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ASIEN/445: Indonesien - Menschenrechtler erhoffen sich Hilfe für Papua-Ureinwohner


Presseerklärung vom 9. Juli 2012

Angela Merkel reist nach Indonesien (9.-11.7.)

Menschenrechtler erhoffen sich Hilfe für Papua-Ureinwohner



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) erhofft sich vom Indonesien-Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel Hilfe für Papua-Ureinwohner, die besonders massiv unter Menschenrechtsverletzungen und der Zerstörung des Regenwaldes leiden. "Wir erwarten, dass die Bundeskanzlerin sich für einen glaubwürdigen Dialog zwischen den Papua und der indonesischen Regierung einsetzt, um nach 50 Jahren Bürgerkrieg endlich zu einer Verständigung zu kommen", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. "Druck aus Deutschland kann den Friedensprozess vorantreiben und Indonesien zudem ermutigen, den Schutz der Umwelt in Westpapua ernst zu nehmen."

"Die Bundeskanzlerin soll dem Beispiel der australischen Premierministerin Julia Gillard folgen, die in der vergangenen Woche bei ihren Gesprächen mit Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono Menschenrechte für Papua angemahnt hatte." Seit 2011 hat sich die Situation in Westpapua weiter verschlechtert. Allein im Mai 2012 kamen dort 16 Menschen aufgrund von politisch motivierter Gewalt zu Tode. Zuletzt gab es Ende vergangener Woche bei mysteriösen Schusswechseln drei Tote. Indonesische Menschenrechtler der "Kommission für Vermisste und Gewaltopfer (KontraS)" hatten den Präsidenten daraufhin aufgefordert, dringend mehr Initiativen zur Lösung des Papua-Konflikts zu entwickeln. Dies lehnt Präsident Yudhoyono jedoch ab und spielt das Ausmaß der Gewalt herunter. Papua fordern seit der völkerrechtswidrigen Annektierung der damaligen niederländischen Kolonie in den 60er-Jahren die Unabhängigkeit Westpapuas.

Christliche Kirchen und Papua-Menschenrechtler verlangen seit Jahren ein Ende von willkürlichen Verhaftungen, Folter und politisch motiviertem Mord in Westpapua. Regelmäßig werden Papua-Aktivisten Opfer von Menschenrechtsverletzungen, weil sie verdächtigt werden, sich für einen unabhängigen Papua-Staat einzusetzen. Auch wehren sich die Papua gegen die Zerstörung ihrer Wälder, die mit 1,7 Millionen Hektar als die "grüne Lunge" Südostasiens gelten. "Wenn die Bundeskanzlerin - wie vor ihrem Indonesienbesuch angekündigt - zum Schutz der Wälder beitragen will, muss sie sich für die Erhaltung des Regenwaldes in Westpapua engagieren", sagte Delius. Trotz eines im Mai 2011 beschlossenen Moratoriums für Rodungen sind in Indonesien im vergangenen Jahr fünf Millionen Hektar Wald abgeholzt worden, davon mehrere hunderttausend Hektar in Westpapua.

Die rund 250 ethnischen Gruppen der Papua-Ureinwohner stellen aufgrund staatlich geförderter Einwanderung heute nur noch 49 Prozent der 3,6 Millionen Bewohner des Westens der Insel Neuguinea.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 9. Juli 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juli 2012