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ASIEN/538: Maos Verbrechen werden ausgeblendet - Chance zur Versöhnung vertan


Presseerklärung vom 26. Dezember 2013

China feiert 120. Geburtstag von Staatsgründer MaoTse-tung (26.12.)

Maos Verbrechen werden ausgeblendet - Chance zur Versöhnung vertan



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Chinas Feiern zum 120. Geburtstag des Staatsgründers Mao als "einseitig" und "verherrlichend" kritisiert. "Maos Verbrechen wurden bei den Feiern ausgeblendet. Doch der Gründer der Volksrepublik ist nicht nur der Nationalheld Chinas, sondern auch ein Massenmörder, der den gewaltsamen Tod von rund 40 Millionen Menschen zu verantworten hat", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. "Chinas Staatsführung hätte wahre Größe bewiesen, wenn sie die Feiern genutzt hätte, um mit der Aufarbeitung der Schattenseiten von Maos Erbe zu beginnen. Es wurde eine Chance zur Versöhnung mit den Nachkommen der Opfer des Diktators vertan."

Stattdessen feierte Chinas Staatsführung Mao als spirituellen Führer der Einparteien-Herrschaft der Kommunistischen Partei, um ungeachtet des Rufes chinesischer Bürgerrechtler nach mehr demokratischen Freiheiten ihre Macht weiter zu zementieren. Die wachsende Beliebtheit Maos in der breiten Bevölkerung ist auch eine Folge der anhaltenden Zensur der Medien, die eine realistische und kritische Würdigung des Lebenswerks des Staatsgründers unmöglich macht. Sie ist aber vor allem Ausdruck der weit verbreiteten Verärgerung über Korruption und Vetternwirtschaft auf allen Ebenen der Kommunistischen Partei sowie über die wachsende Ungleichheit in der chinesischen Gesellschaft.

Mao wirkte nicht nur an der Gründung der Volksrepublik China entscheidend mit. Unter ihm wurde auch das in der Bevölkerung verhasste System der Arbeits- und Umerziehungslager geschaffen, das die Willkür von Parteifunktionären förderte. Millionen Menschen wurden ohne rechtlich angemessenes Verfahren in den Lagern weggesperrt und oft gefoltert. Bis zu 40 Millionen Menschen fielen unter Maos Herrschaft in ganz China zwischen 1959 und 1961 Hungersnöten zum Opfer, die durch die Kollektivierung der Landwirtschaft ausgelöst wurden. Mindestens eine Million Menschen mussten während der Kulturrevolution ihr Leben lassen.

Schon lange vor der Kulturrevolution (1966-69) ließ Mao in Tibet fast alle der 6254 Klöster, Tempel und andere religiöse Stätten willkürlich entweihen, plündern und zerstören. Jahrhundertealte Fresken wurden als Zielscheibe benutzt, mit Farbe beschmiert oder abgeschlagen. Nur 12 Klöster überstanden die Vernichtungsaktion. Allein in Tibet starben bis zum Jahr 1965 durch Maos Kampagnen mehr als 173.000 Menschen in den Gefängnissen, weitere 156.000 wurden aufgrund ihrer ethnischen Herkunft hingerichtet, 343.000 Menschen verhungerten und 432.000 Menschen starben bei Kämpfen und Aufständen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 26. Dezember 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Dezember 2013