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ASIEN/444: Indonesien - Merkel soll sich für Christen und Ahmadiyya-Muslime einsetzen


Presseerklärung vom 6. Juli 2012

Angela Merkel reist nach Indonesien (9.-11.7.)

Bundeskanzlerin soll sich für bedrängte Christen und Ahmadiyya-Muslime einsetzen



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Bundeskanzlerin Angela Merkel gebeten, sich bei ihrem Besuch in Indonesien Anfang kommender Woche für einen besseren Schutz von Christen und Ahmadiyya-Muslimen einzusetzen. "Die Zahl der Übergriffe auf Christen und Ahmadiyya hat seit Januar 2012 deutlich zugenommen", berichtete der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. "Indonesien rühmt sich zwar seiner Demokratisierung, aber um die Glaubensfreiheit für religiöse Minderheiten steht es schlecht in dem bevölkerungsreichsten muslimischen Staat." Die deutsche Bundeskanzlerin wird Indonesien vom 9. bis 11.Juli 2012 besuchen.

Immer häufiger werden Christen in Indonesien in Angst und Schrecken versetzt. Bomben- und Brandanschläge auf Kirchen, Überfälle auf Priester und Einschüchterungen von Gläubigen durch radikal-islamische Extremisten sowie willkürlich von Behörden angeordnete Schließungen von Gotteshäusern nehmen zu. Wurden 47 Übergriffe im gesamten Jahr 2010 registriert und 64 im Jahr 2011, so wurden 2012 bis einschließlich Mai bereits 40 Verletzungen der Religionsfreiheit dokumentiert. Viele Gläubige sind so verängstigt, dass sie den Gottesdienst meiden.

Christen werfen den Behörden Willkür gegenüber religiösen Minderheiten vor. Widersprüchliche Maßgaben zum Bau von Kirchen in regionalen und nationalen Dekreten führten im Juli 2012 in der Region Aceh dazu, dass 20 Kirchen der "United North Sumatra Alliance" geschlossen wurden. Ihnen droht nun der Abriss. Denn bei ihrem Bau soll gegen die Regel verstoßen worden sein, dass mindestens 90 bzw. 150 Gläubige dem Bau des Gotteshauses zustimmen müssen. "Die Argumentation der Behörden ist absonderlich, da eine der betroffenen Kirchen bereits seit mehr als 80 Jahren besteht", kritisierte Delius. Die christlichen Kirchen werten das umstrittene Vorgehen der Behörden als willkürlichen Eingriff in die Religionsfreiheit und fordern die sofortige Wiedereröffnung der Gotteshäuser.

Auch Ahmadiyya-Muslime leiden unter tätlichen Übergriffen von muslimischen Extremisten sowie unter Behörden-Willkür. So werden in West Sumatra keine Heiratsurkunden mehr für Ahmadiyya ausgestellt und Ahmadiyya aus West-Java dürfen keine Pilgerfahrten mehr nach Mekka unternehmen. Auf der Insel Lombok und in Banten leben hunderte Ahmadiyya in Notunterkünften, nachdem ihre Häuser mutwillig von Muslimen zerstört wurden.

Rund 88 Prozent der 240 Millionen Einwohner Indonesiens sind Muslime, sechs Prozent sind Protestanten und drei Prozent Katholiken. Die meisten Muslime sind Sunniten, 200.000 bezeichnen sich als Ahmadiyya. Ihre Glaubensgemeinschaft wurde 1889 in Indien gegründet und versteht sich als islamische Reformbewegung. Ihr wird von Sunniten und Schiiten die Anerkennung verweigert.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 6. Juli 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juli 2012