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AKTION/581: Urgent Action - USA (Ohio) - Johnnie Baston hingerichtet


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-043/2011-1, AI-Index: AMR 51/017/2011, Datum: 11. März 2011 - gs

USA (OHIO)
Johnnie Baston hingerichtet


JOHNNIE BASTON, 36-jähriger Afroamerikaner

Johnnie Baston ist am 10. März in Ohio hingerichtet worden, nachdem der Gouverneur des Bundesstaates den Antrag des Gefangenen auf Begnadigung abgelehnt hatte. Die Familie des Mordopfers hatte sich gegen die Hinrichtung ausgesprochen. Auch die Herstellerfirma des pharmazeutischen Produkts, das bei der Hinrichtung verwendet wurde, hatte die Behörden in Ohio ausdrücklich gebeten, ihr Mittel nicht für diesen Zweck einzusetzen.

Mit Johnnie Baston sind im laufenden Jahr in den USA bereits neun Menschen hingerichtet worden. Seit der Wiederaufnahme von Hinrichtungen im Jahr 1977 ist die Todesstrafe an 1243 Menschen vollstreckt worden. Johnnie Baston war 1995 wegen eines Mordes zum Tod verurteilt worden, den er im Alter von 20 Jahren begangen hatte. Er hat nahezu die Hälfte seines Lebens im Todestrakt verbracht. Die Familie des Mordopfers hatte sich gegen die Hinrichtung von Johnnie Baston ausgesprochen und ihre ablehnende Haltung zur Todesstrafe mit ihrer Achtung vor dem menschlichen Leben begründet. Seit der Wiederaufnahme von Hinrichtungen im Jahr 1999 ist in Ohio die Todesstrafe an 43 Menschen vollstreckt worden, an drei von ihnen durch Injektion eines tödlichen Serums aus den Wirkstoffen Natriumthiopental, Pancuroniumbromid und Kaliumchlorid. Seit November 2009 wird bei Hinrichtungen nur noch ein Wirkstoff verwandt, und zwar 5 Gramm Natriumthiopental. Mit diesem Wirkstoff sind zwischen Dezember 2009 und Februar 2011 zehn Gefangene hingerichtet worden. Seitdem jedoch die einzige US-Herstellerfirma Hospira die Produktion des Serums eingestellt hat, haben die US-Behörden zunehmend Mühe, ihren Bedarf an dem Mittel zu decken. In Ohio wurde beschlossen, auf ein anderes Barbiturat mit dem Wirkstoff Pentobarbital umzusteigen. In Oklahoma ersetzt dieses Mittel seit Ende 2010 das Natriumthiopental in der aus drei Substanzen bestehenden Injektionslösung für Hinrichtungen. Die Exekution von Johnnie Baston war die erste, bei der ausschließlich Pentobarbital zum Einsatz gekommen ist.

Im Januar nahm der Pharmakonzern Lundbeck Inc. mit Sitz in Dänemark schriftlich Kontakt zu den Behörden in Ohio auf. Der Konzern stellt unter der Bezeichnung Nembutal ein Schlaf- und Beruhigungsmittel aus Pentobarbital her. In dem Schreiben hieß es: "Lundbeck hat von dem Entschluss des Bundesstaates Ohio erfahren, nach der Entscheidung von Hospira, die Produktion des bei der Hinrichtung von Gefangenen verwendeten Mittels Natriumthiopental einzustellen, zukünftig das von Lundbeck hergestellte Nembutal (Injektionsserum auf Basis von Natriumpentobarbital) zu verwenden: Lundbeck lehnt es aufs Schärfste ab, dass Nembutal oder ein anderes Mittel zum Vollzug der Todesstrafe eingesetzt werden. Wir fordern Sie auf, in Ihrem Bundesstaat die Verwendung von Nembutal zur Hinrichtung von Gefangenen unverzüglich einzustellen. Es widerspricht all unseren Geschäftsgrundsätzen, wenn mit Nembutal getötet wird, denn wir wollen mit unseren Erzeugnissen das Leid von Menschen lindern."

Wenige Tage vor seiner Hinrichtung hatte Johnnie Baston in einem Interview erklärt: "Es macht keinen Unterscheid, ob neue oder lang erprobte Mittel verwendet werden... Tatsache ist, dass man mich auf einem Tisch festschnallen und vergiften wird. Daran kann ich nichts Tröstendes finden. Es ist ein Übelkeit erzeugendes Gefühl. Vielen Dank allen, die mit Appellen versucht haben, die Hinrichtung zu verhindern.


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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-043/2011-1, AI-Index: AMR 51/017/2011, Datum: 11. März 2011 - gs
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. März 2011