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BERICHT/1038: Women in Black - weltweites Frauennetzwerk auch in Belgrad und Wien (frauensolidarität)


frauensolidarität - Nr. 109, 3/09

Women in Black
Ein weltweites Frauennetzwerk auch in Belgrad und Wien

Von Jelena Andjelkovic


Women in Black ist ein in 14 Ländern und 23 Städten weltweit vertretenes Frauennetzwerk, dessen Aktivistinnen sich für Frieden, Gerechtigkeit, Menschenrechte und Gleichheit zwischen den Geschlechtern einsetzen. Die Farbe schwarz wird als Symbol der Trauer über die Opfer verwendet. Die Initiative versteht sich als ein Kommunikationsforum und ein Netz von und mit Frauen, die in verschiedensten Weltregionen ähnliche Erfahrungen mit der Militärpolitik der jeweiligen eigenen Regierung machten und nun mittels gewaltloser Proteste, Mahnwachen, Petitionen, Vernetzungen und gegenseitiger Unterstützung dagegen auftreten. Solidarität zwischen den Frauen steht im Zentrum, unabhängig von ihrer ethnisch-religiösen Zugehörigkeit oder ihrer sexuellen Orientierung. Die Initiative entstand 1988 in Israel, danach entstanden regionale Gruppen gegen Rassismus, Militarismus, Gewalt und Patriarchat, die unabhängig agieren.


Wien

In Österreich wurde die Initiative Frauen in Schwarz 2001 von Paula Abrams-Hourani ins Leben gerufen. Diese Gruppe setzt sich hauptsächlich mit dem Nahostkonflikt auseinander und agiert gegen die israelische Besatzung palästinensischen Landes, aber auch gegen den Irak-Krieg, gegen die Verhaftung von MenschenrechtsaktivistInnen und JournalistInnen in Kriegsgebieten sowie gegen die unzureichende Berichterstattung in den Medien zum Nahostkonflikt. Das letzte Treffen der überparteilichen Gruppe fand am 8. August 2009 statt: Eine Mahnwache mit ca. 20 TeilnehmerInnen fand bei der Wiener Staatsoper gegen die weitere Abriegelung des Gaza-Streifens statt.

"Frauen in Schwarz lehnen die unzulässige Gleichsetzung des Judentums mit der israelischen Staatspolitik ab. Wenn Israel weiterhin das internationale Recht samt universellen Prinzipien der Menschenrechte ignoriert und der Rest der Welt dabei zuschaut, sehe ich schwarz", kommentiert Frau Abrams-Hourani. Mitte Oktober plant die Gruppe im Wiener Amerlinghaus einen Filmabend zum Thema "Journalismus und Krieg", falls die finanziellen Mittel vorhanden sein sollten, denn Frauen in Schwarz erhält weder öffentliche Spenden noch Subventionen.(1)


Belgrad

Die Belgrader Zene u crnom (Women in Black), gegründet und aktiv seit 1991, sehen als Basis ihrer Arbeit feministische Theorie.(2) Ihr Motto lautet: Always disobedient to patriarchy, war, nationalism and militarism. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt bei den Menschen- und insbesondere Frauenrechten, in der Forderung nach Trennung von Staat und religiösen Institutionen und der Forderung nach Konfrontation mit der Vergangenheit, insbesondere mit dem Balkankonflikt, sowie nach Aushändigung der Kriegsverbrecher. Zu diesem Zweck arbeiten die Vertreterinnen eng mit den Friedensorganisationen Kroatiens und Bosniens zusammen, aber auch mit zahlreichen serbischen nichtstaatlichen Organisationen wie z.B. mit der Gay-straight Alliance und YUCOM, einer Organisation für Menschenrechte. Sie setzen sich für die Gleichberechtigung der Minoritäten ein, u.a. der LGBT-Community, und sie organisieren Konferenzen, Workshops und Straßenversammlungen, um sichtbar zu werden. Die letzte Aktion war ein öffentlicher Protest gegen die gewaltsame Vertreibung der Roma aus einem Stadtteil Belgrads, kritische Parolen wie beispielsweise "Discrimination is the heart of Serbia" und "Will you really close your eyes to this?" waren dabei zu sehen. Die Vertreibung konnte gestoppt werden.

Aufklärungsarbeit und alternative Bildungsarbeit in Form von Seminaren, Workshops und Lesungen stellt eine der wichtigsten Aktivitäten der Gruppe dar. Das aus Lateinamerika stammende Konzept der globalen Gerechtigkeit, das für Bemühungen steht, den Übergang einer undemokratischen Gesellschaft in Richtung Frieden, Sicherheit und Stabilität zu fördern sowie zur Verbesserung der Beziehungen zwischen den (ehemaligen) Konfliktparteien beizutragen, spielt dabei eine wichtige Rolle.(3)


Anmerkungen:
(1) www.fraueninschwarz.at
(2) Sta@ Zajovic, Autorin des Werks "Transitional justice - a feminist approach" (Belgrad 2007) erhielt als engagierte Aktivistin bereits zahlreiche Auszeichnungen.
(3) www.zeneucrnom.org


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Quelle:
Frauensolidarität Nr. 109, 3/2009, S. 34
Herausgeberin:
Frauensolidarität - Entwicklungspolitische Initiative für Frauen
Senseng 3, 1090 Wien,
Telefon: 0043-(0)1/317 40 20-0
Telefax: 0043-(0)1/317 40 20-406
E-Mail: redaktion@frauensolidaritaet.org
http://www.frauensolidaritaet.org

Die Frauensolidarität erscheint viermal im Jahr.
Einzelpreis: 5,- Euro;
Jahresabo: Österreich und Deutschland 20,- Euro;
andere Länder 25,- Euro.


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Oktober 2009