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AFRIKA/242: Mauretanien macht Kritiker der Sklaverei mundtot


Presseerklärung vom 20. August 2010

Internationaler Tag gegen Sklaverei (23.8.)

Mauretanien macht Kritiker der Sklaverei mundtot


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat der Regierung Mauretaniens vorgeworfen, systematisch Kritiker der Sklaverei einzuschüchtern, in ihrer Bewegungsfreiheit einzuschränken und zu diffamieren. Anlässlich des Internationalen Tags gegen die Sklaverei (23.8.) rief die Menschenrechtsorganisation zur Unterstützung bedrängter mauretanischer Bürgerrechtler auf, die trotz staatlicher Verfolgung die anhaltende Sklaverei in dem nordwestafrikanischen Staat anprangern. "Die Europäische Union muss ihre "Richtlinie zum Schutz von Menschenrechtlern" ernst nehmen und sich dafür einsetzen, dass Menschenrechtler, die sich gegen die Sklaverei engagieren, nicht länger eingeschüchtert und verfolgt werden", sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius.

Zwar wurde die Sklaverei in Mauretanien 1981 offiziell abgeschafft. Doch nach Schätzungen mauretanischer Menschenrechtler gibt es noch immer rund 550.000 Sklaven. Unentgeltlich oder fast ohne Lohn müssen sie als Hausangestellte oder Landarbeiter für ihre "Herren" arbeiten. Opfer der Sklaverei sind vor allem schwarzafrikanische Haratin, die ca. 40 Prozent der drei Millionen Staatsbürger stellen.

Mit besonderer Besorgnis verfolgt die GfbV das Schicksal des mauretanischen Menschenrechtlers Biram Dah Abeid. Der Vorsitzende der Anti-Sklaverei-Bewegung IRA (Initiative pour la Résurgence du Mouvement Abolitionniste) wurde in seiner Reisefreiheit eingeschränkt, nachdem er sich im Februar 2009 auf einer Konferenz in Paris kritisch zur Sklaverei in seinem Land geäußert hatte. Sein Reisepass wurde nicht verlängert und ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet. Mehrfach wurde er von Polizisten bedrängt, zukünftig jede öffentliche Kritik zu unterlassen. Außerdem wurde er in staatlichen Medien verdächtigt, mit dem israelischen Geheimdienst zusammenzuarbeiten, und als "Vaterlandsverräter" sowie "Gotteslästerer" diffamiert. Nochmals verstärkt wurde der Druck auf den Menschenrechtler, nachdem die UN-Sonderberichterstatterin zur Sklaverei, Frau Gulnara Shahinian, im November 2009 öffentlich das Fortbestehen der Sklaverei in Mauretanien kritisierte. Es wurde sogar ein falsches Gesundheitszeugnis in Umlauf gebracht, in dem der Eindruck erweckt wird, er sei geisteskrank. Außerdem wurde er seines Amtes als Experte der Nationalen Menschenrechtskommission enthoben, und seine Organisation IRA wurde von den Behörden verboten.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 20. August 2010
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. August 2010