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AKTION/1595: Briefe gegen das Vergessen, September 2013


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats September 2013

- Iran - Sayed Ziaoddin Nabavi
- Sri Lanka - Ragihar Manoharan
- Belarus - Pavel Selyun



Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


IRAN

Sayed Ziaoddin Nabavi

Der Student Sayed Ziaoddin Nabavi verbüßt zurzeit im Karoun-Gefängnis in Ahvaz eine zehnjährige Haftstrafe wegen "Verbrechen" gegen die nationale Sicherheit. In diesem Gefängnis herrschen schlechte Haftbedingungen. Der gewaltlose politische Gefangene befindet sich nur deshalb in Haft, weil er seine Rechte auf freie Meinungsäußerung und Vereinigungsfreiheit friedlich wahrgenommen hat. Er verbüßt die Haftstrafe im inneriranischen Exil, d.h. er befindet sich weit weg vom Wohnort seiner Familie, wodurch es für die Angehörigen schwierig ist, ihn zu besuchen. Berichten zufolge wurde er während der Verhöre und bei der Ankunft im Gefängnis geschlagen.

Sayed Ziaoddin Nabavi wurde im Juni 2009 wegen der Teilnahme an den Protesten infolge der umstrittenen Präsidentschaftswahl festgenommen. Er gehörte damals dem "Rat für die Verteidigung des Rechts auf Bildung" an, einer Organisation, die 2009 von Studierenden gegründet wurde, die aufgrund ihrer politischen Aktivitäten oder ihres Glaubens die Universität verlassen mussten.

Ein Teil seines Strafmaßes bezieht sich auf angebliche Verbindungen zu der verbotenen politischen Gruppierung der Volksmudschaheddin (People's Mojahedeen Organization of Iran - PMOI). Der Vorwurf beruht wahrscheinlich darauf, dass er Angehörige hat, die Verbindungen zu PMOI-Mitgliedern unterhalten. Sayed Ziaoddin Nabavi streitet alle Vorwürfe ab. Derzeit droht Sayed Ziaoddin Nabavi eine Verlängerung der Haft, da wegen seines offenen Briefes über einen Todeskandidaten neue Anklagen gegen ihn erhoben wurden.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an die Oberste Justizautorität, Ayatollah Sadegh Larijani, und fordern Sie ihn auf, Sayed Ziaoddin Nabavi umgehend und bedingungslos freizulassen, da er ein gewaltloser politischer Gefangener ist. Dringen Sie darauf, dass er die Zeit bis zu seiner Freilassung in einem Gefängnis in der Nähe seiner Familie verbringen kann und der Schutz vor Folter und anderer Misshandlung gewährleistet wird. Fordern Sie auch eine umfassende und unparteiische Untersuchung der von ihm erhobenen Vorwürfe über seine Misshandlung in Haft und dass die für diese Misshandlungen Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.

Schreiben Sie in gutem Persisch, Arabisch, Englisch, Französisch oder auf Deutsch an:
Oberste Justizautorität
Head of the Judiciary
Ayatollah Sadegh Larijani
Edareh koll Ravabet Omoumi va Tashrifat Ghoveh Gazaayeh
Pelak 4, Bon Bast Azizi 1
Balatar az tagato Pastoor
Khiyaban ValiAsr
Tehran, IRAN
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
E-Mail: info@dadiran.ir (Betreff: FAO Ayatollah Larijani)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g EUR 0,75)

Bitte senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Islamischen Republik Iran
S.E. Herrn Alireza Sheikh Attar
Podbielskiallee 65-67, 14195 Berlin
Fax: 030 - 84 35 35 35
E-Mail: iran.botschaft@t-online.de oder info@iranbotschaft.de


SRI LANKA

Ragihar Manoharan

Der 20-jährige Ragihar Manoharan war einer von fünf tamilischen Studierenden, die im Januar 2006 in der Küstenstadt Trincomalee von srilankischen Sicherheitskräften getötet wurden. Am 2. Januar 2006 wurde aus einer Auto-Rikscha heraus eine Granate auf die Gruppe von Studierenden geworfen, die sich am Ufer in Trincomalee miteinander unterhielten. Dabei wurden mindestens drei Studierende verletzt. Kurze Zeit später traf eine Gruppe von zehn bis 15 Männern in Uniform am Tatort ein, bei denen es sich um Sicherheitskräfte der Antiterrorismuseinheit "Special Task Force" (STF) gehandelt haben soll. Die Männer zerrten die verletzten Studierenden in ihren Jeep, schlugen mit Gewehrkolben auf sie ein, stießen sie wieder aus dem Fahrzeug auf die Straße und erschossen sie dann Augenzeugenberichten zufolge.

