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MELDUNG/844: "Ich kann es nicht fassen!" - Protest gegen Sklaverei in Libyen (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin

"Ich kann es nicht fassen!" Protest gegen Sklaverei in Libyen

Von Johanna Heuveling, 25. November 2017



Demonstranten mit Protestplakat, Polizeiwagen direkt dahinter - Bild: © Johanna Heuveling

Bild: © Johanna Heuveling

Berlin - 25.11.2017. Am Samstag versammelten sich etwa 3.000 AfrikanerInnen aller Länder des Kontinents und ihre UnterstützerInnen vor der libyschen Botschaft in Berlin-Dahlem, um gegen Versklavung, Vergewaltigung und Ausbeutung ihrer Schwestern und Brüder in Libyen zu protestieren. Die Demonstranten waren wütend, aber durchgehend friedlich, während die Polizei mit einem Großaufgebot die libysche Botschaft schützte und auch anfing, nachkommende Demonstranten zu kontrollieren. Viele Anwesende empfanden das als Provokation und als Parteinahme für die Libyer.

Sie klagten auch und vor allem die Politik der Europäischen Union und der Nato an, die diesen Menschenrechtsverstößen Legitimation verleihe.

Wir haben ein sehr bewegendes Interview mit Victoria Baxter geführt, deren Familie ursprünglich aus Ghana kommt. Sie erklärt, wie fassungslos es sie mache, im Jahr 2017 mit Sklaverei konfrontiert zu sein. Sie kritisiert die Hilflosigkeit und Überforderung der Europäischen Union, die mit den Konsequenzen ihrer eigenen Politik konfrontiert sei, aber auch deren Stolz, konstruktive Lösungsvorschläge anzunehmen. Schwarze würden immer noch als Sklaven gehalten und die Europäer wüßten das. Sie unterstützten immer noch die arabische Welt mit Geld und Waffen. Und täten, als ob sie von all dem nichts wüssten. Das sei eine Schande. Sie fordert, dass jeder Bürger, der hier Steuern zahlt und damit diese Machenschaften unterstützt, aufstehen solle und protestieren, statt sich aufstacheln zu lassen gegen Flüchtlinge. Am Ende würde alles auf sie zurückfallen: "Schimpft auf Eure Politiker statt gegen Flüchtlinge! Wenn sie heute nichts tun, möchte ich nicht in ihrer Haut stecken. Denn die Leute werden sich nicht aufhalten lassen."


Über die Autorin

Johanna Heuveling lebt in Berlin und arbeitet als Wissenschaftlerin und in der Wissenschaftskommunikation. Aktiv ist sie in Welt ohne Kriege e.V. und Pressenza Berlin. Journalistisch interessiert sie besonders Flüchtlingspolitik, Waffenhandel, Afrika, ausserdem Kunst und Spannendes aus den Wissenschaften. Ihr Interesse ist die Überwindung der Gewalt durch gewaltlose Methoden: Versöhnung und die Überwindung der Angst, welche die Wurzel der Gewalt ist.


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Johanna Heuveling
E-Mail: johanna.heuveling@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. November 2017

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