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ASIEN/632: Tibet - Das Lebenswerk des Dalai Lama ist in Gefahr


Presseerklärung vom 3. Juli 2015

80. Geburtstag des Dalai Lama (6.7.)

Schönen Worten Taten für Tibet folgen lassen
Lebenswerk des Dalai Lama ist in Gefahr


Zum 80. Geburtstag des Dalai Lama hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mehr Engagement Deutschlands für Tibet gefordert. "Es wäre das schönste Geburtstagsgeschenk für den Dalai Lama, wenn sich Deutschland gemeinsam mit seinen europäischen Partnern mehr für die Rechte der Tibeter einsetzen würde", erklärte der GfbV-Chinaexperte Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. "Chinas Behörden verweigern den Tibetern ein Leben in Freiheit und Würde. Damit ist das Lebenswerk des Dalai Lama ernsthaft gefährdet." Der Dalai Lama warnt seit Jahren besonders vor den Folgen der massenhaften Ansiedlung von Han-Chinesen in Tibet, vor der Zerstörung der traditionellen Nomaden-Gesellschaft und vor den Folgen ökologischer Verwüstung durch Bergbau und andere Großprojekte. Nachdrücklich verurteilte die GfbV alle Versuche der chinesischen Führung, das geistliche Oberhaupt der Tibeter zu tabuisieren, zu diskreditieren und zu kriminalisieren. Der Dalai Lama wird am 6. Juli 80 Jahre alt. Er lebt im indischen Dharamsala im Exil.

Die von staatlicher Seite Chinas gesteuerten Angriffe auf den bedeutendsten religiösen Würdenträger der tibetischen Buddhisten sind ein schwerer Eingriff in die Religionsfreiheit der Tibeter, kritisiert die GfbV. So wird tibetischen Buddhisten sogar untersagt, Fotos ihres religiösen Oberhaupts zu besitzen. Nonnen sowie Mönche werden gezwungen, sich schriftlich von ihm zu distanzieren. Systematisch wird ihm vorgeworfen, Tibet abspalten und China destabilisieren zu wollen, obwohl der Dalai Lama nur für eine echte Autonomie Tibets eintritt.

"Seit mehr als drei Jahrzehnten setzt sich der Dalai Lama für einen glaubwürdigen Dialog mit der chinesischen Führung ein, um eine politische Lösung der Tibet-Frage zu erreichen", würdigte Delius dessen friedliches Engagement. "Statt dieses Angebot anzunehmen und mit ihm und der politischen Führung Tibets im Exil ernsthaft über die Glaubensfreiheit und die Zukunft Tibets zu verhandeln, hält die chinesische Regierung ihn jedoch hin. Mit immer neuen unbegründeten Schuldzuweisungen und Vorwürfen verhindern Chinas Behörden, dass ein Vertrauensverhältnis zu führen Vertretern der Tibeter entsteht."

Seinen Wunsch nach Verständigung mit dem chinesischen Volk betonte der Dalai Lama in zahlreichen Appellen und Treffen mit der chinesischen Demokratiebewegung. "Dies ist ein wichtiges Zeichen der Aussöhnung und des Friedens trotz einer immer angespannteren Lage in Tibet", erklärte Delius. Große Anerkennung verdiene aber auch sein Einsatz für Menschenrechte weltweit und seine Bemühungen um eine Demokratisierung und Erneuerung der tibetischen Gesellschaft. So wurden im Exil zahlreiche demokratische Institutionen geschaffen. Um Chinas Einmischung bei der Regelung seiner Nachfolge zu verhindern, schlug er vor, das seit alters her überlieferte Verfahren der Auswahl der Reinkarnation zu beenden und seinen Nachfolger in einer Konklave wählen zu lassen. So ist er sogar zur Aufgabe von Traditionen bereit, die seinem Volk wichtig sind, um weiteren Schaden von Tibets Buddhisten abzuwenden.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 3. Juli 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juli 2015

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