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ASIEN/523: Olympische Spiele in Tokio - Wegschauen und Ignorieren lösen nicht Fukushima-Krise


Presseerklärung vom 8. September 2013

Tokio bekommt Zuschlag für Olympische Spiele 2020

Wegschauen und Ignorieren lösen nicht Fukushima-Krise - IOC muss Japan in die Pflicht nehmen



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat das Internationale Olympische Komitee aufgefordert, Japan nach der Olympia-Zusage für Tokio zu einem transparenten und konsequenten Umgang mit dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima zu drängen. "Das IOC muss vor allem darauf bestehen, dass Japan endlich internationale Hilfe bei der Bewältigung der Fukushima-Krise akzeptiert", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. "Japans Politik des Wegschauens und Schönredens bedroht zehn Millionen Menschen auf den Pazifischen Inseln in ihrer Existenz, da eine radioaktive Verseuchung des Meeres ihre Lebensgrundlage zerstören würde." Bislang lehnt Japan internationale Hilfe in der Fukushima-Krise weitgehend ab, obwohl alle Versuche japanischer Experten zur Bewältigung der Katastrophe scheiterten.

"Auch bei der Olympia-Bewerbung Tokios hat Japans Ministerpräsident Shinzo Abe die Fukushima-Krise wieder schön geredet und die Weltöffentlichkeit getäuscht", erklärte Delius. "Denn der unkontrollierte Austritt radioaktiv verseuchten Wassers in Fukushima ist schon lange kein "lokales Problem" mehr, sondern wird in vielen Anrainerstaaten im Pazifik als große Gefahr gesehen." Der Ministerpräsident hatte gestern bei der Bewerbung Tokios in Buenos Aires behauptet, nur im direkten Umkreis von Fukushima seien Spuren von Radioaktivität im Meer festzustellen.

"Ganz aufmerksam müssen das IOC und die Weltöffentlichkeit in den nächsten Jahren verfolgen, wie Japan mit der Fukushima-Krise umgeht." Mehr als 300.000 Tonnen radioaktiv belastetes Wasser werden bereits auf dem Gelände des Kernkraftwerks gelagert. Jeden Tag fallen weitere 340.000 Liter Wasser als gefährlicher Atommüll an, weil sie in die Ruine gepumpt werden müssen, um die Reaktoren zu kühlen. Schon erwägen japanische Wissenschaftler und Politiker, das radioaktiv belastete Wasser im Pazifik zu verklappen. Es soll solange verdünnt werden, bis bedenkliche Grenzwerte unterschritten werden. "Die Verklappung des Atommülls im Pazifik wäre ein Armutszeugnis und unverantwortlich, da dieser Ozean keine Atomkloake ist. Viele zehntausende Ureinwohner, die auf den Inseln des Pazifiks vom Fischfang leben, haben ein Recht darauf, dass das Meer nicht als Abfalleimer angesehen wird", erklärte Delius.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 8. September 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2013