Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → FAKTEN

NEWSLETTER/004: Werkstatt Frieden & Solidarität - Rundbrief 4/2010



Werkstatt Frieden & Solidarität

Werkstatt-Rundbrief Nr. 4/2010 - 9. März 2010

Themen:

(1) Protestaktionen gegen Bologna-Gipfel: "46 BildungsministerInnen sollen in Wien Abbitte leisten!"
(2) Zentralmatura - ein Schritt in Richtung Zugangsbeschränkungen für die Universitäten?
(3) Täglich neue Selbstanzeigen nach § 278a StGB
(4) Verstaatlichte Kommunalkredit als Treibriemen für Gemeindeprivatisierungen?
(5) Veranstaltungsreise 12. bis 17. April 2010: "Krieg für Demokratie und Menschenrechte - Die Interessen der westlichen Großmächte in Afghanistan"
(6) Aktuelle Hinweise/Laufende Kampagnen
(7) LeserInnenbriefe/Diskussionen/Gastkommentare
(8) Termine
(9) Bestellungen


(1) 46 BildungsministerInnen sollen in Wien Abbitte leisten!

Der von der EU-Kommission und den EU-Verträgen vorgegebene Sparzwang ruiniert das Bildungswesen von immer mehr EU-Staaten. Die European University Association (EUA) in Brüssel beklagt mittlerweile, dass die Bildungsausgaben der EU-Staaten "ihre Bildungsbudgets bis zur Hälfte kürzen", "der Trend zu Studiengebühren zunimmt" und "die Qualität der Ausbildung sinkt." (Die Presse, 18.2.2010). Auch in Österreich plant die Regierung Kürzungen im Bildungsbereich, um die von der EU-Kommission geforderten 6 Milliarden bis 2013 einzusparen. Gleichzeit droht eine massive Ausweitung der Zugangsbeschränkungen an den österreichischen Hochschulen. So soll etwa die Zahl der Studienanfänger an der Wirtschaftsuni in Wien von 7.000 auf rd. 2.000 reduziert werden. Anlässlich des sog. "Bolognagipfels" finden in Österreich zwischen 10. und 14. März Protestaktionen gegen diese vollkommen verfehlte Bildungspolitik statt. Höhepunkt ist die bundesweite Demonstration "Gemeinsam dem Bildungs- und Sozialabbau entgegentreten!" am Do, 11. März 2010 in Wien.

Wir bringen die Stellungnahme von Boris Lechthaler, Vorsitzender der Werkstatt Frieden & Solidarität, bei der Pressekonferenz der "Uni-brennt"-Bewegung in Linz.

Das Zusammentreffen der schwersten Wirtschafts- und Gesellschaftskrise seit 80 Jahren mit der Bildungsmisere offenbart einen Zusammenhang: Die Unterordnung der Menschen, der Kinder und Jugendlichen, aller gesellschaftlichen Bereiche unter die hysterischen Vorherrschaftsphantasien der europäischen Industrie- und Finanzkonzerne führen uns in eine desaströse Sackgasse. Diese Unkultur behindert und vernichtet schöpferisches Potential. Sie macht aus unseren Bildungseinrichtungen, aus unserer Gesellschaft, ein sich immer schneller drehendes Laufrad, in dem die einen noch versuchen sinnentleert mitzuhalten, während die anderen schon herausfallen. Wenn sich am Donnerstag die BildungsministerInnen von 46 europäischen Staaten in Wien treffen, hätten sie eigentlich nichts zu feiern. Sie müssten eigentlich Abbitte dafür leisten, uns viel zu lange in diese Sackgasse geführt zu haben.

Unser Respekt gebührt den Studierenden, die mit ihren Aktionen, diesen Zusammenhang aufgezeigt haben und neue Perspektiven eröffnen. Die Fakten sind bekannt: Mit dem Bolognaprozeß soll eine zentralisierte, standardisierte Selektionsmaschinerie eingerichtet werden. Der Anteil der Bildungsausgaben am BIP sinkt kontinuierlich. Besonders die Universitäten wurden direkt der Steuerung durch Konzernbosse untergeordnet. Doch lassen wir die Schönheit der klaren Forderungen der Bewegung selbst sprechen:

- Freie Bildung für Alle! Weg mit den durch den Bolognaprozess errichteten Selektionshürden
- Ausreichende materielle Ausstattung der Bildungseinrichtungen, besonders auch der Unis
- Selbst- und Mitbestimmung statt Konzerndiktatur! Weg mit den Uni-Räten.

