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AKTION/1712: Urgent Action - Honduras, Bruder von ermordetem Journalisten in Gefahr


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-329/2013-1, AI-Index: AMR 37/004/2014, Datum: 4. März 2014 - sm

Honduras
Bruder von ermordetem Journalisten in Gefahr



MARIO ARGEÑAL, Bruder des ermordeten Juan Carlos Argeñal

Mario Argeñal, der Bruder des am 7. Dezember 2013 ermordeten honduranischen Journalisten Juan Carlos Argeñal, wird eingeschüchtert und drangsaliert, weil er öffentlich über den Fall spricht und von den Behörden Gerechtigkeit fordert. Die Ermittlungen zu der Ermordung seines Bruders sind bisher nicht vorangekommen.

Mario Argeñal hat seit der Ermordung seines Bruders Juan Carlos Argeñal am 7. Dezember letzten Jahres den honduranischen Medien mehrere Interviews gegeben, in denen er die Ermordung seines Bruders mit dessen Aufdeckung von Korruptionsfällen bei den lokalen Behörden in Verbindung brachte. Von den Behörden fordert Mario Argeñal die Aufklärung der Tat. Die Familie Argeñal ist sehr besorgt darüber, dass die Untersuchung der Ermordung von Juan Carlos Argeñal nach drei Monaten noch immer keine Fortschritte gemacht hat.

Amnesty International wurde darüber benachrichtigt, dass Mario Argeñal eingeschüchtert und drangsaliert wird, seitdem er sich für die Aufklärung des Mordes an seinem Bruder einsetzt. Zwischen dem 11. und dem 15. Dezember 2013 wurden mehrmals am späten Abend zwei Fahrzeuge ohne Kennzeichen gesehen, die Runden um Mario Argeñals Haus drehten. Am 24. Februar 2014 parkte gegen 14 Uhr ein Unbekannter vor Mario Argeñals Haus und fuhr erst nach mehreren Stunden davon. Mario Argeñal drohen aufgrund seiner Forderung nach Aufklärung des Mordfalls weitere Drangsalierungen und Einschüchterungsversuche.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Am 7. Dezember 2013 erschossen zwei Unbekannte den honduranischen Journalisten Juan Carlos Argeñal, der über Korruptionsfälle berichtet hatte, in seinem Haus in Danlí im Verwaltungsbezirk El Paraíso im Süden des Landes. Juan Carlos Argeñal war Korrespondent von Radio Globo und Globo TV, Besitzer eines lokalen Fernsehsenders und Anhänger der 2011 gegründeten Partei LIBRE (Partido Libertad y Refundación).

JournalistInnen, die sich für die Menschenrechte einsetzen, leisten einen entscheidenden Beitrag zur Aufdeckung von Menschenrechtsverletzungen, die anderenfalls verborgen bleiben würden. Amnesty International hat in Honduras einen Anstieg der Morddrohungen gegen und der Übergriffe auf JournalistInnen und BloggerInnen dokumentiert.

Lesen Sie hierzu auch die Urgent Actions:
http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-111-2013/journalist-bedroht
und
http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-030-2013/aktivist-bedroht
sowie den englischen Bericht Transforming Pain into Hope - Human Rights Defenders in the Americas, online unter:
http://www.amnesty.org/en/library/info/AMR01/006/2012/en

Aníbal Barrow, der für Globo TV in Honduras arbeitete, wurde am 24. Juni 2013 entführt. Als sich die Nachricht von seiner Entführung verbreitete, begannen die Behörden im Gebiet um die Stadt San Pedro Sula nach ihm zu suchen. Nach einer zweiwöchigen Suche stießen sie auf den Leichnam von Aníbal Barrow und nahmen im Juli 2013 vier Personen fest.

Siehe dazu UA-165/2013:
(http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-165-2013/journalist-entfuehrt)
und UA-165/2013-1
(http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-165-2013-1/entfuehrter-journalist-tot-aufgefunden).

Im November 2013 wurde im Zusammenhang mit diesem Fall eine weitere Person verhaftet.

Nach Angaben des honduranischen Menschenrechtsbeauftragten sind seit Januar 2010 in Honduras 30 JournalistInnen und 70 RechtsanwältInnen getötet worden. In den Monaten vor den im November 2013 abgehaltenen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen berichteten die Medien über zahlreiche Angriffe gegen KandidatInnen und Parteimitglieder. Ein beträchtlicher Teil dieser Angriffe richtete sich gegen Parteimitglieder und -anhängerInnen von LIBRE.


