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LATEINAMERIKA/069: Brasilien - Voith Hydro soll sich nicht am Belo-Monte-Staudamm beteiligen!


Presseerklärung vom 10. Mai 2011

Appell an Voith Hydro: Beteiligen Sie sich nicht am Bau des Staudamms Belo Monte in Brasilien - es bringt Indianer in Lebensgefahr!


Zusammen mit 50 weiteren Nichtregierungsorganisationen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am heutigen Dienstag an den Konzern Voith Hydro in Heidenheim appelliert, sich aus dem Belo Monte Kraftwerksprojekt im brasilianischen Regenwald zurückzuziehen. "Das Projekt hätte weit reichende direkte und indirekte Auswirkungen auf die indigenen Gemeinschaften vor Ort", heißt es in dem Appell der GfbV Deutschland, Schweiz und Österreich. "Neben den großen indigenen Gruppen, die sich zum Teil aktiv am öffentlichen Widerstand gegen "Belo Monte" beteiligen, wurden rund 70 Kilometer vom Ort des geplanten Staudamms entfernt bisher unkontaktierte Indianer beobachtet. Der forcierte Kontakt mit der Zivilisation wird ihre Kultur und - insbesondere durch Übertragung von Krankheiten - sogar ihr Überleben gefährden. Die bisher ergriffenen Maßnahmen sind absolut ungenügend."

Für den Bau des Staudamms müssten nicht nur bis zu 40.000 Menschen, darunter tausende Indianer, zwangsumgesiedelt werden. Auch der Wasserstand des Xingú-Flusses würde massiv sinken, so dass Fischer und Kleinbauern ihre Lebensgrundlage verlieren. Nach Angaben brasilianischer Behörden könnte er zudem rund 100.000 Siedler in die empfindliche Regenwaldregion locken. Es gibt bereits Pläne für den Abbau von Bodenschätzen, für den Bau weiterer Staudämme und von zusätzlichen Infrastrukturprojekten, teilweise mitten in den Indianerreservaten. Die wirtschaftliche Erschließung des Gebietes hätte gravierende Konsequenzen für die Umwelt und die ansässige Bevölkerung.

Zahlreiche Auflagen in den Bereichen Umweltschutz und Menschenrechte wurden nicht eingehalten. Auch die Rechtmäßigkeit des Bewilligungsprozesses selbst wird inzwischen in Frage gestellt. Deshalb wurden bereits mehrfach Beschwerden gegen das Projekt eingereicht. Zudem wird der Staudamm lediglich in der Regenzeit die erwartete Maximalleistung erbringen - in der Trockenzeit fällt diese fast auf Null.

Die brasilianische Regierung gab 2010 grünes Licht für den Bau des weltweit drittgrößten Wasserkraftwerks Belo Monte. Die deutsche Voith Hydro, Alstom Power aus der Schweiz, eine Tochtergesellschaft der französischen Alstom, sowie Andritz aus Österreich unterzeichneten im Februar und März 2011 Verträge mit der brasilianischen Firma Norte Energia, die mit der Bauausführung beauftragt ist. Sie beabsichtigen, Energieanlagen im Wert von rund 500 Millionen Euro zu liefern.

Die von den Folgen des Staudammbaus betroffene Bevölkerung wurde weitgehend vom Entscheidungsprozess ausgeschlossen. Laut der ILO-Konvention 169 und der UNO-Erklärung der Rechte der indigenen Völker, welche beide von Brasilien angenommen wurden, müssen aber indirekt und direkt betroffene Völker vor solchen Projekten ausreichend informiert und ihr Einverständnis eingeholt werden.

Zu den Unterzeichnern des Appells an Voith Hydro, Alstom Power (Schweiz) und an Andritz (Österreich) gehören neben den GfbV-Ländersektionen Deutschland, Schweiz und Österreich die Organisationen Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz ARA, Arbeitskreis Indianer Nordamerikas (AKIN), Aktionsgruppe Indianer und Menschenrechte (AGIM), ASW-Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt, Brasilieninitiative, Brasilieninitiative Mandacaru, Campo Limpo - Solidarität mit Brasilien, Freunde der Naturvölker/ "Friends of Peoples close to Nature", KoBra Koordination Brasilien, Misereor, Poema - Armut und Umwelt in Amazonien, Regenwald-Institut, Rettet den Regenwald, OroVerde - Die Tropenwaldstiftung sowie 14 bzw. 25 Nichtregierungsorganisationen aus der Schweiz und Österreich

Den Appell und die Liste der Unterzeichner finden Sie auf
www.gfbv.de


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen/Heidenheim, den 10. Mai 2011
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Mai 2011