Boris Lechthaler, Pressekonferenz, 09.03.2010


Aktionen gegen den Bologna-Gipfel
Auftaktkundgebung in Linz, 10. März 2010
Auftaktkundgebung in Salzburg, 10. März 2010
Gipfeldemo "Gemeinsam dem Bildungs- und Sozialabbau entgegentreten!"
in Wien, 11. März 2010 (Treffpunkt Westbahnhof, 15 Uhr)
Nähere Informationen über Anreisemöglichkeiten aus den Bundesländern auch auf:
http://bolognaburns.org/ und www.unsereuni.at


*


(2) Zentralmatura - eine Schritt in Richtung Zugangsbeschränkungen für die Universitäten?

Der Dienststellenausschuss und Gewerkschaftlicher Betriebsausschuss des BRG Bertha von Suttner in Wien hat eine Debatte zur geplanten Zentralmatura angestoßen. Offensichtlich geht es bei dieser Maßnahme nicht um mehr "Gerechtigkeit" in der Bildung, sondern um mehr Effizienz in der Selektion: "Die Zentralmatura wäre derart ein wesentlicher Schritt zur Einschränkung des freien Hochschulzugangs.", so die Schlussfolgerung der GewerkschafterInnen.

Die Diskussionen zum Thema Zentralmatura umfassen die verschiedensten Aspekte: Fragen der fachspezifischen Umsetzung und der schulinternen Vorbereitung. Die Sorge, dass kritische Reflexion und Lehrfreiheit zugunsten von "teaching for the test" zurückgedrängt werden. Fragen, wer "formal und informell" den zu lehrenden "Kanon" definieren wird.

Wir möchten hier eine weitere Problematik in die Debatte einbringen, die unserer Meinung nach bislang zu wenig Aufmerksamkeit gefunden hat: die Frage nach dem Zusammenhang von Zentralmatura und Zugangsbeschränkungen an den Universitäten.

BefürworterInnen der Zentralmatura argumentieren gerne, dass diese mehr Gerechtigkeit bringen würde: das Niveau würde einheitlicher werden, die Maturazeugnisse damit vergleichbarer und die Matura "gleichwertiger". Auch würde die Ungerechtigkeit beseitigt werden, dass manche LehrerInnen die Matura quasi herschenken, während andere extrem rigid prüfen würden.

Dazu ist festzustellen, dass extreme Ungerechtigkeiten in die eine oder andere Richtung ("Herschenken" versus "Killerlehrer") auch jetzt schon durch Maßnahmen der Schulaufsicht abzustellen wären. Das ist eine Frage des entsprechenden Willens. Und was das "Niveau" betrifft - da wäre eine inhaltliche Diskussion in den jeweiligen Fächern spannend, was genau darunter zu verstehen ist.

Zentral für alle SchülerInnen vergebene Aufgaben schaffen zudem nur so viel "Gerechtigkeit", wie die Vorbereitungen auf diese Prüfungen vergleichbar verlaufen. Die Qualität von Unterricht sowie das Engagement und die Fähigkeiten von Lehrpersonen werden sich jedoch mit der Einführung der Zentralmatura nicht automatisch angleichen.

Gleichzeitig stimmt es natürlich, dass das (wie auch immer zu definierende) "Niveau" an den einzelnen Standorten sehr unterschiedlich ist. Aber das war es immer schon und das hat jahrzehntelang keinen Bildungspolitiker sonderlich aufgeregt. Eher im Gegenteil: Im Rahmen der Schulautonomie wurden in den letzten Jahren unterschiedliche Schwerpunktsetzungen und Vorstellungen von "guter Schule" formuliert in standortspezifischen Schulleitbildern von der Politik ausdrücklich befürwortet. Die Frage ist also: Warum jetzt? Warum entdecken BildungspolitikerInnen der verschiedensten Couleurs gerade jetzt, dass die Niveauunterschiede unerträglich groß seien und dringend mittels Zentralmatura reguliert gehörten?

