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AFRIKA/753: Präsidentschaftswahl in Mauretanien


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 24. Juni 2019

Präsidentschaftswahl in Mauretanien

Achtungserfolg für Träger des Weimarer Menschenrechtspreises - Kampf gegen Sklaverei muss verstärkt werden


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert, den Kampf gegen Sklaverei in Mauretanien zu verstärken. Ein Sklaverei-Kritiker hatte bei den Präsidentschaftswahlen in dem westafrikanischen Staat am Samstag den zweiten Platz belegt. "Der Achtungserfolg des Anti-Sklaverei-Aktivisten Biram Dah Abeid zeigt, dass das Sklaverei-Thema die Menschen in Mauretanien bewegt. Diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit müssen nun endlich wirksam bekämpft werden", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Montag in Göttingen. Der Träger des Weimarer Menschenrechtspreises 2011 Biram Dah Abeid hatte bei den Wahlen am Samstag mit 18,58 Prozent die zweithöchste Stimmenzahl erzielt. Nach Auskunft der offiziellen Wahlkommission Céni gewann mit 52,01 Prozent der Stimmen Mohamed Ould Ghazouani, der vom Amtsinhaber Mohamed Ould Abdel Aziz bevorzugte Kandidat.

Die GfbV warnt nachdrücklich vor drohenden Unruhen in Mauretanien: Viele Kritiker des Aziz-Regimes sehen sich durch Wahlmanipulationen um ihren Erfolg betrogen. Vier oppositionelle Kandidaten, unter ihnen Biram Dah Abeid, haben für heute zu Demonstrationen in der Hauptstadt Nouakchott aufgerufen, um gegen die Wahlbeeinflussung durch die amtierende Regierung zu protestieren. Sie werfen der Wahlkommission Intransparenz und eine einseitige Besetzung durch Vertreter des herrschenden Regimes vor. Die Wahl sei eine Farce, kritisieren die unterlegenen Kandidaten, weil sie im Wahlkampfes niemals gleiche Chancen gehabt hätten. Auch bemängeln sie, dass der siegreiche ehemalige General Ghazouani schon wenige Stunden nach der Schließung der Wahllokale seinen Sieg öffentlich verkündete. Dies sei respektlos und mache deutlich, wie sehr das Regime Aziz die Wahl manipuliert habe, um den Sieg Ghazouanis sicherzustellen.

"Biram Dah Abeid hat mit seiner Wahlkampagne die lange tabuisierte Sklaverei zu einem Top-Thema in der politischen Debatte gemacht. Niemals zuvor ist in dem Land so offen über die soziale Ungleichheit zwischen den Haratin - den ehemaligen dunkelhäutigen afrikanischen Sklaven - und der kleinen herrschenden Oberschicht von Arabern und Berbern gesprochen worden", berichtet Delius. Es sei skandalös, dass es vor allem in ländlichen Gebieten noch immer Sklaverei gebe, obwohl sie offiziell verboten sei und auch gesetzlich unter Strafe stehe. Schätzungen zufolge werden bis zu 500.000 Menschen, vor allem Frauen und Kinder, trotz der Verbote noch immer als Sklaven gehalten.

Der Menschenrechtler Biram Dah Abeid wurde vor allem von vielen jungen Leuten gewählt, die als Nachkommen der Sklaven mehr Förderung und positive Diskriminierung vom Staat erwarten, um sozial bessergestellt zu werden. "Wenn Mauretanien ihre Rufe nach mehr Gleichstellung ignoriert, steuert das Land auf unruhige Zeiten zu. Denn sie wollen sich mit ihrem Status als Menschen zweiter Klasse nicht länger zufriedengeben", so Delius.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 24. Juni 2019
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juni 2019

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