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AFRIKA/276: Ruanda - Batwa-Ureinwohner bitten Deutschland um Hilfe


Presseerklärung vom 21. April 2011

Ruanda: Fehlgeschlagene Armutsbekämpfung - Häuser von Pygmäen werden vom Staat zerstört

Bedrängte Batwa-Ureinwohner bitten Deutschland um Hilfe


Wegen der mutwilligen Zerstörung ihrer Häuser haben Batwa-Ureinwohner aus Ruanda in großer Not Deutschland dringend um humanitäre Hilfe gebeten. "Wir brauchen schnellstmöglich Nahrungsmittel, Medikamente, Kleidung, Decken und Materialien für die Dächer unserer Häuser", heißt es in dem Hilfsappell einer Selbsthilfeorganisation der Batwa in einem Hilfsappell an das Auswärtige Amt und an führende Politiker des Ruanda-Partnerlandes Rheinland-Pfalz sowie an den Bundestagsausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, der im Mai 2011 Ruanda besucht. Die Häuser tausender Pygmäen wurden nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen im Rahmen eines staatlichen Programms zur Bekämpfung von Armut seit November 2010 niedergerissen.

Der Hilferuf geht von der Selbsthilfeorganisation COPORWA (Gemeinschaft der Töpfer Ruandas) aus, die die Interessen der rund 35.000 in Ruanda lebenden Batwa vertritt, berichtete die GfbV. Viele der im Alltagsleben oft diskriminierten Ureinwohner versuchen als Töpfer ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie müssen meist am Rande von Dörfern anderer Volksgruppen leben, da die Pygmäen wegen ihres Aussehens von der Dorfgemeinschaft abgelehnt werden.

"Der Staat Ruanda will die Armut bekämpfen, macht jedoch die Ärmsten noch ärmer!", kritisierte die GfbV. "Deutschland sollte dies nicht gleichgültig lassen, da Berlin international einer der bedeutendsten Partner Ruandas in der Entwicklungszusammenarbeit ist." In den Jahren 2009/2010 leistete Deutschland 38,5 Millionen Euro Entwicklungshilfe.

Bis Ende Mai 2011 sollen im Rahmen des staatlichen ruandesischen Programms zur Armutsbekämpfung "Bye-Bye-Nyakatsi" (Auf Wiedersehen, Grasdach) 115.000 Häuser mit Grasdächern der ärmsten Bevölkerungsschichten des Landes niedergerissen und durch Gebäude mit festen Dächern ersetzt werden. Das umstrittene Programm betrifft alle Batwa. Sie klagen, dass die Kampagne gegen ihren Willen und ohne ihre Beteiligung an der Planung der Abriss- und Aufbauarbeiten durchgeführt wird. Oftmals werden ihre Häuser zerstört, doch keine neuen Baumaterialien zur Verfügung gestellt. In einem Haus leben bis zu fünf Batwa.

Da die Regierung Ruandas sie allein lässt, hoffen die Batwa auf Unterstützung aus Deutschland. Besonders Hoffnung setzen sie in die traditionell guten Kontakte von Rheinland-Pfalz nach Ruanda. Deshalb richteten sie ihren Appell auch an Ministerpräsident Kurt Beck sowie an die Spitzenpolitiker von Bündnis 90/Die Grünen, Eveline Lemke und Daniel Köbler.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 21. April 2011
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2011