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AKTION/1513: Urgent Action - Kolumbien, erneut Morddrohungen gegen Gewerkschafter


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-066/2013-3, AI-Index: AMR 23/027/2013, Datum: 14. Juni 2013 - bs

Kolumbien
Erneut Morddrohungen gegen Gewerkschafter



Herr JUAN AGUAS
Herr EDGAR MUÑOZ
Herr ESTIVENSON AVILA
Herr RUBÉN MORRÓN GUERRERO

Führende GewerkschafterInnen, die gegenwärtig an Tarifverhandlungen beteiligt sind, erhalten weiterhin Drohungen. Am 13. Juni haben vier der Gewerkschaftsführer Morddrohungen per Textnachricht auf ihren Mobiltelefonen erhalten.

Am 13. Juni gingen bei den führenden Gewerksschaftsmitgliedern Juan Aguas, Edgar Muñoz, Estivenson Avila und Rubén Morrón Guerrero Morddrohungen per SMS ein. In der Textnachricht hieß es: "Die Auslöschung der Gewerkschaft wird nicht gestoppt [...] Tod den Gewerkschaftern" (el extermino sindical no se detendra [sic] [...] muerte a los sindicalistas). Die vier Männer sind Mitglieder der kolumbianischen Gewerkschaft für Bergbau, Petrochemie, Agrarbrennstoffe und Energie (Sindicato Nacional de la Industria Minera, Petroquímica, Agrocombustible y Energética - SINTRAMIENERGETICA). Sie gehören der Gewerkschaftsdelegation an, die gegenwärtig mit dem Bergbauunternehmen Drummond Ltd. über einen neuen Tarifvertrag verhandelt.

Diese neuen Morddrohungen folgten auf eine Reihe jüngster Drohungen gegen Mitglieder der Gewerkschaft SINTRAMIENERGETICA. Am 28. Mai hatten kurz vor dem Beginn der Tarifverhandlungen Unbekannte in der Stadt Barranquilla im Departamento Atlántico auf das Taxi geschossen, in dem der Gewerkschafter Rubén Morrón Guerrero unterwegs war. Bereits in der Vergangenheit sind im Zusammenhang mit Tarifverhandlungen Mitglieder der Gewerkschaft SINTRAMIENERGETICA bedroht und sogar getötet worden.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Im Laufe des seit langem andauernden bewaffneten Konflikts zwischen den linksgerichteten Guerillas und den Streitkräften, die zum Teil im stillen Einvernehmen mit Paramilitärs operieren, werden immer wieder Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften und anderen Organisationen bedroht, entführt oder getötet. Zwar heißt es, die paramilitärischen Gruppen Kolumbiens seien ab 2003 in einem von der Regierung unterstützten Prozess demobilisiert worden, doch zeigen die Drohungen gegen Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften eindeutig, dass sie noch immer aktiv sind.

Kolumbien hat weltweit eine der höchsten Mordraten an GewerkschafterInnen. Gewerkschaftsmitglieder werden im Zusammenhang mit Arbeitskämpfen und dem Einsatz für gerechtere Bezahlung und verbesserte Arbeitsbedingung immer wieder mit dem Tod bedroht oder gar getötet. Sie sind anhaltenden Drohungen ausgesetzt und viele wurden außergerichtlich hingerichtet oder fielen dem Verschwindenlassen zum Opfer. Verantwortlich dafür sind Paramilitärs, die entweder eigenständig oder mit dem Einverständnis der Sicherheitskräfte vorgehen. Zudem beschuldigen Sicherheitskräfte und Paramilitärs häufig die GewerkschafterInnen, SympathisantInnen oder UnterstützerInnen der Guerilla zu sein. Die Guerillatruppen sind ihrerseits ebenfalls für die Tötung und Bedrohung von Personen verantwortlich, die sie der Zusammenarbeit mit dem Feind beschuldigen.

Seit vielen Jahren werden Mitglieder von SINTRAMIENERGETICA im Rahmen ihres Einsatzes für verbesserte Arbeitsbedingungen getötet bzw. mit dem Tod bedroht. In den letzten Monaten haben Mitglieder der SINTRAMIENERGETICA vor dem Hintergrund von Arbeitskämpfen vermehrt Morddrohungen von den Paramilitärs erhalten.


SCHREIBEN SIE BITTE

FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bin sehr um die Sicherheit von Juan Aguas, Edgar Muñoz, Estivenson Avila und Rubén Morrón Guerrero sowie weiteren Mitgliedern von SINTRAMIENERGETICA besorgt.
  • Bitte ergreifen Sie umgehend in Absprache mit Juan Aguas, Edgar Muñoz, Estivenson Avila und Rubén Morrón Guerrero Schutzmaßnahmen für die bedrohten Gewerkschaftsmitglieder.
  • Leiten Sie bitte eine umfassende und unparteiische Untersuchung der Morddrohungen sowie der vorherigen Angriffe und Drohungen ein, veröffentlichen Sie die Ergebnisse dieser Ermittlungen und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.
  • Ich fordere Sie außerdem auf, unverzüglich die paramilitärischen Gruppen aufzulösen und ihre Verbindungen mit den Sicherheitskräften zu unterbinden, wie es die Vereinten Nationen wiederholt empfohlen haben.

APPELLE AN

PRÄSIDENT
Señor Juan Manuel Santos
Presidente de la República
Palacio de Nariño, Carrera 8 No. 7-26
Bogotá
KOLUMBIEN
(Anrede: Excmo. Sr. Presidente Santos / Sehr geehrter Herr Präsident Santos / Dear President Santos)
Fax: (00 57) 1 596 0631

AUßENMINISTERIN
María Ángela Holguín
Ministerio de Relaciones Exteriores
Palacio San Carlos
Calle 10 No. 5-51
Bogotá,
KOLUMBIEN
(Anrede: Estimada Sr. Ministra / Sehr geehrte Frau Ministerin / Dear Minister)
Fax: (00 57) 1 381 4742


KOPIEN AN

GEWERKSCHAFT
SINTRAMIENERGETICA
Calle 34 No. 44 - 63
Piso 9
Oficina 9A
Barranquilla
KOLUMBIEN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S. E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Taubenstr. 23
10117 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 26. Juli 2013 keine Appelle mehr zu verschicken.

Weitere Informationen zu UA-066/2013 (AMR 23/013/2013, 15. März 2013, AMR 23/016/2013, 4. April 2013 und AMR 23/026/2013, 10. Juni 2013)


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Expressing concern for the safety of Juan Aguas, Edgar Muñoz, Estivenson Avila and Rubén Morrón Guerrero, and other members of SINTRAMIENERGETICA.
  • Demanding that the authorities provide protection for Juan Aguas, Edgar Muñoz, Estivenson Avila and Rubén Morrón Guerrero, in accordance with their wishes.
  • Urging the authorities to conduct a full and impartial investigation into the death threat and previous attacks and threats, and to make the results public and bring those responsible to justice.
  • Urging them to take immediate action to dismantle paramilitary groups and break their links with the security forces, in line with repeated UN recommendations.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-066/2013-3, AI-Index: AMR 23/027/2013, Datum: 14. Juni 2013 - bs
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juni 2013