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EUROPA/433: Deutsche Wirtschaft schürt Angst vor Kritik aus Peking


Presseerklärung vom 15. April 2008

"Panikmache" - Deutsche Wirtschaft schürt Angst vor Kritik aus Peking

Selbstzensur darf nicht die Antwort eines Rechtsstaats auf Massenverhaftungen in Tibet sein!


Als "übertriebene Panikmache" hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) jüngste Warnungen der deutschen Wirtschaft vor negativen Folgen deutscher Kritik an der Menschenrechtspolitik Chinas bezeichnet. "Die Volksrepublik braucht Deutschland als Absatzmarkt seiner Produkte in gleichem Maße wie die deutsche Exportwirtschaft China", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Dienstag. "Selbstzensur darf nicht die Antwort Europas auf die Verhaftung von mehr als 4.000 Tibetern sein." Nach Informationen des Handelsblattes hatte der Asien-Pazifik-Ausschuss (APA) der deutschen Wirtschaft in einer vertraulichen Sondersitzung am Montag seine Besorgnis über die kritische China-Debatte in der deutschen Öffentlichkeit und unter Politikern geäußert.

"Der vom APA seit Jahren propagierte Kurs vom Wandel durch Handel ist gescheitert", meinte Delius. Die jüngste Krise in Tibet und Xinjiang zeige, dass der Handel allein nicht zu einer Verbesserung der Menschenrechtslage beitrage. Im Gegenteil, die in den letzten Jahren betriebene wirtschaftliche Erschließung beider Regionen habe die Probleme der Tibeter und Uiguren noch weiter verschärft, da China sich dort mit eiserner Faust Rohstoffe sichere, um die boomende Wirtschaft zu versorgen.

"Statt über drohende Wirtschaftssanktionen zu klagen, sollten deutsche Firmen wenigstens ernsthaft versuchen, ihre eigenen ethischen Unternehmensgrundsätze im China-Geschäft zu beachten", forderte Delius.Das umstrittene Sponsoring des Olympischen Fackellaufs durch den Volkswagen-Konzern zeige, wie gering offensichtlich der Stellenwert solcher Unternehmens-Leitsätze sei. Die GfbV hatte Volkswagen mehrfach aufgefordert, nicht gegen eigene Unternehmensprinzipien zu verstoßen und den Fackellauf durch Tibet nicht zu begleiten, denn er werde neue Unruhen und Menschenrechtsverletzungen in der Heimat des Dalai Lama schüren.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 15. April 2008
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. April 2008