Die Sicherheitskräfte behaupteten zunächst, die fünf Studierenden seien durch die Explosion der Granate zu Tode gekommen, doch eine Obduktion ergab, dass sie aus nächster Nähe erschossen wurden, drei von ihnen durch Schüsse in den Kopf.

Die jüngsten Berichte, denen zufolge zwölf STF-Angehörige im Zusammenhang mit den Tötungen festgenommen worden sind, können nicht als Garantie dafür angesehen werden, dass eine effiziente Untersuchung durchgeführt wurde. Dieselben zwölf Männer waren bereits 2006 festgenommen worden, kamen aber kurz darauf, offenbar aus Mangel an Beweisen, wieder frei. Unter den Festgenommenen befanden sich nach vorliegenden Informationen keine hochrangigen Beamten. Um die Verantwortlichen für die Tötung der fünf Studierenden zu ermitteln, muss jedoch sichergestellt werden, dass bei ausreichender Beweislage auch Personen vor Gericht gestellt werden, die unter Verdacht stehen, den Befehl für die Tötungen gegeben zu haben. Der Dienstgrad darf dabei keine Rolle spielen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Präsidenten von Sri Lanka und weisen Sie ihn darauf hin, dass die Familie ein Recht auf die Aufklärung der Tötung von Ragihar Manoharan hat. Fordern Sie ihn auf, eine unabhängige und effiziente Untersuchung der Tötung von Ragihar Manoharan und den übrigen vier Studierenden einzuleiten und sicherzustellen, dass die dafür Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.

Schreiben Sie in gutem Singhalesisch, Englisch oder auf Deutsch an:
President Mahinda Rajapaksa
Presidential Secretariat
Colombo 1, SRI LANKA
(Anrede: Excellency / Exzellenz)
Fax: 0094 - 112 44 66 57
E-Mail: prsec@presidentsoffice.lk oder lalith@icta.lk
(Standardbrief Luftpost bis 20g EUR 0,75)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Demokratischen Sozialistischen Republik Sri Lanka
S. E. Herrn Upali Sarrath Kongahage
Niklasstr. 19, 14163 Berlin
Fax: 030 - 80 90 97 57
E-Mail: info@srilanka-botschaft.de


BELARUS

Pavel Selyun

Pavel Selyun wurde mit 23 Jahren zum Tode verurteilt. Das Regionalgericht in der belarussischen Stadt Hrodna sprach ihn am 12. Juni 2013 schuldig, im August 2012 seine Frau und deren Liebhaber getötet zu haben. Pavel Selyuns Rechtsbeistand hat vor dem Obersten Gerichtshof von Belarus Rechtsmittel gegen das Todesurteil eingelegt. Am 17. September 2013 wird darüber vor Gericht verhandelt. Derzeit befindet sich Pavel Selyun im Todestrakt einer Hafteinrichtung in der Hauptstadt Minsk. Der Student der staatlichen Universität Belarus hat keine Vorstrafen. Er hat ausgesagt, die Taten in einem Zustand extremer Eifersucht begangen zu haben.

Belarus ist das einzige europäische Land, in dem immer noch Hinrichtungen vorgenommen werden: 2012 wurden mindestens drei Todesurteile vollstreckt. Soweit Amnesty International bekannt ist, sind 2013 bislang drei Todesurteile ergangen. Den Todeskandidaten wird erst unmittelbar vor der Hinrichtung mitgeteilt, dass ihr Todesurteil vollstreckt wird. Exekutiert wird durch einen Schuss in den Hinterkopf. Manchmal bedarf es weiterer Schüsse, bis der Tod eintritt. Die Familie wird häufig erst im Nachhinein über die Hinrichtung informiert. Auch wird den Angehörigen weder der Leichnam ausgehändigt noch erfahren sie, wo er beigesetzt wird. Dies stellt eine zusätzliche Belastung für die Trauernden dar.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den belarussischen Staatspräsidenten Alexander Lukaschenko und dringen Sie darauf, das Todesurteil gegen Pavel Selyun und alle übrigen Todeskandidaten in eine Haftstrafe umzuwandeln. Fordern Sie den Präsidenten außerdem auf, umgehend ein Hinrichtungsmoratorium zu verhängen.

Schreiben Sie in gutem Belarussisch, Russisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Staatspräsident Alyaksandr Lukashenka
Administratsia Prezidenta Respubliki Belarus
ul. Karla Marksa, 38
Minsk 220016, BELARUS
(Anrede: Dear Mr President / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: 00375 - 172 26 06 10 oder 00375 - 172 22 38 72
E-Mail: contact@president.gov.by
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: EUR 0,75)

Bitte senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Belarus
S. E. Herrn Andrei Giro
Am Treptower Park 32, 12435 Berlin
Fax: 030 - 53 63 59 23
E-Mail: germany@mfa.gov.by und berlin@belembassy.org

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. September 2013