Wir möchten zur Diskussion stellen, ob es dabei wirklich um "Gerechtigkeit" geht oder doch auch um die angestrebte EU-weite Vereinheitlichung der universitären Ausbildungsrichtlinien (Stichwort Bologna-Prozess) - sowie um die schrittweise Einführung von Zugangsbeschränkungen an den Universitäten. In den meisten EU-Staaten sind diese Zugangsbeschränkungen bereits stärker ausgeprägt als in Österreich. Bei uns gibt es sie gegenwärtig in einigen Fächern (wie Medizin, Psychologie...), aber es könnten leicht mehr werden, wie viele Wortmeldungen von PolitikerInnen im Zuge der "Audimax-Bewegung" vor Weihnachten gezeigt haben. Nachdem die Unis seit Jahren finanziell an der kurzen Leine gehalten werden, das objektiv nötige Geld von der Politik nicht ausreichend zur Verfügung gestellt wird, erscheinen Zugangsbeschränkungen als "unumgängliche" Lösung für die angeblich zu vielen jungen Menschen, die eine universitäre Ausbildung anstreben. (Quasi nach dem Motto: "Erst aushungern, dann die Überfüllung beklagen, schließlich einschränken!" Zur Illustration: 1995 wurden in Österreich noch 6,2 % des BIP für Bildung ausgegeben (damaliger OECD-Schnitt 5,4 %). 2006 waren es nur noch 5,5, % - und damit weniger als der OECD-Schnitt von nunmehr 5,7 %.)

Ein universitärer Numerus-Clausus, der (wie bereits in vielen EU-Ländern) wesentlich auf den Maturanoten aufbaut, kann aber nur effizient sein, wenn die Matura gleichgeschaltet ("zentral") ist. Ansonsten kann ja nicht "gerecht" verglichen werden, wer die kostbaren Studienplätze bekommen soll. Die Frage dabei ist allerdings, ob die "SiegerInnen" dann auch wirklich die "Besten" sind oder nur die am besten Angepassten?

Der Verdacht drängt sich auf: Es geht um Effizienz in der Selektion, nicht um "Gerechtigkeit" in der Bildung. Die Zentralmatura wäre derart ein wesentlicher Schritt zur Einschränkung des freien Hochschulzugangs. Und das, obwohl der Akademikeranteil in Österreich mit 18 % deutlich unter dem OECD-Schnitt liegt. Wir bräuchten mehr Studierende, nicht weniger. Und wir sollten Kritikfähigkeit, eigenständiges Denken und Freude am selbständigen Lernen fördern, nicht Anpassung und "teaching for the test". Derart verstandene, auf die Person des Schülers, der Schülerin bezogene Förderung - Individualisierung also - steht im Gegensatz zur Zentralisierung durch die geplante Maturareform.

Und was das notwenige Geld - für die Verbesserung der Schulen wie der Universitäten - betrifft: Für die Rettung der Hypo Alpe Adria war binnen sehr kurzer Zeit sehr viel Geld da. Die Bank war ja bekanntlich "systemrelevant".

Bildung ist auch systemrelevant.

Dienststellenausschuss und Gewerkschaftlicher Betriebsausschuss des BRG Bertha von Suttner, Donauinselplatz 1, 1210 Wien


*


(3) Täglich neue Selbstanzeigen nach § 278 a StGB

Die Selbstanzeigen-Kampagne geht weiter.
Formular auf zum Download: http://www.werkstatt.or.at/
Täglich kommen neue Selbstanzeigen herein. Aktionsvorbereitungen der "Plattform gegen Kriminalisierung politischen Engagements" am Do, 25. März 2010, 18.00 im Büro der Werkstatt.

Am 2. März 2010 begann der Monsterprozeß gegen 13 TierrechtsaktivistInnen in Wiener Neustadt. Er wird Monate dauern. (Mehr dazu auf www.vgt.at und www.werkstatt.or.at) Dreieinhalb Jahre wurde gegen die Tierrechtsszene ermittelt. Hunderte optische und akkustische Observationen wurden durchgeführt, tausende E-Mails und Nachrichten auf Internetforen wurden ausgewertet, bei Hausdurchsuchungen wurden LKW-Ladungen angeblich belastenden Materials beschlagnahmt, 10 Menschen wurden oft direkt neben ihren Angehörigen aus dem Leben herausgerissen und saßen über 3 Monate in Untersuchungshaft. Dutzende Beamte des Innenministeriums und der Justiz sind seit Jahren ausschließlich mit der Tierschutzszene beschäftigt. Der Aufwand dafür geht in die Millionen Euro. Wir können von der monströsesten Justizaktion der II. Republik ausgehen. Allen Angeklagten wird die Bildung einer kriminellen Organisation nach § 278 a StGB vorgeworfen, den meisten z. B. den 5 Mitgliedern des VGT (Verein gegen Tierfabriken) wird ausschließlich dieser Tatbestand angelastet. Wen wundert es da noch, dass die wahren Paten, der an allen Ecken und Enden sichtbar werdenden mafiotischen Strukturen in unserer Gesellschaft nach wie vor ungeschoren in der Öffentlichkeit herumschwadronieren. Der sogenannte Antimafiaparagraf 278 a StGB soll offensichtlich gegen jene gewendet werden, die mafiotische Strukturen benennen und sichtbar machen.