SCHREIBEN SIE BITTE

FAXE, LUFTPOSTBRIEFE, E-MAILS ODER TWITTERNACHRICHTEN MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich möchte Sie dringend an Ihre Verpflichtung erinnern, eine unabhängige, gründliche und unparteiische Untersuchung der Erschießung von Juan Carlos Argeñal durchzuführen. Stellen Sie bitte sicher, dass die Ermittlungsergebnisse öffentlich bekannt gegeben und die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.
  • Bitte ergreifen Sie in enger Absprache mit Mario Argeñal und seiner Familie die notwendigen Maßnahmen, um ihn und seine Angehörigen wirksam vor Angriffen, Einschüchterungen und anderen Drangsalierungen zu schützen.
  • Richten Sie bitte nach Beratungen mit der honduranischen Zivilgesellschaft und in Absprache mit den Wünschen und Erfordernissen der Betroffenen einen Schutzmechanismus für MenschenrechtsverteidigerInnen und JournalistInnen ein.

APPELLE AN

GENERALSTAATSANWALT
Oscar Chinchilla Banegas
Ministerio Público, Lomas del Guijarro
Avenida República Dominicana
Edificio Lomas Plaza II
Tegucigalpa
HONDURAS
(Anrede: Dear Attorney General / Señor Fiscal General / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
Fax: (00 504) 2221 5667
Twitter: @MP_Honduras

INNENMINISTER
Sr. Arturo Corrales
Secretari'a de Estado en el Despacho de Seguridad
Aldea el Ocotal, Antiguo Local de la Academia Nacional de Policia
ANAPO
Tegucigalpa
Honduras
(Anrede: Dear Minister of Interior / Señor Ministro del Interior / Sehr geehrter Herr Innenminister)
E-Mail: comunicacionCNDS@gmail.com


KOPIEN AN

AMNESTY INTERNATIONAL - TEAM ZENTRALAMERIKA
Central America Team
Amnesty International
E-Mail: equipoca@amnesty.org
BOTSCHAFT DER REPUBLIK HONDURAS
S. E. Herrn Ramón Custodio Espinoza
Cuxhavener Straße 14
10555 Berlin
Fax: 030-3974 9712
E-Mail: informacion.embahonduras.de@gmail.com


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 15. April 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.

Weitere Informationen zu UA-329/2013 (AMR 37/018/2013, 10. Dezember 2013)


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Reminding the authorities of their obligations to carry out a full, impartial and independent investigation into the killing of Juan Carlos Argeñal, to make the results public and to bring those responsible to justice.
  • Urging them to take immediate steps to fully provide appropriate protection to Mario Argeñal and his family, in strict accordance with their wishes.
  • Calling on them to establish a protection mechanism for human rights defenders and journalists following consultation with civil society in accordance with their recommendations and needs.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN - FORTSETZUNG

Straftaten werden in Honduras oftmals nicht aufgeklärt. Von den Dutzenden Fällen von Menschenrechtsverletzungen und -verstößen, die in den vergangenen fünf Jahren an MenschenrechtsverteidigerInnen begangen wurden, sind Amnesty International vorliegenden Informationen zufolge nur in einem einzigen Fall die Verantwortlichen rechtlich belangt und verurteilt worden. Im April 2013 erläuterte der damalige Generalstaatsanwalt vor dem honduranischen Nationalkongress, dass es die Staatsanwaltschaft nur in 20 % der im Land begangenen Mordfälle schaffe, eine Ermittlung einzuleiten. Zu hoch ist das Ausmaß an Gewalt und Gewaltverbrechen im Land, mit deren Aufarbeitung die Staatsanwaltschaft nicht hinterherkommt. Zudem fehlen die notwendigen finanziellen Mittel, um effizient zu arbeiten. In einigen Fällen sind StaatsanwältInnen auch aus Furcht um ihre eigene Sicherheit nicht aktiv geworden. Der honduranische Justizapparat muss dringend gestärkt werden, unter anderem durch die Bereitstellung von Geldmitteln in ausreichender Höhe.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-329/2013-1, AI-Index: AMR 37/004/2014, Datum: 4. März 2014 - sm
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Kampagnen und Kommunikation
Zinnowitzer Straße 8, 10115 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306, Fax: 030/42 02 48 - 330
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Internet: www.amnesty.de/ua; www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2014