Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER

ASIEN/568: China - Christenverfolgung erreicht neuen Höhepunkt


Presseerklärung vom 24. Juni 2014

Christenverfolgung in China:
Behörden lassen hunderte Kreuze von Kirchen reißen und schüchtern Gläubige ein



Die Maßnahmen zur Unterdrückung christlicher Kirchen in China haben nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) einen neuen Höhepunkt erreicht: Die Behörden lassen willkürlich Kreuze von Kirchen zu entfernen, Gotteshäuser abreißen und schüchtern Christen massiv ein, um öffentliche Proteste gegen die Einschränkung der Religionsfreiheit zu verhindern.

"Die Welle der Übergriffe richtet sich gegen offiziell registrierte Kirchen und nicht gegen Hauskirchen, die seit Jahren nur in der Illegalität bestehen können", berichtete der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Seit Januar 2014 wurden in der Provinz Zhejiang mehr als 360 Kreuze von Kirchen entfernt oder Gotteshäuser niedergerissen. Gerechtfertigt wird der Abriss mit einem landesweiten Programm zur Bekämpfung illegal errichteter Bauwerke. Betroffen sind vor allem Kirchen der offiziell anerkannten Drei-Selbst-Bewegung des chinesischen Protestantismus, die rund 15 Millionen Gläubige zählt.

Aber auch legal können Kirchenbauten nicht erweitert werden. Dafür wird keine Baugenehmigung erteilt. "So schränkt die chinesische Staatsführung das Recht auf Ausübung der Religionsfreiheit willkürlich ein und verletzt die in der Verfassung verankerte Glaubensfreiheit", kritisierte Delius. Chinas christliche Kirchen erleben angesichts der tiefen Umbrüche in der Gesellschaft einen nie dagewesenen Boom und müssen aufgrund des großen Zustroms ihre Räumlichkeiten dringend erweitern.

In der Provinz Zhejiang sind momentan dutzende Kirchen mit mehreren hunderttausend Gläubigen von der Zerstörung oder Entweihung ihrer Kirchen betroffen. Die Kampagne hat tiefe Verunsicherung und Ärger ausgelöst. In einem Gemeindebrief wird den Behörden vorgeworfen, "Panik" unter den Gläubigen zu verbreiten. Trotz massiver Einschüchterung bekräftigen die Gläubigen ihren Willen zum friedlichen Widerstand gegen die Welle der Kirchen-Zerstörungen. Mehrfach gelang es Gemeinden in den vergangenen Wochen, ihre Kreuze aktiv zu schützen und die von den Behörden angeordnete Entweihung ihrer Kirche zu verhindern. Mit 24-Stunden-Wachen schützten die Gläubigen ihre Gotteshäuser. In einigen Fällen gelang den Behörden nur der Zugriff, indem sie zwischen drei und sechs Uhr morgens Bautrupps in Bewegung setzten.

Im Bezirk Pingyang riefen 135 Gemeinden der Drei-Selbst-Bewegung und der Chinesische Christenrat zum friedlichen Widerstand gegen die Zwangsmaßnahmen auf. Ein für vergangenen Montag geplanter Schweigemarsch von Christen zum Gebäude der lokalen Behörden des Bezirks in der Stadt Wenzhou wurde jedoch abgesagt, da Polizisten die Pastoren im Vorfeld massiv einschüchterten und mit Verhaftung bedrohten. Trotzdem bekräftigten die Gemeinden, dass sie auch zukünftig weiter öffentlich gegen die Verletzung ihrer Glaubensfreiheit demonstrieren werden.

*

Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 24. Juni 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2014