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EUROPA/396: Kirche ignoriert Verfolgung assyro-chaldäischer Christen


Presseerklärung vom 6. Juni 2007

31. Deutscher Evangelischer Kirchentag

Vorwürfe gegen Kirchentagsleitung: Größte Christenverfolgung der Gegenwart ignoriert - Engagement für gejagte assyro-chaldäische Christen aus dem Irak gefordert


Zum Auftakt des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Köln hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch Vorwürfe gegen die Kirchentagsleitung erhoben. "Statt den Kirchentag dafür zu nutzen, die Christen in Deutschland in zentralen Großveranstaltungen über die größte Christenvertreibung der Gegenwart zu informieren und zur Solidarität aufzurufen, wird der gewaltsame Exodus der Assyro-Chaldäer aus dem Irak nicht zur Kenntnis genommen", kritisierte der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch das Kirchentagsprogramm. "Dabei brauchen diese Menschen, die bis heute die Sprache Jesu - das Aramäische - sprechen, dringend unsere ganz konkrete Hilfe! Wir dürfen sie nicht im Stich lassen!" "Vor dem gezielten Terror islamistischer Fundamentalisten mussten bereits drei Viertel der früher rund 650.000 Assyro-Chaldäer in die kleinen Nachbarländer Jordanien und Syrien oder in das noch relativ sichere autonome nordirakische Bundesland Kurdistan flüchten.

"Die fast 2000-jährige Geschichte der Christen im Zweistromland steht vor dem Ende. Angesichts dieser Tragödie hätte die Kirchentagsleitung flexibel reagieren und Teile heißes geplanten Programmes umstrukturieren müssen", meinte Zülch. Denn hoffen und beten reiche nicht aus, um das Leben der Assyro-Chaldäer zu retten. Alle Christen im zentralen und südlichen Irak schwebten ständig in Lebensgefahr, selbst Kinder und Greise, Priester und Nonnen. Erst am vergangenen Sonntag hätten Terroristen in Mosul einem Priester und drei Diakonen der chaldäischen Kirche aufgelauert und sie direkt nach der Messe erschossen. Hunderte von Christen seien in den vergangenen Jahren verschleppt, Frauen vergewaltigt, Menschen bestialisch ermordet worden. Auf 30 Kirchen aller Konfessionen, aber auch auf christliche Schulen oder auf Geschäfte christlicher Kaufleute seien Bombenanschläge verübt worden. Selbst islamische Geistliche beteiligten sich inzwischen an der Heize gegen Christen, forderten sie dazu auf, zum Islam überzutreten oder das Land sofort zu verlassen. Todesdrohungen gegen Assyro-chaldäische Christen kursierten täglich auf Flugblättern, kämen per SMS oder mit der Briefpost.

Die GfbV fordert von der Bundesregierung und den Regierungen der großen europäischen Nachbarländer die Aufnahme eines Kontingents von jeweils 20.000 christlichen Flüchtlingen aus dem Irak. Die bereits in Deutschland lebenden Assyro-Chaldäer müssten ein gesichertes Bleiberecht erhalten.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen / Köln vom 6. Juni 2007
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-0, Fax: 0551/58028
E-Mail: info@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juni 2007