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AFRIKA/416: Südsudan - Mehr UN-Friedenstruppen werden Gewalt nicht stoppen können


Presseerklärung vom 24. Dezember 2013

Vereinte Nationen wollen mehr Friedenstruppen entsenden
Kein neues Srebrenica im Südsudan!

- Blauhelme werden Eskalation der Gewalt nicht stoppen
- Mehr Friedensinitiativen sind notwendig!



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die geplante Entsendung von mehr UN-Friedenstruppen in den Südsudan begrüßt, aber vor zu hohen Erwartungen an die Blauhelm-Soldaten gewarnt. "Die zusätzlichen UN-Truppen werden allenfalls verhindern können, dass UN-Camps, in denen Zivilisten Zuflucht gesucht haben, von den Konfliktparteien eingenommen werden. Ein neues Srebrenica darf es im Südsudan nicht geben", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Außerhalb der UN-Basen werden sie jedoch kaum zum Schutz der Zivilbevölkerung beitragen. So konnten die Friedenstruppen auch bislang nicht verhindern, dass 160.000 Südsudanesen seit Januar 2013 nach gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Bevölkerungsgruppen fliehen mussten. Auch ersetzen die Blauhelm-Soldaten keine Friedensinitiativen des Weltsicherheitsrates und des UN-Generalsekretärs. "Angesichts der drohenden Gewalt sollte sich UN-Generalsekretär Ban Ki-moon persönlich in die Suche nach einem Ausgleich in dem Machtkampf im Südsudan einschalten."

In Anbetracht der Eskalation der ethnischen Spannungen zwischen Angehörigen der Volksgruppen der Dinka und Nuer ist es besonders wichtig, dass Zivilisten in UN-Stützpunkten Schutz finden können. "Wir rechnen mit einem Großangriff der südsudanesischen Armee auf die Stadt Bor (Bundesstaat Jonglei), sobald die USA ihre Staatsangehörigen von dort ausgeflogen haben", sagte Delius. "Dann wird eine Massenflucht einsetzen, der die UN-Stützpunkte nicht gewachsen sein werden. Auch werden sich vermutlich die Horrorszenen der letzten Tage wiederholen und Kämpfer werden gezielt Angehörige der Bevölkerungsgruppe ermorden, die pauschal verdächtigt wird, die andere Konfliktpartei zu unterstützen." Beide Seiten haben in den letzten acht Tagen massive Kriegsverbrechen begangen. So töteten Dinka der Präsidenten-Garde in der Hauptstadt Juba gezielt Nuer, während Nuer-Kämpfer der Rebellen in der Stadt Bor Dinka ermordeten.

"Mit großer Besorgnis verfolgen wir, dass seit gestern auch im ölreichen Bundesstaat Oberer Nil gekämpft wird", erklärte Delius. Somit wird inzwischen in sechs von zehn Bundesstaaten des Südsudan um die Macht in dem jungen Staat gekämpft. Offensichtlich bemühen sich die Unterstützer des abgesetzten südsudanesischen Vizepräsidenten Riek Machar um eine Kontrolle der gesamten Öl-Industrie des Südsudan, ohne deren Einnahmen kein südsudanesischer Präsident regieren kann. "So wird der Ölreichtum wieder einmal zum Fluch und schürt Krieg und Gewalt im Südsudan", erklärte Delius. Seit 1983 haben Ölvorkommen Krieg und Auseinandersetzungen zwischen dem Südsudan und dem Sudan angeheizt.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 24. Dezember 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Dezember 2013