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AKTION/1799: Briefe gegen das Vergessen, Juli 2014


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats Juli 2014

- Usbekistan - Isroil Kholdorov
- Philippinen - Darius Evangelista
- Mexiko - Miriam López



Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


USBEKISTAN
Isroil Kholdorov

Isroil Kholdorov, ein Menschenrechtsverteidiger und gewaltloser politischer Gefangener, wurde im Februar 2007 in einem unfairen Gerichtsverfahren wegen Verbrechen gegen den Staat für schuldig befunden und zu sechs Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Im Juni 2012 verfügte ein Gericht weitere drei Jahre Haft gegen ihn, weil er gegen Gefängnisregeln verstoßen haben soll. Er befindet sich derzeit in einem Gefangenenlager in der Region Kashkadarinskaia. Nach der gewaltsamen Niederschlagung von Demonstrationen in der Stadt Andischan im Jahr 2005 hatte Isroil Kholdorov mit internationalen Medien über Massengräber in und um Andischan gesprochen. Die Behörden bestritten die Berichte über Massengräber und warfen Personen, die diese Meldungen veröffentlichten, vor, die Interessen Usbekistans zu schädigen. Weil er befürchtete, festgenommen zu werden, floh Isroil Kholdorov nach Kirgisistan. Dort organisierte er im Mai 2006, als sich die Ereignisse von Andischan zum ersten Mal jährten, eine nicht genehmigte friedliche Demonstration in der Grenzstadt Kara-Suu. Im Juli 2006 gingen Menschenrechtsorganisationen in Kirgisistan und der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge (UNHCR) davon aus, dass Isroil Kholdorov von Angehörigen der usbekischen Sicherheitskräfte verschleppt und gegen seinen Willen nach Usbekistan gebracht worden war. Andere Quellen, darunter auch seine Familie, gaben an, Isroil Kholdorov habe "freiwillig" entschieden, nach Usbekistan zurückzukehren und die Behörden schriftlich darüber informiert. Laut diesen Berichten wurde er im September 2006 festgenommen, als er die Grenze von Kirgisistan nach Usbekistan überquerte. Er soll in Haft ohne Kontakt zur Außenwelt gefoltert worden sein, um ihn zu zwingen, seine Beteiligung an einem gewaltsamen Versuch zum "Sturz der verfassungsmäßigen Ordnung Usbekistans" zu gestehen. Zudem sollte er durch Folterungen für seine Äußerung über Massengräber in Andischan bestraft worden sein. Im Dezember 2006 wurde Isroil Kholdorov wegen versuchten Sturzes der verfassungsmäßigen Ordnung, Verbreitung von Material, das ein Sicherheitsrisiko darstellt, sowie der Organisation und Anführung einer verbotenen Organisation und illegalen Grenzübertritts angeklagt. Amnesty International vertritt die Auffassung, dass alle Anklagen - bis auf den illegalen Grenzübertritt - konstruiert waren und sich auf die friedliche oppositionelle Haltung und das menschenrechtliche Engagement von Isroil Kholdorov beziehen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den usbekischen Staatspräsidenten, in denen Sie ihn auffordern, Isroil Kholdorov sofort und bedingungslos freizulassen. Dringen Sie außerdem darauf, dass die Foltervorwürfe umfassend und unabhängig untersucht und die dafür Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.

Schreiben Sie in gutem Usbekisch, Russisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Islam A. KARIMOV
Rezidentsia prezidenta
ul. Uzbekistanskaia, 43
Tashkent 700163
USBEKISTAN
(Anrede: Dear President Karimov / Sehr geehrter Herr Präsident)
E-Mail: presidents_office@press-service.uz

(Standardbrief Luftpost bis 20g: EUR 0,75)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Usbekistan
S. E. Herrn Durbek Amanov
Perleberger Str. 62, 10559 Berlin
Fax: 030-3940 9862
E-Mail: botschaft@uzbekistan.de


PHILIPPINEN
Darius Evangelista

Margie Evangelista sah ihren Ehemann Darius Evangelista am 5. März 2010 zum letzten Mal. An dem Tag wurde er wegen Diebstahls festgenommen. Sie hörte nichts von ihm, bis ihr jemand am 17. August 2010 erzählte, ihn in den Nachrichten gesehen zu haben. Das Video zeigte einen nackten Mann, der sich vor Schmerzen wandte, während ein Polizeibeamter ihn schlug und immer wieder an einer Schnur zog, die an seinen Genitalien befestigt war. Andere Polizeibeamt_innen in Uniform sahen zu.

Als Margie Evangelista das Video sah, erkannte sie sofort ihren Mann und Vater von drei Kindern. Einige Tage später erfuhr sie, dass in der Manila-Bucht ein Kopf gefunden wurde. Sie identifizierte ihn bei der Polizei als Kopf ihres Mannes.

