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ASIEN/470: Drohende Flüchtlingstragödie in Burma


Presseerklärung vom 28. Oktober 2012

Europa soll sich für Schutz und Aufnahme von
Rohingya-Flüchtlingen aus Burma in Bangladesch einsetzen

Drohende Flüchtlingstragödie - Bangladesch muss Burma-Flüchtlingen endlich Schutz gewähren!



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Bangladesch aufgefordert, Rohingya-Flüchtlingen aus dem Nachbarland Burma endlich Schutz und Zuflucht zu gewähren. "Es ist unmenschlich und verstößt gegen das Völkerrecht, dass Bangladesch Rohingya auch nach den jüngsten Übergriffen auf die Minderheit in Burma an der Grenze zurückweist", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. "Bangladesch schürt damit eine Flüchtlingstragödie. Es muss nun endlich handeln und die Grenzen öffnen. Denn die Auffanglager für Rohingya sind in Burma hoffnungslos überfüllt und es herrschen dort chaotische Zustände. Die Europäische Union muss Bangladesch großzügige Hilfe bei der Betreuung der Flüchtlinge anbieten, um eine Katastrophe abzuwenden."

Bangladesch hatte nach dem erneuten Ausbruch der Gewalt im Nachbarland, bei dem seit letztem Sonntag mehr als 3.000 Häuser im burmesischen Bundesstaat Arakan zerstört wurden, seine Grenzpatrouillen verstärkt. Mindestens 52 Angehörige der muslimischen Minderheit aus Burma wurden seit letztem Freitag an der Grenze abgewiesen. Die Grenzpolizei und der Gouverneur der Grenzprovinz Cox Bazar betonten, Bangladesch werde auch in Zukunft jeden Rohingya-Flüchtling an der Grenze abweisen. Zuvor war berichtet worden, dass rund 50 Boote mit Rohingya-Flüchtlingen aus Burma versuchen wollten, im Schutz der Dunkelheit das nur wenige Kilometer entfernte Bangladesch zu erreichen.

"In Burma droht ein Exodus der Rohingya, weil die Behörden die Minderheit nicht schützen und die Flüchtlingslager unzureichend sind", warnte Delius. Schon vor dem Ausbruch der jüngsten Gewalt lebten in den Camps mehr als 75.000 Rohingya unter oft unmenschlichen Bedingungen. In den letzten fünf Tagen sind weitere 5.500 Flüchtlinge in den Lagern eingetroffen. In manchen Camps gibt es für 2.000 Flüchtlinge nur zwei Toiletten und keine Duschen. Da es an Hilfsgütern oft fehlt, leiden viele Flüchtlinge unter Hunger und Krankheiten, die sich unter den geschwächten Bewohnern der Lager noch schneller ausbreiten können."

Bangladesch lehnt eine Aufnahme neuer Rohingya-Flüchtlinge kategorisch ab, weil sich das Land mit dieser Aufgabe überfordert fühlt. Neben rund 30.000 offiziell als Flüchtlingen registrierten Rohingya leben weitere rund 250.000 Angehörige der Minderheit illegal in Bangladesch. Seit mehreren Jahren bemüht sich die Regierung Bangladeschs trotz anhaltender Menschenrechtsverletzungen an Rohingya in Burma um eine Rückführung dieser Flüchtlinge in ihre Heimat.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 28. Oktober 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2012