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AKTION/1082: Urgent Action - Myanmar - Sterbenskranker Gefangener weiterhin in Haft


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-138/2012, AI-Index: ASA 16/004/2012, Datum: 11. Juni 2012 - cr

Myanmar
Sterbenskranker Gefangener weiterhin in Haft



Herr PHYO WAI AUNG

Der zum Tode verurteilte Gefangene Phyo Wai Aung liegt im Sterben. Er leidet an Leberkrebs. Seine Familie fordert seine sofortige Entlassung, damit er während seiner letzten Wochen angemessene Pflege erhalten kann. Phyo Wai Aung war in Verhören nach seiner Festnahme 2010 gefoltert worden und ist im Mai 2012 nach einem unfairen Gerichtsverfahren zum Tode verurteilt worden.

Phyo Wai Aung wurde am 22. April 2010 festgenommen. Ihm wurde vorgeworfen, an den Bombenanschlägen während des Wasserfestes am 15. April vor dem X20-Stadion in Yangon (Rangun), der größten Stadt Myanmars, beteiligt gewesen zu sein. Bei den Anschlägen kamen zehn Menschen ums Leben, 168 weitere wurden verletzt. Phyo Wai Aung beteuert bis heute, an den Anschlägen nicht beteiligt gewesen zu sein.

Nach seiner Festnahme wurde er ins Untersuchungsgefängnis Aungthabyay gebracht, wo er Berichten zufolge in den ersten sechs Tagen seiner Inhaftierung sowie nochmals zwischen dem 11. und 16. Mai 2010 gefoltert wurde. Ihm wurde Schlaf entzogen und er musste während seines Verhörs die Hände auf den Rücken gefesselt zwei Tage lang stehend verbringen. Er bekam Schläge auf den Kopf und den Körper. Zudem wurde er gezwungen, mit erhobenen Händen nackt auf kleinen Steinen zu knien. Es wurde weiter berichtet, VernehmungsbeamtInnen hätten ihm Brandverletzungen an den Genitalien zugefügt.

Vor seinem Prozess war Phyo Wai Aung im Insein-Gefängnis inhaftiert. Obwohl er schon dort Symptome einer ernsthaften Erkrankung zeigte, wurde Phyo Wai Aung bis Mitte Mai 2012 nicht angemessen medizinisch versorgt. Derzeit befindet er sich in der Gefängnisabteilung des Allgemeinkrankenhaus von Insein.

Phyo Wai Aung war während seines Gerichtsverfahrens zeitweise so krank, dass er sich in einem Nebenraum hinlegen musste, weil er sich zu schlecht fühlte, um der Verhandlung im Gerichtssaal sitzend zu folgen. Vor Gericht wurde ein unter Folter erzwungenes "Geständnis" gegen ihn verwendet. Das Todesurteil erging am 8. Mai. Seine Anfechtung des Todesurteils wird am 26. Juni vor dem Obersten Gerichtshof angehört werden.

Phyo Wai Aung wird möglicherweise nur noch kurze Zeit leben. Amnesty International fordert deshalb seine sofortige Entlassung, damit seine Familie sich um ihn kümmern kann.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Phyo Wai Aung wurde 1979 geboren. Er ist muslimischen Glaubens und lebte mit seiner Frau und seinen Kindern in Yangon. Zurzeit seiner Festnahme 2010 absolvierte er eine Ausbildung zum Elektroingenieur und war als Bauunternehmer tätig. EMPFOHLENE AKTIONEN


SCHREIBEN SIE BITTE LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN
  • Ich möchte meine Sorge darüber ausdrücken, dass Phyo Wai Aung laut Berichten im Insein-Gefängnis bis vor kurzem trotz seiner schweren Erkrankung keine angemessene medizinische Versorgung erhalten hat.
  • Ich bitte Sie eindringlich, Phyo Wai Aung sofort aus dem Gefängnis zu entlassen.
  • Es bereitet mir große Sorge, dass Phyo Wai Aung glaubwürdigen Berichten zufolge während seiner Verhöre gefoltert wurde und sein Prozess den internationalen Standards für ein faires Gerichtsverfahren bei weitem nicht gerecht wurde.

APPELLE AN

PRESIDENT OF THE REPUBLIC OF THE UNION OF MYANMAR
U Thein Sein
Ministry of President's Office
Ministry of Defence
Nay Pyi Taw
MYANMAR
(korrekte Anrede: Dear President / Sehr geehrter Herr Präsident)


KOPIEN AN

INNENMINISTER
Lt. Gen. Ko Ko
Ministry of Home Affairs
Office No. 10
Nay Pyi Taw
MYANMAR
(korrekte Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)

VORSITZENDER DER MENSCHENRECHTSKOMMISSION
U Win Mya
Myanmar National Human Rights Commission
27 Pyay Road, Hline Township, Yangon
MYANMAR
(korrekte Anrede: Dear Chairman / Sehr geehrter Herr Vorsitzender)

BOTSCHAFT DER UNION MYANMAR
S.E. Herrn U Tin Win
Thielallee 19
14195 Berlin
Fax: 030-2061 5720
E-Mail: info@botschaft-myanmar.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Birmanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 23. Juli 2012 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Express concern that Phyo Wai Aung is reported not to have been provided with adequate medial care in Insein prison until recently despite the fact that he was very ill.
  • Urge the President to release Phyo Wai Aung from prison immediately.
  • Express concern about credible reports that Phyo Wai Aung was tortured during interrogation and was later subjected to a trial which fell far short of international fair trial standards.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-138/2012, AI-Index: ASA 16/004/2012, Datum: 11. Juni 2012 - cr
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juni 2012