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AKTION/1830: Briefe gegen das Vergessen, Oktober 2015


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats Oktober 2015

- Marokko - Wafae Charaf und Oussama Housne
- Honduras - COFADEH
- Iran - Omid Kokabee


Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


MAROKKO

Wafae Charaf und Oussama Housne

Wafae Charaf und Oussama Housne setzen sich für Menschenrechte ein und sind politisch aktiv. 2014 wurden sie nach friedlichen Protesten willkürlich festgenommen und gefoltert. Als sie dies öffentlich machten, verurteilte man sie wegen "falscher Anschuldigung" zu zwei bzw. drei Jahren Haft. Obwohl keiner der beiden Polizeikräfte beschuldigt hatte, wurden sie zudem wegen "Verleumdung der marokkanischen Polizei" zur Zahlung einer Entschädigung verurteilt. Wafae Charaf und Oussama Housne sind gewaltlose politische Gefangene.

Wafae Charaf hat angegeben, nach der Teilnahme an einer Demonstration von Arbeiter_innen in Tanger am 27. April 2014 von zwei Männern verschleppt worden zu sein. Man soll sie über mehrere Stunden geschlagen und ihr mit weiterer Gewalt gedroht haben, sollte sie sich weiterhin politisch engagieren. Am 12. August 2014 wurde sie wegen "falscher Anschuldigungen über Folter" und "Verleumdung" zu einem Jahr Haft und einer Geldstrafe von 1.000 Dirham (etwa 95 Euro) verurteilt. Zudem verurteilte man sie zu einer Entschädigungszahlung in Höhe von 50.000 Dirham (etwa 4.700 Euro) an die Polizei wegen "Verleumdung", obwohl sie keine Anschuldigungen gegen Polizeibeamt_innen erhoben hatte. In einem Rechtsmittelverfahren wurde ihre Haftstrafe auf zwei Jahre erhöht.

Oussama Housne wurde eigenen Angaben zufolge am 2. Mai 2014 verschleppt und gefoltert, als er sich auf dem Rückweg von einer Protestveranstaltung befand, bei der Solidarität mit inhaftierten Aktivist_innen zum Ausdruck gebracht worden war. Er hat angegeben, dass seine beiden Entführer ihm mit einem heißen Metallrohr Verbrennungen zugefügt und ihn mit Fingern vergewaltigt haben.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Justizminister von Marokko, in denen Sie ihn darum bitten, sicherzustellen, dass Wafae Charaf und Oussama Housne sofort und bedingungslos freigelassen werden, da es sich bei ihnen um gewaltlose politische Gefangene handelt.

Schreiben Sie in gutem Arabisch, Französisch, Englisch oder auf Deutsch an:
El Mustapha Rashid
Minister of Justice and Liberties
Ministère de la Justice et des Libertés
Place El Mamounia - BP 1015, Rabat, MAROKKO
Fax: 00 212 - 53 77 34 72 5
E-Mail: cabinet@justice.gov.ma
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,80 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft des Königreichs Marokko
S.E. Herrn Omar Zniber
Niederwallstraße 39, 10117 Berlin
Fax: 030 - 20 61 24 20
E-Mail: kontakt@botschaft-marokko.de


HONDURAS

COFADEH

Oktober 2015

Die Organisation COFADEH (Comité de Familiares de Detenidos-Desaparecidos en Honduras) setzt sich für die Familienangehörigen von Inhaftierten und "Verschwundenen" ein und zählt zu den wichtigsten Menschenrechtsorganisationen in Honduras.

Seit einigen Jahren greift COFADEH nicht nur Fälle von Verschwindenlassen auf, sondern auch von Straflosigkeit bei Menschenrechtsverletzungen, Drohungen und Drangsalierungen gegen Menschenrechtsverteidiger_innen, unverhältnismäßiger Gewalt durch Angehörige der Polizei und der Sicherheitskräfte, Landstreitigkeiten und schlechten Haftbedingungen. COFADEH arbeitet mit internationalen Organisationen zusammen, um auf Menschenrechtsverletzungen in Honduras aufmerksam zu machen, und spielt eine wichtige Rolle bei der Übermittlung von Fällen an das Interamerikanische Menschenrechtssystem. Aufgrund der Arbeit von COFADEH hat die Interamerikanische Menschenrechtskommission die honduranische Regierung angewiesen, Schutzmaßnahmen für zahlreiche Menschenrechtsverteidiger_innen zu ergreifen.

