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AFRIKA/495: Nigeria - Mehr als 1.000 Tote durch Boko Haram seit 1.11.2014


Presseerklärung vom 11. Dezember 2014

Kein Lebenszeichen der vor acht Monaten verschleppten 219 Mädchen

- Neuer Terroranschlag in Nigeria
- Gewalt von Boko Haram fallen mehr als 1.000 Menschen seit dem 1.11. zum Opfer



Mindestens 1.004 Menschen sind seit dem 1. November 2014 in Nigeria dem Terror der islamistischen Boko-Haram-Sekte zum Opfer gefallen, berichtet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Zuletzt starben am Mittwoch in der Stadt Kano im Norden des Landes sechs Menschen, als sich zwei Selbstmordattentäterinnen in einem Textilmarkt in die Luft sprengten. "Das Ausmaß der Gewalt ist viel größer als bislang in der Öffentlichkeit bekannt. In den vergangenen sechs Wochen gab es 27 Überfälle, Terroranschläge und bewaffnete Auseinandersetzungen", sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. "Meist wurde bislang von rund 2.000 Opfern seit Jahresbeginn 2014 ausgegangen. Doch diese Zahl ist leider viel zu niedrig."

In der vergangenen Woche wurden nach Angaben der Menschenrechtsorganisation auch wieder 22 Mädchen von mutmaßlichen Boko-Haram-Kämpfern verschleppt. Die Entführung ereignete sich am 3. Dezember, als schwer bewaffnete Kämpfer die Stadt Lassa im Bundesstaat Borno angriffen und überrannten. Die Hälfte der Stadt wurde niedergebrannt, elf Mädchen und ältere Frauen wurden getötet, bevor die Jugendlichen aus der Stadt entführt wurden.

"Wir sind auch in großer Sorge wegen der 219 in Chibok am 14. April 2014 entführten Schülerinnen", sagte Delius. "Acht Monate nach ihrer Entführung gibt es noch immer kein Lebenszeichen von ihnen." Der nigerianischen Regierung warf die GfbV vor, nicht genug für die Befreiung der Verschleppten zu tun. "Nigerias Politiker lassen die schwer traumatisierten Familienangehörigen der Mädchen im Stich."

Seit dem Scheitern von Verhandlungen über einen Waffenstillstand mit Boko Haram Mitte Oktober 2014 hüllen sich Nigerias Politiker in Schweigen und widmen sich ganz dem Wahlkampf. Im Februar 2015 soll gewählt werden. "Für die Angehörigen der Verschleppten ist die Untätigkeit der Behörden und Sicherheitskräfte eine Qual. Bei jedem neuen Selbstmordanschlag, der von Frauen im Namen Boko Harams verübt wird, fürchten sie, dass ihre verzweifelten Töchter daran beteiligt gewesen sein könnten." Bislang hat sich diese Befürchtung zum Glück nicht bewahrheitet. Nach Auskunft der Eltern der Entführten zählte keine der seit Juni 2014 getöteten oder verhafteten Attentäterinnen zum Kreis der Verschleppten.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 11. Dezember 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Dezember 2014


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