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REZENSION/320: Erik Eggers - Handball - Eine deutsche Domäne (Sport) (SB)


Erik Eggers (Hrsg.)


Handball - Eine deutsche Domäne

Mit Beiträgen von Christoph Bertling, Jens Bierschwale, Frank Ketterer, Jürgen Roos u.a.



Zu den herausragenden Protagonisten des professionellen Handballsports gehört zweifellos Daniel Stephan. Wer das Buch "Handball - eine deutsche Domäne" des Sportjournalisten Erik Eggers, der zusammen mit 16 Co-Autoren ein 384seitiges Werk über die Geschichte der noch relativ jungen Sportart zusammengetragen hat, zur Hand nimmt, der erblickt auf dem Einband sofort den "Welthandballer von 1998".

Der kaum zu bremsende Dynamiker ... der eiskalte Vollstrecker ... der coole Regisseur ... ein Alleskönner erster Güte ... einer, der auch mal dorthin geht, wo es wehtut ...", heißt es über Daniel Stephan in einem der zahlreichen Spielerporträts des Buches, das Ende 2004 in den Verkauf ging.

Indes, Daniel Stephan hat die genretypischen Lobreden mit einer Krankenakte, die Regale füllt, selbst ad absurdum geführt. Infolge der zahlreichen nach 1999 erlittenen Verletzungen, die u.a. verhinderten, daß er jemals an einer Weltmeisterschaft teilnehmen konnte, gab er kurz vor dem Jahreswechsel auf einer Pressekonferenz in Dortmund wegen massiver gesundheitlicher Probleme seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt. Sein Körper lasse diese Mehrfachbelastung einfach nicht mehr zu, bekannte der 32jährige Spielmacher des TBV Lemgo. Die Schmerzen im Ellenbogen seien inzwischen chronisch; nur noch dosiert könne er trainieren; er schaffe es gerade noch, am Samstag und Mittwoch im Verein zu spielen.

Das Statement des Vorzeigespielers wirft ein bezeichnendes Licht auf die Verhältnisse im Handball-Hochleistungssport: Der Grad körperlichen Verschleißes ist bei Daniel Stephan noch nicht so weit fortgeschritten, daß er nicht dennoch unter eingeschränkten Bedingungen für den Verein spielen könnte.

Hier manifestiert sich die Grundratio des Leistungssports im allgemeinen wie des Handballsports im besonderen: Der in Saft und Kraft stehende Körper des Spielers bzw. Athleten wird unter den sportartspezifischen Belastungsbedingungen so lange "ausgepreßt", bis nach einer Kette gestaffelter Funktionseinbußen auch pharmakologische, physiotherapeutische, orthopädische oder unfallmedizinische Maßnahmen - nebst der Rehabilitation - nicht mehr helfen, den sportlichen Schwerstarbeiter spielfähig zu machen.

Obwohl der Spitzenhandball ohne die meist hochgelobten medizinischen Abteilungen der Vereine gar nicht denkbar wäre, widmet Erik Eggers - früher selbst aktiver Handballer - der modernen Wettkampfmedizin als konstitutivem Element der Leistungsgenese im Handball nicht ein Kapitel. Dabei würde sich kein Spieler freiwillig den körperlichen Härten und bis zum Exzeß einstudierten Bewegungsabläufen, die schon aufgrund des uneingeschränkt gültigen Leistungsprimats mit einem hohen gesundheitlichen Risiko verbunden sind (siehe der hohe Verletztenstand der Bundesliga und Nationalmannschaft), bedingungslos aussetzen, ginge er nicht von dem Glauben aus, daß er nach Verletzungen, Unfällen oder Krankheiten vom medizinischen Reparaturservice wieder auf die Beine gestellt würde.

