Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → AMNESTY INTERNATIONAL

AKTION/1435: Briefe gegen das Vergessen, Dezember 2012 / Januar 2013


amnesty journal 01/2013 - Das Magazin für die Menschenrechte

Briefe gegen das Vergessen

Aktion der Monate Dezember 2012 / Januar 2013



Nigeria - Bewohnerinnen und Bewohner von Bodo
Guatemala - María Isabel Franco
Libyen - Bewohner der Stadt Tawargha


Tag für Tag werden Menschen gefoltert, wegen ihrer Ansichten, Hautfarbe oder Herkunft inhaftiert, ermordet, verschleppt oder man lässt sie "verschwinden". AMNESTY INTERNATIONAL veröffentlicht regelmäßig an dieser Stelle drei Einzelschicksale, um an das tägliche Unrecht zu erinnern. Internationale Appelle helfen, solche Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und zu beenden.

Sie können mit Ihrem persönlichen Engagement dazu beitragen, dass Folter gestoppt, ein Todesurteil umgewandelt oder ein Mensch aus politischer Haft entlassen wird. Schreiben Sie bitte, im Interesse der Betroffenen, höflich formulierte Briefe an die jeweils angegebenen Behörden des Landes.

Sollten Sie eine Antwort auf Ihr Appellschreiben erhalten, schicken Sie bitte eine Kopie an AMNESTY INTERNATIONAL.

AMNESTY INTERNATIONAL
Zinnowitzer Str. 8, 10115 Berlin
Tel.: 030-42 02 48-0, Fax: 030-42 02 48-488
E-mail: info@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de

Spendenkonto
Bank für Sozialwirtschaft (BfS) Köln,
Kto.-Nr.: 8090100, BLZ: 370 205 00
oder Postbank Köln,
Kto.-Nr.: 22 40 46-502, BLZ 370 100 50
BIC: BFSWDE33XXX
IBAN: DE23370205000008090100

*


NIGERIA

Bewohnerinnen und Bewohner von Bodo

Seit Jahrhunderten lebten die Menschen in Bodo, einer kleinen Stadt im Nigerdelta, von Fischfang und Landwirtschaft. Am 28. August 2008 veränderte sich ihr Leben schlagartig, als durch ein Leck in einer Ölpipeline des Shell-Konzerns Tausende Barrel Öl in diesen Bereich des Deltas liefen. Das Wasser und das Land rund um die Stadt Bodo wurden innerhalb kürzester Zeit mit Öl verseucht. Das Austreten des Öls wurde erst am 7. November 2008 gestoppt. Im Dezember 2008 trat ein erneutes Leck auf, das dazu führte, dass zehn weitere Wochen lang Öl auslief. Beide Vorfälle wurden durch Materialversagen verursacht.

Das Öl hat den Bewohnern von Bodo ihre Lebensgrundlage genommen und die Umwelt zerstört. Die Fische in der Bucht starben oder wurden durch die Verschmutzung vertrieben. Bis heute wurde der Ölteppich nicht vollständig beseitigt, sodass Land und Wasser noch immer verseucht sind und keine Erträge abwerfen. Der Schaden für die Fischerei und die Landwirtschaft hat in Bodo zu Nahrungsmittelknappheit und hohen Lebensmittelpreisen geführt. Viele Menschen in Bodo sind durch die Ölunfälle noch weiter in die Armut gedrängt worden. Außerdem stellt die Verseuchung von Boden, Wasser und Luft ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko für sie dar.

Nachdem es im Juni 2012 erneut zu einem Leck gekommen ist, nehmen die Befürchtungen zu, dass die Shell-Pipeline durch ihr Alter brüchig geworden ist.

Schreiben Sie bitte höflich formulierte Briefe an den Staatspräsidenten von Nigeria und fordern Sie ihn auf, die Umweltverschmutzung in Bodo und ihre Auswirkungen auf die dort lebenden Menschen zu untersuchen und sicherzustellen, dass das Öl beseitigt wird. Fordern Sie ihn auf, sich öffentlich zu Transparenz zu verpflichten, alle Informationen zur Säuberungsaktion zugänglich zu machen und sicherzustellen, dass die betroffenen Gemeinden für ihre Verluste entschädigt werden. Bitten Sie ihn zudem, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen, der prüft, ob Shell die Umweltauflagen und -gesetze im Nigerdelta erfüllt, und fordern Sie die Veröffentlichung der Ergebnisse.

Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch an:
President Goodluck Jonathan
President of the Federal Republic of Nigeria
Office of the President
Nigerian Presidential Complex, Aso Rock
Abuja
Federal Capital Territory
NIGERIA
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Nigeria
S.E. Herr Abdu Usman Abubakar
Neue Jakobstraße 4
10179 Berlin
Fax: 030 - 2123 0164
E-Mail: info@nigeriaembassygermany.org


GUATEMALA

María Isabel Franco

María Isabel Franco wurde im Alter von 15 Jahren vergewaltigt und brutal ermordet. Seit ihrem Tod im Dezember 2001 kämpft ihre Mutter Rosa für Gerechtigkeit, obwohl sie schon mehrmals von Unbekannten Morddrohungen erhalten hat und die Behörden mit Gleichgültigkeit auf ihr Anliegen reagieren.

