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NAHOST/288: Jerusalem-Streit - Islamischen Staaten Einseitigkeit vorgeworfen


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 12. Dezember 2017

Gipfeltreffen islamischer Staaten (OIC) wegen Jerusalemstreits (13.12.): Islamischen Staaten politische Einseitigkeit vorgeworfen - OIC darf Menschenrechtsverletzungen in Mitgliedsländern nicht ignorieren - Straflosigkeit bekämpfen!


Göttingen, den 12. Dezember 2017 - Anlässlich des Gipfeltreffens der islamischen Staaten am Mittwoch in Istanbul hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) der Organisation für Islamische Kooperation (OIC) vorgeworfen, sich politisch einseitig zu äußern und auch viele an Muslimen begangene Menschenrechtsverletzungen zu ignorieren. Nachdrücklich verurteilte die GfbV, dass der mit internationalem Haftbefehl wegen Völkermordverbrechen gesuchte sudanesische Staatspräsident Omar Hassan al Bashir an der Konferenz teilnimmt. Die islamischen Staaten wollen über ihre Position im Jerusalem-Streit beraten.

"Die OIC hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. So sehr wir das Engagement der OIC für die aus Burma fliehenden Rohingya begrüßen, so sehr kritisieren wir ihre Ignoranz gegenüber den massiven Menschenrechtskrisen im Jemen, in Saudi-Arabien, Ägypten, in der Türkei, Pakistan und anderen islamischen Staaten", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. "Wenn die OIC mit ihren oft durchaus berechtigten Forderungen international mehr Gehör finden will, darf sie zu den schweren Menschenrechtsverletzungen in ihren Mitgliedsstaaten nicht länger schweigen. Die mehreren hunderttausend Opfer der Verbrechen Bashirs im Westen des Sudan waren alle Muslime. Wie kann die OIC im Namen der Menschenrechte der Bewohner Jerusalems ihr Schicksal ignorieren und den dafür Verantwortlichen hofieren? Massive Menschenrechtsverletzungen werden erst enden, wenn alle Staaten den Kampf gegen Straflosigkeit ernst nehmen und ihm Vorrang einräumen."

Die OIC war in den vergangenen Monaten in der Rohingya-Krise in Burma/Myanmar zwar eine der international treibenden Kräfte, die eine Verurteilung der gewaltsamen Vertreibung der Minderheit in den Vereinten Nationen erreichte. Doch beim Gipfeltreffen zur Jerusalem-Krise duldet die OIC auch den sudanesischen Staatspräsidenten al Bashir, der vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) per Haftbefehl wegen seiner Verantwortung für Völkermordverbrechen im muslimischen Darfur gesucht wird.

Bashir reist heute auf Einladung des türkischen Präsidenten Erdogan nach Istanbul, um an dem OIC-Sondertreffen teilzunehmen. Die Türkei hatte das Bashir-Regime mehrfach unterstützt und eine internationale Ächtung des seit 28 Jahren mit eiserner Hand regierenden sudanesischen Machthabers unterlaufen.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 12. Dezember 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Dezember 2017

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