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ASIEN/679: Burma / Myanmar - Friedenskonferenz soll Krieg beenden


Presseerklärung vom 30. August 2016

Friedenskonferenz in Burma /Myanmar soll 68 Jahre Krieg in Minderheiten-Gebieten beenden (31.8.-3.9.)

- Kein Friede ohne Gerechtigkeit
- Verbrechen von Burmas Armee müssen aufgearbeitet werden


Zu Beginn einer mehrtägigen Friedenskonferenz für Burmas Minderheiten-Gebiete hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die umfassende Aufarbeitung der von der Armee begangenen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gefordert. "Die Opfer der Gewalt müssen zu Wort kommen. Ohne Wahrheit und Gerechtigkeit wird es nach 68 Jahren Bürgerkrieg keinen echten und dauerhaften Frieden in Burma geben", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. "Zwangsumsiedlungen, Vergewaltigungen, Vertreibungen, Zwangsarbeit und Erschießungen haben Millionen Angehörige der Minderheiten tief traumatisiert. Die anhaltende Straflosigkeit der Militärs darf nicht länger ausgeblendet werden."

Die viertägige Konferenz in Burmas Hauptstadt Naypyidaw beginnt am 31. August 2016. Rund 1.800 Vertreterinnen und Vertreter der Regierung, der politischen Parteien, von 18 Freiheitsbewegungen der ethnischen Minderheiten und der Armee werden daran teilnehmen.

"Doch es ist nicht nachvollziehbar und äußerst bedauerlich, dass Frauen, junge Menschen und Nichtregierungsorganisationen auf der Friedenskonferenz überhaupt nicht oder nicht ausreichend vertreten sein werden", kritisierte Delius. Es sei vor allem die sehr aktive Zivilgesellschaft mit hunderten von NGOs, die die Nöte und Bedürfnisse der Minderheitenangehörigen widerspiegelt. Sie müsse genauso wie die Frauen, die seit 1948 besonders unter dem Bürgerkrieg gelitten, aber auch viel Verantwortung in ihren Dörfern übernommen haben, nachdem alle Männer fliehen mussten, maßgeblich beteiligt werden, sonst werde es keinen glaubwürdigen Frieden geben, mahnte der Menschenrechtler.

Mit der Konferenz soll an die historisch bedeutsame Panglong-Konferenz im Februar 1947 angeknüpft werden, bei der über die Struktur der britischen Kolonie Burma als unabhängiger Staat beraten wurde. Damals wurde den Minderheiten mehr Selbstbestimmung versprochen, doch diese Versprechen wurden nicht gehalten. Deshalb brach im Jahr 1948 in den Minderheiten-Gebieten der Bürgerkrieg aus. Zurzeit ist dort fast überall Waffenstillstand, doch es kommt immer wieder zu Kämpfen zwischen der Armee und bewaffneten Gruppen der Minderheiten.

Die Shan, Karen, Karenni, Chin, Mon und andere Minderheiten stellen rund 30 Prozent der Bevölkerung in Burma / Myanmar. Ihre Regionen sind aufgrund von Bodenschätzen und Energievorkommen wirtschaftlich besonders interessant.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 30. August 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. August 2016

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