Mitglieder von COFADEH und deren Angehörige werden seit vielen Jahren immer wieder bedroht, überwacht, drangsaliert und angegriffen. Seit 2011 hat jedoch sowohl die Anzahl als auch die Schwere der Übergriffe zugenommen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Präsidenten von Honduras, in denen Sie ihn dazu auffordern, den Empfehlungen der UN-Sonderberichterstatterin über die Lage von Menschenrechtsverteidigern vom Dezember 2012 nachzukommen und die wichtige und legitime Arbeit von Menschenrechtsverteidiger_innen öffentlich anzuerkennen. Fordern Sie ihn zudem auf, eine Erklärung abzugeben, in der er die Drohungen und Angriffe gegen Mitglieder der COFADEH und andere Menschenrechtsverteidiger_innen verurteilt. Bitten Sie ihn, die Angriffe umfassend zu untersuchen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen und erinnern Sie ihn daran, dass Menschenrechtsverteidiger_innen das Recht haben, ihre Arbeit ohne unfaire Einschränkungen oder Angst vor Vergeltungsmaßnahmen auszuüben, wie es die UN-Erklärung zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger_innen von 1998 vorschreibt.

Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Juan Orlando Hernández
Presidente de Honduras, Casa Presidencial, Barrio Las Lomas
Boulevard Juan Pablo II, Tegucigalpa, HONDURAS
Fax: 00 504 - 22 90 50 88
E-Mail: www.facebook.com/juanorlandoh
Twitter: @JuanOrlandoH
(Anrede: Dear Presidente / Señor Presidente / Sehr geehrter Herr Präsident)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,80 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Honduras
S. E. Herrn Ramón Custodio Espinoza
Cuxhavener Straße 14, 10555 Berlin
Fax: 030 - 39 74 97 12
E-Mail: informacion.embahonduras.de@gmail.com


IRAN

Omid Kokabee

Omid Kokabee wollte nach einem Besuch bei seiner Familie im Iran gerade die Rückreise in die USA antreten, als er am 30. Januar 2011 am Flughafen von Teheran festgenommen wurde. Er war zu diesem Zeitpunkt Doktorand der Physik an der Universität von Texas. Nach 15 Monaten in Untersuchungshaft fand im Mai 2012 ein Gerichtsverfahren statt. Man warf ihm "Kontakt mit feindlich gesinnten Ländern" und "Erhalt verbotener Zahlungen" vor. Bei diesen Zahlungen handelt es sich um das Stipendium der Universität Texas. Vor Gericht wurde kein Beweismaterial gegen ihn vorgelegt und es wurde ihm untersagt, vor der Verhandlung mit seinem Rechtsbeistand zu sprechen.

Omid Kokabee wurde in Einzelhaft festgehalten, über lange Zeiträume hinweg verhört und unter Druck gesetzt, um ein "Geständnis" abzulegen. Er berichtete, dass die Behörden ihn nötigten, Einzelheiten über Personen aufzuschreiben, die er in Botschaften oder bei Konferenzen gesehen hatte. Die Verhörbeamten beschuldigten anschließend einige dieser Menschen, für den US-Geheimdienst CIA zu arbeiten.

Im Januar 2015 wurde die zehnjährige Haftstrafe gegen Omid Kokabee von der Abteilung 54 des Berufungsgerichts in Teheran bestätigt. Er ist zunehmenden Schikanen durch die Gefängnisbehörden ausgesetzt. So wird er beispielsweise immer öfter daran gehindert, wissenschaftliche Zeitschriften und Bücher zu lesen, die er größtenteils von seiner Familie erhält.

Amnesty International geht davon aus, dass es sich bei Omid Kokabee um einen gewaltlosen politischen Gefangenen handelt, der sich nur deshalb im Gefängnis befindet, weil er sich weigerte, für das iranische Militär an Nuklearprojekten zu arbeiten, und weil er legitime akademische Verbindungen mit Hochschulinstitutionen im Ausland unterhält.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Obersten Religionsführer des Iran und fordern Sie darin die Freilassung von Omid Kokabee, die Aufhebung des Schuldspruchs und damit auch der Haftstrafe. Bis zur Entlassung aus der Haft muss ihm der regelmäßige Besuch seines Rechtsbeistands gestattet werden.

Schreiben Sie in gutem Persisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Ayatollah Sayed 'Ali Khamenei
Leader of the Islamic Republic
Islamic Republic Street - End of Shahid Keshvar Doust Street
Tehran, IRAN
E-Mail: über die Website:
www.leader.ir/langs/en/index.php?p=suggest Twitter: @khamenei_ir
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,80 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Islamischen Republik Iran
S.E. Herrn Ali Majedi
Podbielskiallee 65-67, 14195 Berlin
Fax: 030-84353535
E-Mail: info@iranbotschaft.de

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Oktober 2015

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