Wir wollen aber keinesfalls ein Museum im klassischen Sinne, in dem "Kultur" mit Hilfe spektakulärer Objekte dargestellt wird. Vielmehr streben wir ein offenes Kulturzentrum an, in dem mit arabischem Ambiente alle Sinne angesprochen werden: optisch, akustisch, haptisch und olfaktorisch. Daher wird nicht nur eine Bibliothek eingerichtet, sondern die zukünftigen Besucher werden auch ein arabisches Restaurant und ein orientalisches Hammam vorfinden."

Wichtigster Bestandteil ist neben dem Ausstellungsteil ein Dialogzentrum. Im Ausstellungsteil ist eine Dauerausstellung mit einzelnen Abteilungen vorgesehen. Dabei geht es um Themen, die jeweils den Bogen schlagen von der Vergangenheit bis in die Gegenwart, wobei der interkulturelle Austausch zwischen Orient und Okzident betont werden soll. Das Dialogzentrum wendet sich an ein breites Publikum, speziell aber auch an Geschäftsleute, Wissenschaftler, Künstler, Politiker und junge Menschen und ist die zweite, gleichberechtigte Säule des Projekts. Es wird mit seinen Aktivitäten auf die bundesweite Ebene ausgerichtet sein und soll vor allem persönliche Begegnungen ermöglichen. Eine gleichberechtigte Einbindung arabischer Akteure bei der Konzeption und Realisierung der Museumsziele sei selbstverständlich, so der emeritierte Erlanger Geograph Professor Dr. Kopp, der auch feststellt, dass es ein vergleichbares Projekt in Zentraleuropa bisher nicht gibt.

Gegenwärtig laufen Gespräche mit der Stadt Nürnberg über einen möglichen Standort. Der gemeinnützige Verein, der das Projekt vorbereitet, wird unterstützt durch die Expertise der internationalen Museumsagentur Cultural Innovations in London, die unter anderem schon etliche Nationalmuseen zwischen Kanada, Saudi-Arabien und Singapur auf die Beine gestellt hat. Cultural Innovations ist davon überzeugt, dass das Projekt in die Klasse der Einrichtungen von internationaler Bedeutung gehoben werden kann.

Der Verein arbeitet zudem eng mit der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern zusammen. Zuspruch erfährt das Projekt von der Stadt Nürnberg und ihrem Wirtschaftsreferat sowie der IHK Nürnberg für Mittelfranken und dem Auswärtigen Amt. Dem Verein zur Seite steht ein Beirat prominenter Unterstützer und Fachleute aus Wissenschaft und Wirtschaft. Es ist gelungen, einen Beirat prominenter Persönlichkeiten als Unterstützer zu gewinnen. Dazu zählen u.a. Alt-Oberbürgermeister Dr. Schönlein, Ministerpräsident a.D. Dr. Beckstein, Dr. T. Bach (Vorsitzender der Deutsch-Arabischen Handelskammer), Prof. Dr. Steinbach (ehem. Leiter des Orient-Instituts Hamburg) und ausgewiesene Museums-Fachleute wie Prof. Dr. Raunig, Prof. Dr. Haase, Dr. Weber und Dr. Franzke. Das Projekt wird unterstützt und gefördert von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern. Deren Leiter, Herr Dr. Michael Henker, hat das Vorhaben zur "Chefsache" erklärt.

Weitere Informationen unter:
www.arabischesmuseum.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution403

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Geographie (DGfG),
Dr. Eberhard Schallhorn, 18.04.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. April 2012