Kein Zweifel, Handballspieler, die ihren kampf- und körperbetonten Mannschaftssport mit Leib und Seele betreiben, sind während einer befristeten Phase ihres Lebens imstande, beeindruckende, ja spektakuläre sportliche Leistungen zu vollbringen. Trotz einer für den Sportjournalismus typischen Affirmation herrschender Verhältnisse vermag Erik Eggers auf kenntnis- und faktenreiche Weise, "den Handball auch in den jeweiligen gesellschaftlichen Kontext einzubetten", wie er einleitend über seine Zielsetzung schreibt. So gelingt es ihm im interessantesten Teil des Buches, der sich in der historischen Rückschau mit den Wurzeln des Handballs, der Pionierzeit und dem durch kriegsbedingte wie politische Einflüsse stetig wandelnden Erscheinungsbild des Ballspiels bis 1945 auseinandersetzt, einen wohltuend nüchternen Blick auf die Spielsportart zu richten, "die in den 1920er Jahren die Massen erreichte" und "ganz bewusst als Konkurrenzprodukt zum großen Bruder Fußball konzipiert" (S. 10) wurde.

Der Kunstgriff des Autors, Fragen - etwa warum trotz dänischer, schwedischer und tschechischer Vorläufer "mit einiger Berechtigung auch vom Handball als einer 'deutschen Domäne'" gesprochen werden kann, warum der Feldhandball vom Hallenhandball abgelöst wurde oder warum "die Regeländerungen eine extrem große Rolle bei der Modernisierung unserer Sportart spielten" - als "wichtige Dinge" zu bezeichnen, die im vorliegenden Buch "verhandelt" würden (S. 10), läßt der Leserschaft viel Raum, sich in die, um in der Diktion des Autors zu bleiben, Geschichtsverhandlung auch mit kritischem Geist, der Vergleiche zur heutigen Sportentwicklung nicht zu scheuen braucht, einzuschalten. So lassen sich viele sport- und gesellschaftspolitische Zusammenhänge aufspüren, die die geschichtlich ungebrochene Instrumentalisierung des Sports für die Zwecke von Krieg, Politik und Wirtschaft - natürlich auch in Gestalt des modernen Handball- "Gladiatoren" als Vermarktungs-Produkt der Verbände und Vereine (der Männer-Bundesligist SC Magdeburg bekam aus Marketinggründen sogar den Beinamen "Gladiators") - in einer Weise nahelegen, wie es den Handball- Machern von heute nachgerade geschäftsschädigend erscheinen könnte, wüßte man nicht, daß gerade im entpolitisierten Leistungs- und Spitzensport noch sämtliche Widerspruchslagen kommerziell verwertet und in den entsprechenden Unterhaltungsformaten verdaulich gemacht werden. Der Status Quo der Sportberichterstattung spricht diesbezüglich Bände.

Angeregt durch verschiedene Ballspiele hat das Handballspiel im sogenannten Torball seine erste Fassung unter Federführung des damaligen Berliner Frauenturnwarts Max Heiser erhalten. Heisers Torball wurde ausschließlich von Frauen gespielt, bis 1917 der Frauenausschuß des Berliner Turnraths die Umbenennung in Handball beschloß. Warum bald nach Beginn des Ersten Weltkrieges "die Frauen verstärkt in das Blickfeld der deutschen Turn- und Sportbewegung gerieten" (S. 23), habe mit den "veränderten gesellschaftlichen Realitäten" zu tun, wie Eggers ausführt:

Während die Männer an der Front schossen und starben, arbeiteten zu Hause immer mehr Frauen in der Kriegsindustrie und übernahmen auch andere Aufgaben, die zuvor als klassische Männerberufe galten. Diese faktisch neue Belastung führte dazu, dass sich nun auch Turn- und Sportfunktionäre Gedanken um das nötige körperliche Rüstzeug der Frauen machten.
(S. 23)

