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ASIEN/449: Indonesien lässt Rohingya-Flüchtlinge verhaften


Presseerklärung vom 24. Juli 2012

Indonesien lässt Rohingya-Flüchtlinge verhaften

Scharfe Kritik an mangelnder Hilfe für Rohingya-Flüchtlinge in Burmas Nachbarstaaten



Nach der Verhaftung von 16 Rohingya-Flüchtlingen in Indonesien hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den Nachbarstaaten Burmas am Dienstag schwere Vorwürfe gemacht. "Die südostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN und Bangladesch versagen einmal mehr beim Einsatz für grundlegende Menschenrechte in Burma, wenn sie fliehenden Rohingya den notwendigen Schutz verweigern", kritisierte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Er forderte die Regierungen Südostasiens eindringlich dazu auf, ihren Einfluss in Burma konstruktiv zu nutzen und zur Beendigung der Verfolgung dieser ethnischen und religiösen Minderheit beizutragen. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass radikal-islamische Bewegungen und die iranische Führung die Entrechtung der Rohingya für ihre Zwecke missbrauchen. Der Iran hatte die Vereinten Nationen am vergangenen Freitag bereits dazu aufgefordert, den Schutz der muslimischen Volksgruppe zu garantieren. Auch in Pakistan und Indonesien hatten islamistische Bewegungen gegen den vermeintlichen "Genozid" an Rohingya protestiert.

Die im indonesischen Bogor in den vergangenen Tagen festgenommenen Rohingya-Flüchtlinge sind mit Fischerbooten aus Burma über Malaysia nach Indonesien geflohen. Zwar rief der indonesische Parlamentspräsident und Vorsitzende der Interparlamentarischen Versammlung der ASEAN, Marzuki Alie, Indonesiens Regierung dazu auf, sich für eine Lösung des Rohingya-Problems in Burma einzusetzen. "Doch bislang kamen keine Initiativen aus Jakarta", sagte Delius.

Noch erschreckender und unmenschlicher ist die Haltung Bangladeschs, berichtete der Menschenrechtler. Dort wurden nach Angaben der Grenzbehörden 828 Rohingya-Flüchtlinge seit dem 11. Juni 2012 abgewiesen und nach Burma zurücküberstellt. Ungeachtet der Berichte über Massenverhaftungen und andauernde Übergriffe gegen Rohingya in Burma will die Regierung Bangladeschs die 29.000 offiziell im Land lebenden Rohingya-Flüchtlinge schnell repatriieren. Behörden und Medien in Bangladesch machen Stimmung gegen diese Volksgruppe und kriminalisieren die Rohingya allein aufgrund ihrer ethnischen Abstammung. "Das ist blanker Rassismus", kritisierte Delius. So werde ein Klima der Angst erzeugt und die ohnehin dramatische Lage der von der Welt vergessenen Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch noch weiter erschwert.

Neben den offiziell in Lagern des Hochkommissariats für Flüchtlinge der Vereinten Nationen (UNHCR) untergebrachten Rohingya halten sich bis zu 450.000 geflohene Angehörige dieser Volksgruppe illegal in Bangladesch auf. Ihre Lage ist besonders katastrophal, weil sie keinerlei Schutz genießen und wie Freiwild behandelt werden. In Burma gibt es noch rund 800.000 Rohingya.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 24. Juli 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juli 2012