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ENGLISCH/782: Liebe geht durch den Magen (35) Baked Beans on Toast (SB)


L I E B E    G E H T    D U R C H    D E N    M A G E N


35. Baked Beans on Toast

Auf der Suche nach dem wirklich furchtbaren britischen Essen



Lunch Quickies und Tea Time

Suchtstoff für gestreßte Hausfrauen


Das angeblich so furchtbare britische Essen konnten wir bisher noch immer nicht servieren, denn das, was in einer normalen britischen Durchschnittsfamilie tagtäglich auf den Tisch kommt, ist auch für empfindliche Gaumen einfach lecker. An "Baked Beans on Toast" scheiden sich allerdings die Geister. Warme Sauce über gebackenem Toast halten viele Kritiker für Unkultur, "Junk food" und Schlimmeres. Doch wer es probiert hat, kann verstehen, warum alle englischen Kinder dafür schwärmen und warum es für britische Hausfrauen, abgesehen von der schnellen und einfachen Zubereitung, in jeder Beziehung "a real treat" (ein besonderes Vergnügen) ist.

Bleiben wir einmal bei einer Hausfrau aus dem englischen Mittelstand, die mit ihrer Familie in einem Eigenheim in ländlicher Umgebung z.B. in Sussex lebt. Wie bei vielen Landfrauen beginnt ihr Tag gewöhnlich schon um etwa 5 o'clock a.m., ob nun der Ehemann seinen "commuter train" in die Metropole erreichen oder die Kinder in diverse Schulen gebracht werden müssen. Das Frühstück, das sie für die Familie zubereitet, fällt allerdings leichter aus, als es für das typische English Breakfast bekannt ist: "Tea", "hot toast" mit Butter (bzw. Margarine), echte Marmelade (also Orangen-, Zitronen- oder Limonenmarmelade, andere Fruchtmarmelade heißt in England Jam) und ein "Cereal" (Cornflakes mit Milch o.ä.) sind meistens alles, was dazu gehört.

Die traditionellen gebratenen Eier, Würstchen in Teig oder "Kippers" (Bratheringe) können sich nur die wenigsten Familien leisten und werden auch eigentlich nur in den berühmten Bed 'n Breakfast- Pensionen aufgetischt oder jemandem, der schwere, körperliche Arbeit verrichten muß.

Gehen die Kinder in staatliche Schulen, kann die englische Mutter anschließend mit ihrem Tagwerk beginnen. Gewöhnlich besuchen alle Kinder (drei oder vier sind in normalen Familien keine Seltenheit) unterschiedliche staatliche und private Schulen und werden von ihren Müttern gebracht. Englische Kinder werden schon mit 4 oder 5 Jahren in die Nursery-Schools geschickt, so daß jede Mutter auf dem Land sich schon früh nach Fahrgemeinschaften umsehen muß, wenn sie nicht nur Chauffeurdienste versehen will.

Ist die erste Schulrundfahrt erledigt, gönnt sich die britische Hausfrau meist einen Becher Kaffee und irgendetwas dazu, d.h. "a mug of coffee and a treat". Dabei schaut sie sich vielleicht eine Sendung im Vormittagsfernsehen an oder blättert durch die "Papers". Jeder englische Haushalt hat gewöhnlich ein oder zwei Tageszeitungen abonniert. Nach dieser kurzen Pause beginnt die normale Tagesbewältigung, die sich wohl kaum von der einer deutschen Hausfrau unterscheidet: waschen, bügeln, nähen, stopfen, Betten machen, putzen, einkaufen, ernten und einkochen von Gemüse aus dem eigenen Garten (was hier sehr gepflegt wird, da es die Haushaltskasse aufbessert) sowie die Essensvorbereitung für den Tea der Kinder um fünf und das Supper, wenn der Ehemann gegen 9 p.m. von der Bahn kommt. Wenn die Dame des Hauses neben diesen Tätigkeiten auch noch eigene Interessen verfolgt oder, wie es in England oft üblich ist, noch einigen sozialen Organisationen angehört, dann bleibt nicht mehr viel Zeit für ein Mittagsmahl.

Da die Kinder ohnehin ihr Lunch am Mittagstisch der Schule einnehmen (die meist gefürchteten und wirklich schrecklichen Schoollunches) oder - wenn das Essen an der Schule zu furchtbar ist - von zu Hause ein ausgiebiges Lunchpaket mitnehmen, fällt das Lunch für sie selbst eher unaufwendig aus. Ein Sandwich, das sie sich unter dem Grill oder der Mikrowelle auftaut und wärmt, ein frischer oder sogar selbstbereiteter "Yoghurt", ein kleiner Salat, Käse und Cracker, ein Päckchen Chips oder sogar ein sogenanntes "Hot Sandwich".

