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NAHOST/330: Friedensnobelpreis ist Aufforderung - Endlich die 3.000 verschleppten Yezidinnen befreien


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 7. Dezember 2018

Friedensnobelpreis für Nadia Murad ist Aufforderung zu handeln:
3.000 verschleppte Yezidinnen endlich aus IS-Gewalt befreien und Rechte der Glaubensgemeinschaft im Irak durchsetzen!


Göttingen, den 07. Dezember 2018 - Anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises (10. 12.) an die Yezidin Nadia Murad am kommenden Montag in Oslo, fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ernsthafte Anstrengungen zur Befreiung der rund 3.000 Yezidinnen aus dem Irak, die noch immer in der Gewalt des Islamischen Staates (IS) sind. "Nadia Murad legt Zeugnis ab über die unerhörten Qualen, die diese verschleppten Frauen und Mädchen seit mehr als vier Jahren erleiden müssen. Es muss jetzt endlich mit Hochtouren daran gearbeitet werden, diese Opfer von Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufzuspüren. Deutschland und die internationale Gemeinschaft sind dazu aufgerufen, alle Bemühungen zur Rettung dieser Frauen tatkräftig zu unterstützen", erklärte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido am Freitag in Göttingen.

Für die 280.000 der 430.000 Yeziden, die vor den Angriffen des IS im August 2014 geflohen sind und noch immer in provisorischen Camps in Irakisch-Kurdistan untergebracht sind, forderte Sido endlich realistische Perspektiven. Ohne dies würde die meisten Yeziden den Irak über kurz oder lang in Richtung Europa verlassen. Dann hätten die radikalen Sunniten des IS ihr Ziel erreicht, alle Angehörigen der yezidischen Glaubensgemeinschaft aus dem Irak zu vertreiben. Sicherheitskräfte der irakischen Zentralregierung oder der Regierung des Autonomen Kurdistans müssten die Yeziden jedoch in ihrem Siedlungsgebiet, dem Sinjar, vor islamistischen Terrormilizen schützen. Um die Yeziden langfristig im Land zu halten, sollte ihnen dort Selbstverwaltung gewährt werden.

Der arabische Irak und Kurdistan streiten seit Jahren darüber, zu welchem Landesteil der Sinjar gehören soll. "Es stünde der deutschen Bundesregierung, der EU, den USA und anderen westlichen Regierungen gut zu Gesicht, wenn sie im Interesse der Überlebenden schrecklicher Verbrechen endlich die Initiative für Gespräche ergreifen würden und Nadia Murad und andere Yeziden bei ihrem Einsatz für die Rechte ihrer Religionsgemeinschaft zur Seit stünden", bekräftigte Sido die Forderung der Yeziden. Seit Jahren fordert die GfbV für die Yeziden im Sinjar, im äußersten Nordwesten des Irak, regionale Autonomie.

Im Hochsommer 2014 hat der IS die Yeziden im Sinjar angegriffen. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden rund 5.000 von ihnen sofort getötet und weit mehr entführt, unter ihnen mehr als 5.000 Frauen und Mädchen. Die gefangenen Frauen wurden vergewaltigt, zwangsverheiratet oder auf Sklavenmärkten verkauft. Nur 40.000 Yeziden sind in den Sinjar zurückgekehrt. Die Region wurde durch die Kämpfe gegen den IS vollständig zerstört wurde.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 7. Dezember 2018
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Dezember 2018

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