ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-228/2013, AI-Index: EUR 46/035/2013, Datum: 19. August 2013 - dw
Russische Föderation
Anwalt droht Abererkennung der Lizenz
Herr FARID MURTAZIN
Dem Anwalt Farid Murtazin könnte in Folge einer Beschwerde des Ermittlungskomitees der russischen Staatsanwaltschaft die Zulassung als Rechtsanwalt entzogen werden. Er bestreitet die Anschuldigungen und glaubt, dies sei ein Versuch, ihn davon abzuhalten, den möglicherweise gewaltlosen politischen Gefangenen Artiom Saviolov zu vertreten. Die Anhörung ist für die Woche ab dem 19. August angesetzt. Im Juni 2013 erhielt die Abteilung der Region Tula des Justizministeriums eine Beschwerde des Ermittlungskomitees der russischen Staatsanwaltschaft über den Anwalt Farid Murtazin. Farid Murtazin ist Mitglied der Anwaltskammer der Region Tula. Er vertritt Artiom Saviolov, einen der Inhaftierten im sogenannten "Bolotnaja-Fall". Dabei wurde am 6. Mai 2012, dem Tag vor der Amtseinführung von Präsident Putin, in Moskau ein genehmigter Protestmarsch auf dem Weg zum Bolotnaja-Platz von der Polizei gestoppt. Es kam zu einer Konfrontation zwischen Polizei und Demonstrierenden und zu vereinzelten Handgreiflichkeiten. Der Beschwerde zufolge ist Farid Murtazin vor der Eröffnung des Strafverfahrens mehrmals nicht zu Terminen im Rahmen der Ermittlungen im "Bolotnaja-Fall" erschienen. Das Ermittlungskomitee der Staatsanwaltschaft gab auch an, Farid Murtazin habe zu viel Zeit benötigt, um sich mit der 64-bändigen Strafakte gegen seinen Mandanten vertraut zu machen. Das Ermittlungskomitee der Staatsanwaltschaft schlussfolgerte, dass dies ein Versuch sei, die Ermittlungen vor der Verfahrenseröffnung in die Länge zu ziehen, und eine Verletzung des Rechts des Mandanten auf eine wirksame Rechtsvertretung darstelle.
Farid Murtazin bestreitet die Anschuldigungen. Er weist darauf hin, dass das Ermittlungskomitee der Staatsanwaltschaft die Tatsachen verdreht habe und er zu den angegebenen Terminen des Ermittlungsverfahrens anwesend gewesen sei. Darüber hinaus verweist er darauf, dass das Ermittlungskomitee der Staatsanwaltschaft keine Beweise beigebracht habe, die die Anschuldigungen bekräftigen. Farid Murtazin gibt weiter an, dass er und sein Mandant sich innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens mit den Verfahrensakten vertraut gemacht haben. Zudem fügte Farid Murtazin eine Aussage seines Mandanten Artiom Saviolov an, in der dieser ausdrücklich erklärt, dass er mit der Arbeit seines Anwalts zufrieden ist und keine Beschwerden hat. Die Anhörung der Beschwerde gegen Farid Murtazin soll ab 19. August 2013 vor der Anwaltskammer in Tula stattfinden.
There are regular reports of law enforcement officials subjecting criminal defence lawyers to harassment and pressure to remove or prevent them from working as defence counsels in specific cases. This can include filing unfounded complaints against them and alleging that they violate their client's right to effective legal representation, and thereby seeking to have them stripped of their licences. Over the years, Amnesty International has highlighted this issue, both in the context of the North Caucasus (see its recent report Russia: Confronting the circle of injustice threats and pressure faced by lawyers in the North Caucasus,
http://amnesty.org/en/library/info/EUR46/003/2013/en),
and elsewhere in the Russian Federation. Thus, for example, in 2007 the Prosecutor General's office complained to the Moscow Bar Association against Karinna Moskalenko, who was at that time representing businessman Mikhail Khodorkovsky, in connection with the first set of charges against him, and requested that she be stripped of her advocate status. The Moscow Bar Association rejected the complaint. In 2005, similar requests were submitted in relation to five other of Khodorkovsky's lawyers. Recently, the Investigative Committee complained against lawyer Violetta Volokova, who represents another Bolotnoya case defendant, Sergei Udaltsov, who is currently under house arrest. The Investigative Committee requested that Violetta Volkova is disciplined for allegedly passing on Sergei Udlatsov's political statement to the media, which may also lead to her being stripped of her licence to practice law.
Following street protests of 6 May 2012, on the eve of Vladimir Putin's inauguration as President, which resulted in skirmishes between some protesters and the police, more than 10 people have been criminally charged in connection with their alleged participation in what the authorities have described as "mass riots". Most have been in detention since June 2012, and only some of them were placed under house arrest or released on bail. Thirteen people are currently standing trial. Amnesty International believes that at least three of them - Vladimir Akimenkov, Artiom Saviolov and Mikhail Kosenko - might be prisoners of conscience detained solely for the peaceful exercise of their believes.
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Vladimir Fedorovich Kalachev
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(Anrede: Dear President of the Bar Association / Sehr geehrter Herr Vladimir Fedorovich Kalachev)
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300041 Tula
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. August 2013