Daß indessen die Nachkriegs-Entwicklung des deutschen Frauenhandballs in diesem Werk ausgeblendet wird, läßt vermuten, daß Erik Eggers offenbar gar nicht angestrebt hat, eine rund 90jährige Gesamtgeschichte des Handballs vorzulegen. Hier wird sich der Autor den Vorwurf gefallen lassen müssen, letztlich selbst dazu beigetragen zu haben, daß der Frauenhandball in Deutschland ein auch publizistisch unterdrücktes "Stiefkind" bleibt. Mag die boomende Männer-Bundesliga, die erfolgreiche Männer-Nationalmannschaft sowie die bevorstehende Männer-WM 2007 im eigenen Land derzeit auch einige Aufmerksamkeit erregen - allein der geschichtsträchtige Umstand, daß Handball in Deutschland ursprünglich ein Frauenspiel war, das dann zu Wehr- und Kriegszwecken vermännlicht, sprich mit soldatischen Kampf- und Härteidealen armiert wurde, hätte Anlaß genug gegeben, die Rolle des Frauenhandballs auch in der Nachkriegswirtschaft zu reflektieren. Zumal vor dem Hintergrund, daß Frauen heute als Soldatinnen die Begehrlichkeiten der Militärs wecken.

Zu bestimmen, welches "körperliche Rüstzeug" Frauen "nötig" haben, damit sie für die (Kriegs-)Wirtschaft tauglich bleiben, unterliegt seit jeher den herrschenden gesellschaftlichen Kräften, die im Sport ein ideales Vehikel sehen, für das jeweilige Macht- und Herrschaftsgefüge brauchbare Aspekte der Körperveräußerung hervorzukehren oder zu unterdrücken.

Beispiele hierfür führt Erik Eggers zuhauf an. Unter den gesellschaftlichen Bedingungen der Zeit - nach der deutschen Kapitulation 1918 strömten die Frontsoldaten zu Tausenden in die Heimat zurück; der Versailler Vertrag (1920) schrieb die Reduzierung des Heeres auf 100.000 Mann fest - suchten nicht nur Politiker, sondern auch Sportfunktionäre nach Wegen, dieses "bedrohliche Potenzial überzähliger Soldaten zu kanalisieren" (S. 29). Allen voran Prof. Carl Diem, damals wertgeschätzter, posthum noch als Gründervater der bundesdeutschen Sportbewegung in Ehren gehaltener, nichtsdestotrotz umstrittener Sportfunktionär, der noch 1945 Jugendliche zum "finalen Opfergang für Führer und Vaterland" aufgerufen hatte. Der Begründer der renommierten Deutschen Sporthochschule in Köln forderte 1920 auf einer Ausschußsitzung des Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen (DRA), an der auch Vertreter der Landesregierungen teilnahmen, nicht nur "Leibesübungen als Wehrpflichtersatz" (S. 29), sondern erkannte darüber hinaus die vielfältigen Möglichkeiten, mittels Sport "ein ganzes Volk" an die Kandare der jeweils Ansprüche anmeldenden gesellschaftlichen Eliten zu legen:

Wir wollen uns vor Augen halten, dass es nicht mehr genügt, die laufenden Bestrebungen des Volks ganz einfach zu fördern, sondern dass mit ganzer Energie eine völlige Umwälzung der Lebensführung, eine wichtige Erweiterung in der bestehenden Ansicht über Staatsbürgerpflichten erzwungen werden muss: der neuen Staatsbürgerpflicht nämlich für jedermann, sich körperlich sein ganzes Mannesleben - und das gleiche gilt für die Frau - zu schulen und rüstig zu halten. Wer militaristisch denkt, dem mag vor Augen schweben ein ganzes Volk in rüstiger Wehrkraft, wer wirtschaftlich denkt, ein ganzes Volk in höchster Schaffensfreude, wer hygienisch denkt, ein ganzes Volk immun gegen Erkältung, Tuberkel- und andere Bazillen.
(S. 29)

Was die Sportführer von einst noch über "Staatsbürgerpflichten" erzwingen mußten, wird heute in einer versporteten Gesellschaft den Bürgerinnen und Bürgern wie selbstverständlich aufoktroyiert, zum Beispiel im Zuge von Fitneß-, Gesundheits- oder Ernährungskampagnen. Mehr noch, dem gesellschaftlichen Trend folgend, daß der einzelne in der Eigenverantwortung steht, was ihm die Arbeits- und Produktionswelt an Anpassungsleistungen zur Gesunderhaltung des Körpers abverlangt, wird ihm am Ende selbst die Schuld dafür aufgebürdet, daß er nicht genug Sport getrieben habe, um Krankheiten - und heute geht es nicht mehr nur um "Tuberkel- und andere Bazillen" (Diem), sondern bereits um Krebs, Diabetes, Herz- und Kreislauferkrankungen, Dickleibigkeit usw. - vorzubeugen. Wer nicht mitmacht, wird als Sozialdelinquent gebrandmarkt und muß mit Einschränkungen rechnen, die bis zur Ausgliederung aus den gesellschaftlichen Fürsorgesystemen reichen können.

