E N G L I S C H
wie es nicht im Buch steht und nicht in der Schule gelehrt wird...
Everyday's English (2) Argumentation
Die meisten unter uns bekommen schon feuchte Hände, wenn sie in der Öffentlichkeit ihre Meinung äußern sollen. Soll das dann auch noch in einer fremden Sprache geschehen, gehen einem meist sämtliche Vokabeln und erlernte Redefloskeln flöten und man hört sich stotternd "I think", oder "I mean" skandieren.
Sich in so einem Fall dann, wie heutzutage vielfach empfohlen, einem sogenannten "Sprechtrainer" in die Hände zu geben, der dem Wehrlosen mit wertvollen Erfolgsformeln auf die Sprünge zu helfen soll, wie:
"Zeige keine Unsicherheit!",
"Benutze keine Worte, die Verunsicherung zeigen"
oder, mein persönlicher Favorit auf der Hitliste schlechtester Ratschläge:
"Sei geistreich und schlagfertig!"
führt in hartnäckigen Fällen von Verlegenheit nicht immer zum erwünschten Erfolg. Gleichwohl werden diese Anweisungen schon Schülern ab der 8. Gymnasialklasse von ihren Sprachlehrern eingetrichtert, um sie in der vermeintlich schulischen Schutzzone möglichst rechtzeitig auf eine Leistungsgesellschaft vorzubereiten (in der sie im Grunde schon seit der Kita stecken) und ihnen schon zur bereits mit der Muttermilch eingeflößten Erkenntnis zu verhelfen, worauf es im Leben ankommt:
Mehr scheinen als sein!
Das ist jedoch einfacher gesagt als getan. Die wenigsten sind zum Blender geboren und müssen erst lernen, daß es auch Spaß machen kann, sich selbst zu inszenieren... Die Erwartungen an einen guten Redner, der wohl plazierte Einwurf von auswendiggelernten, unterhaltsamen Formeln und Floskeln, die den Zuhörer in den Bann ziehen sollen, können den Vortragenden derart unter Spannung und Streß setzen, daß er darüber möglicherweise das eigene Konzept vergißt.
Daher sollte man wenig hilfreiche Verhaltensregeln oder erlernte Situationsbeispiele und vor allem die unterschwellig geschürte Sorge "wie wirke ich auf die oder den anderen" lieber gleich vergessen. Wenn es denn schon darum geht, einen Streitfall zu klären oder die eigenen Argumente deutlich zu machen, sollte man zuallererst Ruhe bewahren, von den ersten eigenen Reflexen Abstand nehmen und sich nur ganz sachlich darauf konzentrieren, ob das Gegenüber auch versteht, was man sagen will. Das gilt natürlich und vor allem auch in einer Fremdsprache wie dem Englischen. Also:
1. Forget about yourself and think about the needs of your audience.
Hier allerdings und nur hier erweist es sich dann doch als ganz hilfreich, einige passende Satzbausteine oder "Floskeln" gelernt zu haben, um sich den oben beschriebenen, sachlichen Abstand zu verschaffen. Wer an den anderen denkt, beginnt zwar automatisch, die eigenen Argumente auf eine leicht eingängige verständliche Weise vorzutragen, Pausen zu machen, damit es bei dem anderen ankommt und eventuell längere Formulierungen auf eine leichter merkbarere Form herunterzubrechen, doch sollte man auch wissen wie:
2. To make your audience think twice about a strong argument, you repeat it in a short version, like:
Auch der nützliche Hinweis, Blickkontakt mit dem Publikum zu suchen (Be brave! (Sei mutig!) Make eye-contact with your listeners and ask them questions) oder zu versuchen, sein Gegenüber direkt anzusprechen, läßt sich nur verwirklichen, wenn einem nicht die Worte fehlen. Here are some really useful hints to get your listeners involved:
3. Adress your audience. Communicate directly by using the word "you":
Jetzt muß man eigentlich nur noch seine Argumente sammeln, sie nach Gewichtigkeit und Bedeutung sortieren und sie dann, mit dem leichtesten beginnend und dem bedeutsamsten endend, nach dem folgenden Schema vorstellen:
Doch ganz gleich, ob es sich um eine kleine, private Auseinandersetzung handelt oder um eine öffentliche Rede, die Ein- und Überleitungen sind immer am schwersten! Hier ein paar brauchbare Ideen, die man am besten in "Scheingefechten" durchspielt, denn Auswendiglernen lassen sie sich erfahrungsgemäß nur schlecht:
oder etwas plastischer
- I'll make no bones about it...
(Ich werde aus meinem Herzen keine Mördergrube machen)
Nach der Einleitung folgt gewöhnlich die Argumentation, in der es wichtig ist, die eigene Position selbstsicher vorzutragen. Braucht man hier Zeit oder eine Pause, um den nächsten Gedankengang einzuleiten, läßt sich diese Unsicherheit überspielen und in Streitbarkeit verkehren, wenn man sie in folgende Worte faßt und mit einem leicht sarkastischen Unterton vorträgt. Hier den rechten Ton zu treffen, ist allerdings schon eine höhere Anforderung, so daß man ihn zumindest einmal von einem authentischen, sogenannten "native speaker" hören sollte:
Gehen einem zunehmend die Argumente aus und spitzt sich die Situation zu einem heftigen Streit zu, darf man durchaus seinem Ärger ein wenig Luft verschaffen:
Die Grenze der Empörung sollte jedoch über die gespielte Verzweiflung "um Himmels willen" nicht hinausgehen:
- for goodness' sake!
- for heaven's sake!
- for Pete's sake!
- um möglichen Widersprüchen in der eigenen Argumentationskette vorzugreifen:
oder um mögliche Gegenargumente schon im Keim zu ersticken:
Und so geht es weiter, bis wir schließlich und endlich "last but not least" bei den Schlußfolgerungen angekommen sind:
Conclusions:
Oder wir enden bei der verzweifelten Aufforderung an das Publikum, den Worten nun Taten folgen zu lassen oder auch wortwörtlich das "Lager" oder den Standpunkt zu wechseln:
Tut sich auch dann immer noch nichts, bleibt vielleicht nur noch eins zu sagen:
- When it comes to the crunch you'll see who was right (wenn es darauf ankommt, wird man sehen wer recht hatte...)
Die Fassung zu verlieren oder ausfallend zu werden, kommt allerdings in einer solchen Situation gar nicht gut und reduziert die Wahrscheinlichkeit, seine Zuhörer irgendwie doch noch zu überzeugen, auf nahezu Null:
Folgendes also gar nicht erst lernen und auf keinen Fall verwenden (und diesen Hinweis im Verlauf der Beispiele während eines Ernstfalls zunehmend beherzigen):
Was jedoch noch schlimmer wäre, als im Affekt einen dieser Ausfälle zu verwenden, ist eine wie-auch-immer vorgebrachte Entschuldigung, weil sich der Vortragende damit ganz und gar unglaubwürdig macht, kurzum so etwas wie:
geht einfach gar nicht!!
So long and happy arguing!
Erstveröffentlichung 2006
neue, überarbeitete Fassung
23. Juli 2012