Aus dem im Jahr 2007 veröffentlichten Bericht des Ombudsmannes für Menschenrechte in Guatemala geht hervor, dass der Fall von María Isabel Franco unzureichend untersucht wurde und die Behörden mangelndes Interesse an der Aufklärung zeigten. Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte hat den Fall von María Isabel Franco kürzlich anerkannt und damit den Druck auf die Behörden in Guatemala erhöht, aktiv zu werden.

Zeigen Sie sich solidarisch mit Rosa Franco. Schreiben Sie ihr Briefe oder Postkarten, um zu zeigen, dass Sie ihren andauernden Kampf um Gerechtigkeit für ihre Tochter María Isabel unterstützen. Schreiben Sie an:

Rosa Franco
c/o Central America Team
Amnesty International
1 Easton Street
London
WC1X 0DW
UK

Das Internationale Sekretariat wird die Schreiben an Rosa Franco weiterleiten.

Schreiben Sie bitte höflich formulierte Briefe an die Vizepräsidentin von Guatemala. Begrüßen Sie das Engagement von Frau Baldetti zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen vor ihrem Amtsantritt als Vizepräsidentin im Januar 2012. Fragen Sie, welche Schritte die Behörden in Guatemala unternehmen, um die Mörder von María Isabel Franco vor Gericht zu bringen. Erkundigen Sie sich, welche Maßnahmen ergriffen werden, um gegen das hohe Maß an Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Guatemala sowie die geringe Strafverfolgungsrate dieser Verbrechen anzugehen.

Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch an: Roxana Baldetti

Vizepräsidentin der Republik Guatemala
6ta. Ave. 4-19, zona 1
Guatemala City
GUATEMALA
(Anrede: Dear Vice President / Sehr geehrte Frau Vizepräsidentin)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Guatemala
S.E. Herrn Carlos Jiménez Licona
Joachim-Karnatz-Allee 45-47, 2. OG.
10557 Berlin
Fax: 030 - 2064 3659
E-Mail: embaguate.alemania@t-online.de


LIBYEN

Bewohner der Stadt Tawargha

Im August 2011 wurde die libysche Stadt Tawargha von Milizen aus dem nahegelegenen Misrata angegriffen. Die Angreifer zwangen die 30.000 Einwohner von Tawargha zur Flucht, brannten die Stadt nieder und zerstörten die Infrastruktur. Sie wollten Rache üben, da sie glaubten, die Menschen in Tawargha hätten die Regierungstruppen während der Proteste in Libyen unterstützt und dabei Kriegsverbrechen und andere Menschenrechtsverletzungen begangen.

Heute ist Tawargha eine unbewohnbare Geisterstadt. Die ehemaligen Bewohner leben verstreut in ganz Libyen in schlecht ausgestatten Lagern - in ständiger Angst vor den anhaltenden Angriffen der Milizen. Bei einem Anschlag auf ein Lager in Tripolis am 6. Februar 2012 töteten Schützen sieben der Bewohner, unter ihnen drei Kinder.

Die Menschen aus Tawargha fühlen sich nirgendwo sicher. Hunderte von ihnen wurden von den Milizen aus Misrata an Kontrollpunkten abgefangen, aus Lagern, Häusern und selbst aus Krankenhäusern herausgeholt und festgenommen. Häufig werden Gefangene gefoltert - einige der Bewohner Tawarghas sind sogar durch Folter zu Tode gekommen.

Die Milizen aus Misrata haben geschworen, die Einwohner von Tawargha niemals in ihre Heimat zurückkehren zu lassen. Sie sind immer wieder in die Stadt eingefallen und haben Häuser und Infrastruktur zerstört, um die Menschen an der Rückkehr zu hindern. Sie haben Sandberge aufgeschüttet, um den Zugang zur Stadt zu blockieren und den Namen der Stadt von Straßenschildern entfernt. Tawargha wird gerade von der Landkarte gestrichen.

Schreiben Sie bitte höflich formulierte Briefe an den Innenminister von Libyen. Fordern Sie ihn auf, dafür zu sorgen, dass alle aus Tawargha Vertriebenen unverzüglich in ihre Häuser zurückkehren können. Drängen Sie darauf, dass die Sicherheit der Bewohner von Tawargha garantiert wird und dass die Verantwortlichen für die Angriffe gegen sie vor Gericht gestellt werden.

Senden Sie ihren Brief per Fax an:
Innenminister von Libyen
Fax: 0021 - 8214 8036 45 oder 0021 - 8214 4429 97

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Libysche Botschaft
Herr Kamal R. M. Krista, Geschäftsträger a.i.
Podbielskiallee 42, 14195 Berlin
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: 030 - 2005 9699 oder 030 - 200 596 99
E-Mail: info@libysche-botschaft.de

*

Quelle:
amnesty journal, Dezember 2012/Januar 2013, S. 80-81
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Redaktionsanschrift: Amnesty International, Redaktion amnesty journal,
Postfach 58 01 61, 10411 Berlin, E-Mail: ai-journal@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de
 
Das amnesty journal erscheint monatlich.
Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Nichtmitglieder können das amnesty journal für
30 Euro pro Jahr abonnieren.
Ein Einzelheft kostet 4,80 Euro.


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. April 2013