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ASIEN/671: Myanmar verbietet muslimischen Rohingya den Namen - Apartheid nicht legalisieren


Presseerklärung vom 24. Juni 2016

Burma / Myanmar verbietet muslimischen Rohingya den Namen:
Apartheid nicht legalisieren!

SPD soll Aung San Suu Kyi zur Rückgabe des Willy-Brandt-Preises auffordern


Die SPD-Führung soll von der Regierungschefin Burmas, Aung San Suu Kyi, die Rückgabe des Willy-Brandt-Preis verlangen. Das hat die Gesellschaft für bedrohte Völker am Freitag gefordert, weil die Führung des südostasiatischen Landes der verfolgten Rohingya-Minderheit jetzt ganz offiziell ihren Namen verboten hat. "Willy Brand hat sich engagiert für Völkerverständigung eingesetzt. Es verletzt den Geist des früheren Bundeskanzlers und dieser besonderen Auszeichnung, wenn eine Preisträgerin Apartheid legalisiert und auf internationaler Ebene Stillschweigen zu dieser schweren Menschenrechtsverletzung erzwingt", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. Der Willy-Brandt-Preis wurde Aung San Suu Kyi im April 2014 vom SPD-Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel verliehen.

Mit Empörung reagierte die GfbV auf das Verhalten der Europäischen Union (EU), deren Botschafter in Myanmar, Roland Kobia, gestern öffentlich zusicherte, man werde den Begriff "Rohingya" nicht mehr verwenden. "Dies ist ein Armutszeugnis europäischer Menschenrechtspolitik, der es nicht darum gehen sollte, Burmas Machthabern zu gefallen, sondern menschenrechtliche Mindeststandards für die laut den Vereinten Nationen weltweit am meisten verfolgte ethnische Gruppe durchzusetzen", sagte Delius. "Es ist beschämend, dass die EU damit den bislang anerkannten Konsens von Rechtsstaaten aufgibt." Denn die US-Regierung will sich von Myanmar nicht einschüchtern lassen und auch weiterhin von "Rohingya" sprechen. "Ein politisches Problem, dass die Stabilität Burmas gefährdet, löst man nicht dadurch, dass man es ignoriert", sagte der GfbV-Referent.

Unter Führung Aung San Suu Kyis hatte die Regierung Myanmars am Mittwoch den Gebrauch des Namens "Rohingya" verboten. Auch Regierungen in aller Welt und die Vereinten Nationen wurden nachdrücklich aufgefordert, die Selbstbezeichnung der unterdrückten Minderheit nicht mehr zu benutzen. Stattdessen sollen die Rohingya nach dem Willen der Regierung nun als "Menschen, die den Islam lieben" bezeichnet werden. "Das ist nicht nur absurd, sondern auch brandgefährlich, weil ethnische Identität mit religiösem Glauben vermengt wird", warnte Delius. "So wird fälschlicherweise der Eindruck erweckt, dass alle Muslime in Burma Rohingya sind und nicht als Staatsbürger anerkannt werden. Für das Zusammenleben zwischen Muslimen und Buddhisten in Burma ist dies Gift."

In Burma gibt es auch muslimische Minderheiten wie die Kaman, die offiziell als ethnische Gruppen anerkannt und deren Angehörige seit Generationen Staatsbürger des Landes sind. Den meisten Rohingya jedoch verweigern die Behörden die Anerkennung als Staatsbürger, da sie nicht mit offiziellen Papieren nachweisen können, dass sie seit Mitte des 19.Jahrhunderts in dem Land leben.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 24. Juni 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
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E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juni 2016

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