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BERICHT/1155: Ureinwohner - Fünf Unternehmen für schwerste Rechtsverletzungen ausgebuht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. Oktober 2010

Ureinwohner:
Fünf Unternehmen für schwerste Rechtsverletzungen ausgebuht


London, 13. Oktober (IPS) - Die Menschenrechtorganisation 'Survival International' hat fünf Unternehmen für Projekte an den Pranger gestellt, die indigene Gemeinschaften in ihrer Existenz bedrohen. In Anspielung auf die 'Hall of Fame' für Show- und Musikgrößen wurden zwei Energiekonzerne, ein Holz-, ein Tourismus- und ein Agrarunternehmen in die 'Hall of Shame' ('Halle der Schande') abgestellt.

Der zum Teil staatliche französische Energiekonzern 'GDF Suez' beteiligt sich am Bau des Jirau-Staudammes in Brasilien, der nach seiner Fertigstellung der größte im Land sein wird. GDF Suez hat die Einwände von Survival und anderen Organisationen, dass in der Nähe des Vorhabens unkontaktierte Indigene leben, ignoriert. Baubeginn war bereits im Jahr 2008. Die indigene Bevölkerung wurde so gut wie nicht in die Planung für die Dämme miteinbezogen. Der Baulärm hat bereits unkontaktierte Indigene von ihrem angestammten Land vertrieben.

Das britisch-französische Erdölunternehmen 'Perenco' und der spanisch-argentinische Erdölkonzern Repsol-YPF erkunden ein Gebiet unkontaktierter Indigener im Norden Perus. Es besteht die Gefahr, dass die Völker durch den Kontakt mit den Arbeitern dezimiert werden. Außerdem zählt das Gebiet zu den Regionen mit der weltweit größten biologischen Vielfalt.

Das malaysische Holzunternehmen 'Samling' wiederum entzieht mit der Zerstörung der Wälder in Sarawak im malaysischen Teil Borneos dem Volk der Penan die Lebensgrundlage. Der Wald ist für sie Nahrungsquelle und Heimat zugleich, seine Zerstörung hat sie in die Armut getrieben. Viele Penan wurden bereits verhaftet und ins Gefängnis geworfen, weil sie Blockaden gegen Samling errichtet hatten.

Abgewatscht wurde auch das Reiseunternehmen 'Wilderness Safaris'. Es hatte kürzlich ein Luxus-Safaricamp auf dem Land der Buschleute in der Central Kalahari Game Reserve in Botswana - inklusive Bar und Swimmingpool - eröffnet. Botswanas Regierung verwehrt auf der anderen Seite den Buschleuten den Zugang zu Wasser und Nahrungsmitteln. Die 'African Commission on Human and Peoples' Rights', Afrikas wichtigste Menschenrechtsinstitution, protestierte. Den Buschleuten werde das in der Afrikanischen Menschenrechtscharta verankerte "Recht zu leben" vorenthalten, hieß es.

Das brasilianische Viehzuchtunternehmen 'Yaguarete Pora' will eine große Fläche Wald im Chaco-Gebiet Paraguays abholzen, obwohl bekannt ist, dass hier unkontaktierte Mitglieder des Ayoreo-Volkes leben. Zumindest konnte sich Paraguays Regierung zu einer Geldstrafe gegen Yaguarete Pora aufraffen, da das Unternehmen die Existenz der Indigenen verschwiegen habe, auf der anderen Seite aber die Zerstörung des Waldes wieder aufnehmen wolle.


Bauxitmine auf dem Land indischer Ureinwohner abgewehrt

Nicht in die 'Halle der Schande' aufgenommen wurde das britisch-indische Unternehmen Vedanta Resources - bis August ein sicherer Kandidat. Doch Indiens Regierung hat inzwischen den Antrag auf Inbetriebnahme einer umstrittenen Bauxitmine auf indigenem Land im indischen Bundesstaat Orissa abgelehnt.

Survival International hat seine 'Halle der Schande' am 12. Oktober bekannt gegeben, dem sogenannten 'Kolumbus-Tag', der jedes Jahr an die Landung von Christoph Kolumbus in Amerika erinnert. "Die fünf Unternehmen symbolisieren alles, wofür Kolumbus heute steht - das Streben nach Geld und Profit, auf Kosten jener Menschen, die einfach nur in Ruhe auf ihrem eigenen Land leben wollen", sagte Stephen Corry, der Direktor von Survival International. "518 Jahre nach der Ankunft von Kolumbus in Amerika und der Dezimierung der indigenen Bewohner ist es an der Zeit, dass wir die indigenen Völker der Welt mit Respekt behandeln." (Ende/IPS/bs/2010)


Links:
http://www.survivalinternational.de/nachrichten/6571
http://www.survivalinternational.org/news/6562

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IPS-Tagesdienst vom 13. Oktober 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Oktober 2010