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AKTION/1006: Urgent Action - Indien - Arzt nicht länger von der Polizei bedroht


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-350/2011-1, -Index: ASA 20/015/2012, tum: 5. April 2012 - we

Indien
Arzt nicht länger von der Polizei bedroht

Weitere Informationen zu UA-350/2011 (ASA 20/049/2011, 6. Dezember 2011)



Herr Dr. V. PUGAZHENDHI

Dr. V. Pugazhendhi, ein im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu praktizierender Arzt, warnt bereits seit vielen Jahren vor den gesundheitlichen Gefahren, die von Atomkraftwerken in der Region ausgehen. Wegen dieser Bemühungen war er von der Polizei mit dem Tode oder einer Inhaftierung ohne Anklage bedroht worden. Er erklärte nun, dass er sich nicht mehr in Gefahr befinde und er seinen Einsatz weiterführen könne.

Im Dezember 2011 war Dr. V. Pugazhendhi auf die örtliche Polizeiwache von Puduppattinam, einer rund 50 Kilometer von Chennai entfernt gelegenen Stadt im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu, vorgeladen und dort bedroht worden. Man sagte ihm, dass er, sollte er nicht aufhören, auf die gesundheitlichen Gefahren der Strahlung für die örtliche Bevölkerung aufmerksam zu machen, entweder in einem inszenierten Schusswechsel mit der Polizei getötet, oder auf der Grundlage des Nationalen Sicherheitsgesetzes (National Security Act - NSA) für ein Jahr in Haft genommen werde.

Amnesty International geht davon aus, dass Dr. Pugazhendhi mit den Drohungen davon abgehalten werden sollte, sich um aussagekräftige Informationen über die Nuklearanlagen in Kalmpakkam und Kundakulam sowie die strikte Einhaltung nationaler und internationaler Sicherheitsstandards zu bemühen.

Dr. V. Pugazhendhi bedankte sich bei Amnesty International für die ins Leben gerufene Eilaktion und sagte, dass er seine Bemühungen nun fortführen könne.

Dr. Pugazhendhi warnt bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten vor den gesundheitlichen Gefahren der Kernkraftwerke in der nahe Puduppattinam gelegenen Stadt Kalpakkam für die dort lebenden marginalisierten Gruppen der indischen Bevölkerung. Die von ihm erhobenen Daten haben das verstärkte Auftreten verschiedener Krebserkrankungen unter der örtlichen Bevölkerung sowie genetisch bedingte Anomalien wie etwa Polydaktylie (Fälle, in denen ein Kind mit mehr als fünf Fingern oder Zehen geboren wird) bei Minderjährigen nachgewiesen. Dr. Pugazhendhi führt derartige Anomalien auf die Freisetzung radioaktiver Substanzen in einer Größenordnung zurück, die international anerkannte Grenzwerte überschreitet. Dr. V. Pugazhendhi gehört zudem einem von den Menschen vor Ort gebildeten Sachverständigenausschuss an, der weitergehende Informationen über zwei von der Russischen Föderation in Kudankulam rund 450 Kilometer südlich von Chennai errichtete Atomkraftwerke einfordert. Die örtliche Bevölkerung setzt sich bereits seit sieben Monaten mit friedlichen Protesten gegen den Bau der beiden Anlagen zur Wehr.

Derzeit sind keine weiteren Aktionen des Eilaktionsnetzes erforderlich. Danke an alle, die Appelle geschrieben haben.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-350/2011-1, -Index: ASA 20/015/2012, tum: 5. April 2012 - we
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. April 2012