Als der damalige DRA-Generalsekretär und Prorektor der Deutschen Hochschule für Leibesübungen (DHfL), Carl Diem, im April 1919 seinen Gewährsmann Carl Schelenz schließlich bat, "auf dem Gelände des Deutschen Stadions in Berlin aus dem Frauenspiel ein 'Kampfspiel' für Männer zu machen" (S. 35), läutete die Geburtsstunde des modernen Handballs mit seiner bis heute gültigen Betonung des Kämpferischen. Handball war ein "Kriegsprodukt" (S. 21) und "wurde als Wehr-Ersatz betrachtet. Was das anging, folgte Schelenz fast blind der erzkonservativen Ideologie des von ihm verehrten Carl Diem" (S. 36). Zu den Zielen des Kriegsveteranen Carl Schelenz gehörte, ein urdeutsches Spiel zu entwickeln, das nicht nur Weltgeltung erlangte, sondern auch aus dem Wettstreit mit dem englischen Fußball und seinen Ablegern als Sieger hervorging.

Die 1934 erfolgte Gleichschaltung des deutschen Sports durch die NSDAP verhalf auch dem Handball zu neuer Geschlossenheit und Breitenwirkung. Schließlich erlebte der Handballsport seinen allergrößten Triumph unter der nationalsozialistischen Sportführung, als Deutschland 1936 in Berlin Olympiasieger und zwei Jahre später sowohl in der Halle wie auch auf dem Großfeld bei den ebenfalls in Berlin stattfindenden Weltmeisterschaften alle Gegner aus dem Felde schlug. Das Handballspiel wurde zum populärsten Kampfspiel der Reichswehr, deren soldatischer Ethos in den Sport hineinwirkte. Von 1935 bis 1946 gab es kein deutsches Endspiel ohne eine Polizei- oder Militärmannschaft.

Zurecht weist Erik Eggers darauf hin:

Als der Deutsche Handball-Bund (DHB) im Jahre 1949 gegründet wurde, waren viele Funktionäre anwesend, die schon während des Nationalsozialismus im Handball gewirkt hatten. (...) Die Verquickung von Sport und NS-Verbrechen wurde ignoriert, vergessen, verschwiegen.
(S. 70)

War Handball in der Gründerzeit eine erwünschte Vorstufe militärischer Ertüchtigung und erwies er sich in der Nachkriegswirtschaft als probates Mittel für die Sicherstellung und Reproduktion von Arbeitskraft und -moral, so wurde er im Zuge der Kommerzialisierung und Professionalisierung immer mehr für kommunalpolitische und unternehmerische Zwecke eingespannt.

Inzwischen ist der Krieg im Spitzenhandball ein ökonomischer geworden, und er wird durch in Wirtschaftsbetriebe gewandelte Vereine (GmbH & Co KGs) geführt, deren jeweilige Etathöhe darüber bestimmt, wieviel hochqualifiziertes Spielermaterial in die Schlacht geworfen werden kann, so daß am Ende auch jene Mannschaften in der Meisterschaft ganz oben stehen, die den programmatischen Spielerverschleiß kraft ihrer finanziellen Mittel am besten ausgleichen konnten.

Es löst heute nicht einmal mehr Befremden aus, daß nach dem gleichen Akzeptanzmuster, wie in Kriegen von "Verlusten" oder "Verwundeten" gesprochen wird, im Handball moderner Prägung - und das gilt beileibe nicht nur für diese Mannschaftssportart -, über "Ausfälle" oder "Verletzte" geklagt wird, für die umgehend "Ersatz" her müsse, damit die Truppen- respektive Mannschaftsstärke aufrechterhalten bleibe. Das Verhältnis von Aufwand und Verlusten ist in der modernen Sportbewegung, auch mit Hilfe von Wissenschaft und Medizin, lediglich rationalisiert und optimiert worden.