Während sich manche praktisch denkende britische Hausfrau von der Unsitte verführen läßt, Sandwiches direkt nach dem Einkaufen der Zutaten auf Vorrat herzustellen und in Cellophan und Plastikdosen verpackt im Gefrierschrank aufzubewahren, wonach auch das flauschigste englische Weißbrot pappig und "like wallpaper paste" (= nach Tapetenkleister) schmeckt, ist das "Hot Sandwich" wirklich empfehlenswert. Ein Klassiker dieser Kategorie ist unsere heutige Empfehlung: Baked beans on Toast.

Was immer auch verwöhnte Gourmets dazu sagen werden, eines ist sicher: "It tickles the palate and is absolutely mouth-watering". Allerdings sollte man es mit Vorsicht genießen. Denn einmal infiziert kann man schlicht nicht genug davon kriegen. Es wird heiß gegessen, wobei es jedoch auch Vorlieben für die besonders durchgeweichte, kalte Variante geben soll. Nun ja, über Geschmack läßt sich streiten, doch versuchen Sie's mal:

BAKED BEANS ON TOAST


You can use this kissing-cousin recipe either to make your own fast food lunch at home or as an appetizer to start your next barbecue party with. Just make sure that the coals are at their hottest, when you put the bread on the grill. Enjoy serving this lip-smacking dish while the rest of your dinner is cooking on the grill.

For six servings you will need:

- a 10 oz. can Baked Beans in "Heinz" Tomato Sauce

- 1/2 loaf of "Mothers pride" thick sliced or medium baguette or Italian bread cut into 1/2 inch slices

- Cheddar Cheese, shredded

and for a change:

- one clove of garlic, peeled
- a little virgin olive oil
- freshly ground pepper

Preparation

- Prepare grill for medium hot grilling;

- Place 6 slices of bread on the grill;

- grill each side just until marks of the grill appear.

- Remove from grill and place "toast" on serving platter.

- at the same time warm a 10 oz. can Baked beans very gently on medium heat till piping hot.

- Spoon over slice of toast and top with some shredded Cheddar cheese.

If you feel like having a real mediterranean treat, rub the bread on each side with cut edges of a peeled garlic clove before placed on the grill. And finally just before serving drizzle 2 tablespoons extra virgin olive oil over top. Sprinkle with freshly ground black pepper.

Assemble just before serving. This is one of those dishes that can be addictive, so don't serve too many or your friends won't have room for dinner!


Alles verstanden?

Beginnen wir mit dem letzten Ratschlag: Gerade die Eigenschaft, daß dieser kleine Imbiß süchtig macht, läßt ihn, in Maßen genossen, zum idealen Appetitanreger werden, der den Magen auf eine opulente Grill-Party vorbereitet und die lange Wartezeit verkürzt.

Original britisch verwendet man natürlich das typische englische Toastbrot bzw. Weißbrot der Marke "Mothers pride", das wesentlich frischer und luftiger gebacken ist, als wir es von deutschen Toastsorten kennen. Es gibt sowohl "thin", "medium" als auch "thick sliced", wobei sich die üppigste dick geschnittene Sorte am besten zum Grillen und Toasten eignet. Das ist allerdings Geschmackssache. "A real loaf of Mothers pride" enthält etwa soviel Kalorien wie der bekannte "Mars"-Schokoladenriegel und läßt sich auch auf dessen Größe zusammenpressen. Kritiker meinen deshalb, es sei nicht viel dran, am britischen Toast. Doch gerade die feuchtfrische und lockere Konsistenz macht es für dieses Gericht ideal. Wer will, kann jedoch auch frisches Weißbrot oder ein Baguette vom Bäcker dafür aufschneiden.

Die kleine südländische Variante mit Knoblauch und kaltgepreßtem Olivenöl wird schließlich auch den verwöhntesten Zweifler überzeugen, daß "Baked Beans on Toast" mehr ist, als ein Pausensnack.

Eine Neuigkeit, die ich bisher vermieden habe, ist die Einführung der englischen und amerikanischen Maßeinheit oz. = ounces, auf die Sie trotz europäischer Vereinheitlichung in englischsprachigen Kochbüchern immer wieder stoßen werden.

One ounce entspricht 28,3495 Gramm. Eine "10 oz. can" enthält also etwa 300 ml. Sie können jedoch überhaupt nichts verkehrt machen, wenn Sie einfach die größte Dose nehmen, die Sie kriegen können, denn es bleibt garantiert nichts übrig und Toastbrot kann man immer wieder frisch aufbacken.


Ein paar neue Vokabeln für das Küchenenglisch:

it tickles the palate - ein Gaumenkitzler, köstlich
to slice - in Scheiben schneiden
Cheddar cheese - Cheddar Käse
to shred - raspeln, hobeln, schnitzeln
clove of garlic - Knoblauchzehe
to peel - pellen, schälen, die Haut abziehen
virgin olive oil - Olivenöl, kalt gepreßt
to place - hineinstellen, drauflegen, plazieren
to heat - erhitzen
serving platter - Servierteller
piping hot - kochend heiß
addictive - Sucht erzeugend


14. Mai 2008