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AFRIKA/455: Nigeria - Nach der Entführung von 234 Schülerinnen ist das Schicksal von 190 Geiseln ungeklärt


Presseerklärung vom 29. April 2014

Nigeria: Zwei Wochen nach der Entführung von 234 Schülerinnen ist das Schicksal von 190 Geiseln noch immer ungeklärt

Frauen rufen zu Großdemonstration für entführte Schülerinnen auf



Mehr als eine Million Demonstrationsteilnehmer erwarten Frauenorganisationen am Mittwoch in Abuja, der Hauptstadt von Nigeria. Die Frauen haben dazu aufgerufen, für die Freilassung von 190 Schülerinnen auf die Straße zu gehen, die vor zwei Wochen von der islamistischen Boko-Haram-Sekte im Norden des Landes entführt wurden, berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag in Göttingen. Mit dem Protest wollen die Frauen den Druck auf Armee und Regierung erhöhen, endlich mehr für die Befreiung der Geiseln zu tun. "Es ist ein Armutszeugnis für Nigerias Sicherheitskräfte, dass zwei Wochen nach der Verschleppung der 16- bis 18-jährigen Mädchen noch immer jedes Lebenszeichen von ihnen fehlt", kritisierte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. "Viele Frauen in Nigeria verlieren die Geduld mit Politikern und Militärs, die sie mit immer neuen leeren Ankündigungen und wenig glaubwürdigen Erfolgsmeldungen hinhalten."

Die Armee verbreitet zwar Zuversicht und versichert, sie hätten die Geiselnehmer eingekesselt. Doch nicht nur unter den Angehörigen wächst die Sorge, die verschleppten Schülerinnen könnten bei einer gewaltsamen Befreiungsaktion getötet werden. Erst am vergangenen Freitag kamen bei Feuergefechten zwischen den mutmaßlichen Entführern der Mädchen und der Armee 40 Boko-Haram-Kämpfer und vier Soldaten zu Tode. Weitere neun Soldaten wurden bei den Kämpfen verletzt. Die Armee behauptet, bei diesen Auseinandersetzungen zwei Rädelsführer der Geiselnehmer festgenommen zu haben.

Zu der morgigen Großdemonstration hat die Vorsitzende der Nichtregierungsorganisation "Frauenrechte für Borno", Professorin Hauwa Abdu Biu, aufgerufen. Die Idee für die Aktion war bei einem Treffen führender Frauen im Bundesstaat Borno unter Vorsitz der Gattin des Gouverneurs, Frau Nana Kashim Shettima, entstanden. Nachdrücklich forderte Frau Shettima alle Ehefrauen von Sicherheitskräften auf, ihren Gatten Druck zu machen, damit die Jugendlichen bald gerettet werden.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Nigerianerinnen mit öffentlichen Protesten für ein Ende von Gewalt einsetzen. Im Nigerdelta haben sie in den vergangenen 15 Jahren mehrfach zum Streik aller Frauen aufgerufen, um bewaffnete Auseinandersetzungen und Entführungen zu stoppen - mit enormer Resonanz. Im August 2009 drohten die Frauen im Nigerdelta ihren Männern einen "Kochstreik" an, wenn sie nicht endlich Frieden schließen würden.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 29. April 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. April 2014