Im Zuge der Untersuchungen der Menschenrechtskommission sagten drei Mitgefangene von Darius Evangelista aus, er sei nach seiner Festnahme in das Büro des Polizeichefs und anschließend schwer verletzt in die Zelle zurückgebracht worden. Danach brachte man ihn aus der Polizeiwache fort. Ein Häftling hörte einen hochrangigen Polizisten dabei sagen: "Seht zu, dass ihr ihn loswerdet." Sie sahen Darius Evangelista nie wieder.

Die philippinische Polizei führte eine interne Disziplinaruntersuchung durch und bescheinigte nur einem einzigen Polizisten ein Fehlverhalten. 2011 erstattete die Familie von Darius Evangelista Anzeige wegen Folter. Daraufhin strengte das Justizministerium ein Verfahren gegen sieben Polizist_innen und weitere Verdächtige an, einige von ihnen befinden sich jedoch noch auf freiem Fuß. Die Angeklagten plädieren alle auf nicht schuldig, und das Gerichtsverfahren dauert noch an. Die Familie von Darius Evangelista hat inzwischen aus Angst um ihre Sicherheit ihre Wohnung verlassen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den philippinischen Polizeipräsidenten, in denen Sie eine sofortige, unabhängige und umfassende Untersuchung der Folter, des Verschwindens und der möglichen außergerichtlichen Hinrichtung von Darius Evangelista fordern. Drücken Sie Ihre Sorge darüber aus, dass einige Personen, deren Festnahme aufgrund der Folter von Darius Evangelista angeordnet wurde, noch immer auf freiem Fuß sind. Bitten Sie um Informationen, welche Schritte die Polizei einleiten möchte, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten an diesem Verbrechen zeitnah festgenommen werden.

Schreiben Sie in gutem Filipino, Englisch oder auf Deutsch an:
PDG Nicanor Bartolome
PNP National Headquarters Camp General Crame
Quezon City, 1100
PHILIPPINEN
(Anrede: Dear Police Director General / Sehr geehrter Herr Polizeipräsident)

(Standardbrief Luftpost bis 20g: 0,75 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Philippinen
I. E. Frau Maria Cleofe Natividad
Uhlandstr. 97
10715 Berlin
Fax: 030-873 2551
E-Mail: info@philippine-embassy.de


MEXIKO

Miriam López

Am 2. Februar 2011 nahmen zwei maskierte Männer Miriam López in ihrem Heimatort Ensenada im mexikanischen Bundesstaat Baja California fest. Die damals 27-Jährige, die gerade ihre Kinder zur Schule gebracht hatte, wurde zu einer Kaserne gefahren und dort eine Woche lang gefangen gehalten. Während dieser Zeit vergewaltigten Soldaten Miriam López mehrfach und folterten sie mit Elektroschocks. Sie zwangen die junge Frau, in schmerzhaften Positionen zu verharren und zogen ihr eine Plastiktüte über den Kopf, bis sie fast erstickte. Außerdem drohten die Soldaten Miriam López, sie würden ihrem Mann und ihren Kindern etwas antun. Man warf ihr vor, an Drogenhandel beteiligt zu sein, und folterte sie so lange, bis sie ein "Geständnis" unterschrieb.

Anschließend kam Miriam López in eine Haftanstalt, bis ein Gericht im September 2011 schließlich ihre Freilassung anordnete. In den folgenden Monaten wurde Miriam López mehrfach eingeschüchtert, erstattete aber dennoch wegen der Folter Anzeige. Im Oktober 2012 empfahl die mexikanische Menschenrechtskommission, die Täter zu bestrafen und Miriam López zu entschädigen. Obwohl dies nicht geschah, kam die Kommission Ende 2013 zu dem Schluss, dass das Militär die Empfehlungen umgesetzt hätte, und gewährte Miriam López erst im April 2014 Einblick in die medizinischen Berichte. Miriam López erhält seit Dezember 2011 Polizeischutz, der allerdings zeitweilig ohne Angabe von Gründen eingestellt wurde.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den mexikanischen Staatspräsidenten, in denen Sie ihn auffordern, umgehend eine umfassende und unparteiische Untersuchung der willkürlichen Inhaftierung, Vergewaltigung und Folter von Miriam López einzuleiten, die Ergebnisse der Untersuchung zu veröffentlichen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen. Erinnern Sie zudem höflich daran, dass Miriam López eine Entschädigung zusteht, und bitten Sie um wirksamen Polizeischutz für sie.

Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Präsident Enrique Peña Nieto
Residencia Oficial de los Pinos
Casa Miguel Alemán
Col. San Miguel Chapultepec, C.P. 11850
Mexiko-Stadt
MEXIKO
(Anrede: Dear President / Estimado Señor Presidente / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 52) 55 5093 5321
E-Mail: enrique.penanieto@presidencia.gob.mx

(Standardbrief Luftpost bis 20g: EUR 0,75)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
I. E. Patricia Espinosa Cantellano
Klingelhöferstraße 3, 10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23-700
E-Mail: mail@mexale.de

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juli 2014