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ASIEN/596: China - Stopp des Organraubs angekündigt. Zweifel an "freiwilliger" Organentnahme


Presseerklärung vom 4. Dezember 2014

China kündigt Stopp des Organraubs an: Zweifel an "freiwilliger" Organentnahme

Verbrechen gegen die Menschlichkeit müssen geahndet werden!



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zweifelt an der Ankündigung Chinas, dass Hingerichteten künftig keine Organe mehr geraubt, sondern nur noch freiwillige Organspenden akzeptiert werden sollen. "Solange die chinesische Justiz staatliche Willkür weder stoppen kann noch will, können sich inhaftierte Gewissensgefangene und ihre Angehörigen nicht wirksam gegen Organraub wehren. In einem Staat, in dem sich Funktionäre nicht an Gesetze gebunden fühlen, kann es auch keine "Freiwilligkeit" geben", erklärte der GfbV-China-Experte Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. "Die vielen angeblich freiwilligen "Geständnisse" gefolterter Regimekritiker vor Gericht oder in den Medien machen deutlich, wie unverbindlich die Garantie vermeintlich "freiwilliger Organtransplantationen" ist."

"Der Organraub an Gewissensgefangenen ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit", unterstrich der Menschenrechtler und forderte: "Der mutmaßliche Raub von Organen zehntausender Falun-Gong-Anhänger in den vergangenen 15 Jahren muss strafrechtlich geahndet werden und es müssen Ermittlungen gegen den langjährigen Leiter des staatlichen Transplantationskomitees Huang Jiefu eingeleitet werden."

Delius bezeichnete es als skandalös, dass sich Huang Jiefu für den angeblichen Stopp des Organraubs nun feiern und auch international mit Preisen ehren ließe, statt von seinem Amt zurückzutreten und Verantwortung für die jahrelang verübten Verbrechen zu übernehmen. Huang Jiefu ist Spezialist für Lebertransplantationen und gilt als einer der prominentesten Chirurgen der Volksrepublik. Er verlor im März 2013 seinen Posten als stellvertretender Gesundheitsminister, nachdem sich sein Ministerium in widersprüchliche Aussagen zum Organraub verstrickt hatte. Als einflussreicher Leiter des staatlichen Transplantationskomitees gilt Huang Jiefu bis heute als einer der Hauptverantwortlichen für den Organraub in China.

Bis zu 65.000 Falun Gong-Anhänger sowie eine unbekannte Zahl von Uiguren sollen Recherchen angesehener Publizisten und Rechtsanwälte zufolge seit Ende der 90er-Jahre dem Organraub in der Volksrepublik zum Opfer gefallen sein. Die Rechercheure dokumentierten in Büchern und Menschenrechtsreporten das Schicksal hunderter Opfer des Organraubs. Sie befragten dazu Angehörige und Freunde der Opfer, Empfänger neuer Organe sowie Ärzte und Krankenhauspersonal, das freimütig zugab, Organe von hingerichteten Gewissensgefangenen verpflanzt zu haben. Die Beweise für diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind erdrückend, selbst wenn konkrete Opferzahlen aufgrund der Geheimhaltung der Behörden nur schwer überprüfbar sind.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 4. Dezember 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Dezember 2014


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