Der Handball der 70er Jahre mit seiner "Brutalität" und den "Foulfestivals" (S. 211) wurde mit Hilfe von Regeländerungen zwar entschärft, gleichzeitig hat aber die mit dem Profitum einziehende drastische Erhöhung der Trainingsumfänge sowie die Athletisierung und ungeheure Tempoerhöhung des Spiels (Stichwort "schnelle Mitte") zu modifizierten Formen körperlichen Raubbaus bei den Akteuren geführt - wie die immer mal wieder aufflammende Pseudo-Diskussion um die Gesundheit der Profispieler zeigt.

Von all den Verlierern und den Nöten der im handballerischen Auslesesystem auf der Strecke Gebliebenen erfährt der Leser so gut wie gar nichts in diesem Buch. Die einer geschichtlichen Betrachtung angemessene Distanz zum Untersuchungsgegenstand, die Erik Eggers für den Handball vor und während der Weltkriege noch zu wahren sucht, weicht in dem Maße auf, wie sich die Handballentwicklung der Gegenwart annähert, und mündet - leider - in jenen PR-Journalismus, der das marktschreierische Geschäft des massenmedialen Sports betreibt. Im abschließenden Exkurs über "Perspektiven, Chancen und Risiken einer boomenden Sportart - ein Ausblick" übernimmt Erik Eggers so naht- und kritiklos die Sichtweisen und Sorgen der Vermarkter, Manager und Funktionäre des gewerblichen Handballs ("Wichtige Märkte wie Berlin oder München liegen völlig brach..." (S. 362)), daß er seinem eigenen Anspruch auf Grundlagenarbeit und gesellschaftliche Kontrastierung einen Bärendienst erweist. Wenn Erik Eggers schreibt, daß die bevorstehende WM 2007 in Deutschland, geschickt vermarktet, zu einer "weiteren Popularitätssteigerung" in einer Sportart beitragen könnte, "die lange unter verheerenden Zuschreibungen gelitten hat" (S. 361), und das Buch schließlich mit der Leerformel beschließt, daß das Handballspiel "sozusagen nach langer Suche endlich modern geworden" sei, dann wirft er Perlen vor die Säue, die sein erklärtermaßen "ambitioniertes Werk" im Blätterwald der Medien durchaus hätte aufscheuchen können.

Vor dem Hintergrund, daß auch der kommerzielle Sport sein Scherflein zur vollständigen Vermarktung des sozialen Lebens beiträgt, indem er ausschließlich marktkonforme Imperative von Leistung und Konkurrenz predigt, sowie in der Kulisse erodierender sozialer Sicherungssysteme, zunehmender Armut weiter Bevölkerungskreise und einer verstärkt zu beobachtenden Militarisierung der Gesellschaft scheinen Tugenden wie Härte, Ausdauer und Kampfgeist, die dem Massenpublikum bei jeder Handballinszenierung gleichsam mit ins Bewußtsein geschrieben werden, wieder mehr denn je angesagt. Was nützt der - mit einigem kritischen Abstand - Rückblick auf die Geschichte, wenn der gegenwärtigen Entwicklung am Ende das Warensiegel "modern" aufgepappt und zur Tagesordnung übergegangen wird? Hier hätte das Autorenteam, das die Fans ansonsten reichlich in Erinnerungen an die Meriten alter und neuer Sportikonen schwelgen läßt, der Leserschaft über den vertrauten Handball-Horizont hinaus mehr zumuten können, ohne daß es den zweifellos vorhandenen Unterhaltungswert des Buches geschmälert hätte.


Erik Eggers (Hrsg.)
Handball - Eine deutsche Domäne
Mit Beiträgen von Christoph Bertling, Jens Bierschwale, Frank
Ketterer, Jürgen Roos u.a.
Verlag Die Werkstatt, Göttingen, 2004
384 Seiten, Euro 21,90
ISBN 3-89533-465-0


13.04.2006