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MELDUNG/076: Gedenken in Berlin für die Millionen Opfer unter der Herrschaft Mao Zedongs


Presseerklärung vom 27. März 2014

Chinas Präsident sieht Deutschland als Vorbild für Japan bei Vergangenheitsbewältigung:
Japan und China sollen Verbrechen nicht länger leugnen

Gedenken in Berlin für Millionen Opfer Maos



Am Vortag des Deutschland-Besuchs von Chinas Staatspräsident Xi Jinping erinnerte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag in Berlin an der Neuen Wache an die Millionen Opfer unter der Herrschaft von Mao Zedong in China. Zum Gedenken an diese Toten legten die Menschenrechtler vor einem mehr als zwei Meter hohen improvisierten Mahnmal einen Kranz nieder. Zugleich veröffentlichte die GfbV einen 40-seitigen Menschenrechtsreport über die Verbrechen gegen die Menschlichkeit Maos, aber auch über Kriegsverbrechen japanischer Truppen in China. "Beide Staaten sollten die in ihrem Namen begangenen Verbrechen nicht länger beschönigen oder leugnen", forderte die GfbV. "Wenn Chinas Staatsführung die Kriegsverbrechen Japans zu Recht anprangert, dann darf sie auch nicht länger zu den Millionen Opfern Maos schweigen." Chinas Regierung dürfe nicht auf einem Auge blind sein, verlangten die mit Augenklappen demonstrierenden Menschenrechtler.

Xi Jinpings wollte während seines Berlin-Aufenthalts die Holocaust-Gedenkstätte besuchen, um Deutschland als Vorbild für Japan bei der Vergangenheitsbewältigung zu loben. Die deutsche Bundesregierung hatte den Besuch der Gedenkstätte jedoch abgelehnt, weil sie eine Instrumentalisierung des Ortes in einem diplomatischen Streit zwischen China und Japan befürchtete. Seit Monaten wirft China Japan vor, Kriegsverbrechen zu beschönigen, da führende japanische Politiker und enge Berater von Ministerpräsident Shinto Abe die massenhafte Verschleppung von Frauen als Sexsklavinnen durch die japanische Armee sowie das Massaker von Nanking 1937 an mindestens 300.000 Chinesen leugnen.

"Chinas berechtigte Kritik an der Verharmlosung schwerster Menschenrechtsverletzungen durch führende japanische Politiker wäre noch glaubhafter, wenn auch Maos Verbrechen gegen die Menschlichkeit im eigenen Land nicht länger tabuisiert würden", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. Zum 120. Geburtstag Maos am 26.12.2013 hatte Xi Jinping nur eingeräumt, der Staatsgründer habe in seinen letzten Lebensjahren einige Fehler begangen. "Doch hier irrt Chinas Präsident", erklärte Delius. "Wir zeigen in dem Report auf, dass sich von der Machtübernahme 1949 bis zu seinem Tod 1976 eine breite Blutspur durch Maos Herrschaft zieht." Historiker gehen davon aus, dass Maos Verbrechen zwischen 35 und 80 Millionen Chinesinnen und Chinesen zum Opfer fielen. Periodisch von Mao gestartete Kampagnen stürzten Millionen Menschen in den Tod. Am grausamsten waren die Folgen der von Menschenhand ausgelösten großen Hungerkatastrophe (1958-62). Die Folgen dieser Verbrechen prägen bis heute vor allem viele ländliche Regionen Chinas. Die Überlebenden warten seit Jahrzehnten auf Gerechtigkeit und die Wiederherstellung ihrer Würde.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 27. März 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. März 2014