Doch die TierrechtsaktivistInnen werden nicht allein gelassen. Über 220 Menschen haben Mitte Februar der Öffentlichkeit bekannt gegeben, dass sie sich nach § 278 a StGB bei der Staatsanwaltschaft Wien selbst anzeigen. Sie haben sich auch an politischen Kampagnen beteiligt und dabei mitunter zivil- oder verwaltungsrechtliche Normen übertreten. Täglich kommen mehr Menschen dazu. Diese Selbstanzeigenkampagne ist ein Gebot der Solidarität. Wir können es nicht teilnahmslos hinnehmen, wenn jene aus unserer Mitte gerissen werden sollen, die sich für den Respekt vor Mitwesen engagieren, die sich nicht selbst wehren können. Diese Selbstanzeigenkampagne ist jedoch auch ein Gebot des Selbstschutzes der Zivilgesellschaft vor einer außer Rand und Band geratenen Justiz. Sollte die Staatsanwaltschaft mit dieser Anklagekonstruktion durchkommen, wären alle Initiativen gefährdet, die für die in unserer Gesellschaft jagenden Raubritterklüngel gefährlich werden. Es genügt dann schon die öffentlich bekundete Gesinnung, um sich strafbar zu machen. Wenn wir uns jetzt beginnen zu wehren, wird der Monsterprozess in Wiener Neustadt in Lächerlichkeit enden.

Das öffentliche Interesse wird im Laufe des Prozesses abflauen. Um dem entgegenzuwirken, wollen wir weitere Aktionen durchführen. Zur Vorbereitung treffen wir uns am Donnerstag, 25. März 2010 um 18.00 im Büro der Werkstatt Frieden & Solidarität.


*


(4) Verstaatliche Kommunalkredit als Treibriemen für Gemeindeprivatisierungen?

Die notverstaatlichte Kommunalkredit soll - so deren Vorstandsvorsitzender Alois Steinbichler - als Treibriemen für weitere Gemeindeprivatisierungen, vornehm umschrieben als "Public Private Partnership", dienen. Liberalisierung, Privatisierung, freier Kapitalverkehr und das damit verbundene Steuerdumping zugunsten der Banken und Konzerne haben die öffentlichen Haushalte ausgehungert und tiefe Löcher in die Gemeindehaushalte gerissen. Rudi Schober, Gemeinderat und Werkstatt-Aktivist, fordert, diese neoliberalen Rahmenbedingungen zu überwinden, "statt die Not leidenden Gemeinden weiter in die Privatisierungsfalle zu treiben."

Die als Aktiengesellschaft gegründete Kommunalkredit Austria sollte den Gemeinden und Städten langfristige zinsengünstige Kredite als Nischenanbieter zur Verfügung stellen. Mit Inkrafttreten des Umweltförderungsgesetzes im Jahr 1993 wurde die Kommunalkredit mit dem Management der Umweltförderungen der Republik Österreich und des Umwelt- und Wasserwirtschaftsfonds betraut. Über ihre Tochtergesellschaft Kommunalkredit Public Consulting (KPC) managt sie die Abwicklung öffentlicher Förderungsprogramme sowie die Durchführung nationaler und internationaler Consultingprojekte in den Bereichen Umweltförderung, Siedlungswasserwirtschaft und Altlasten. Die KPC wickelt u. a. das fragwürdige Österreichische JI/CDM-Programm (Ankauf von Emissionsreduktionseinheiten zur Erreichung des österreichischen Kyoto-Ziels) ab.

Die Bank wurde international und so auch ihre Geschäfte mit z.B. Credit Default Swaps (CDS) mit denen es sich schön spekulieren ließ. Die Bank wies im Jahr 2008 eine Bilanzsumme von 37,5 Milliarden Euro auf. Nicht nur in den USA, auch europaweit sind die verheerenden Zusammenbrüchevon Finanzinstituten ein Abbild dieses Liberalisierungsdesaster. Die achtgrößte Bank Österreichs musste am 3. November 2008 durch eine Not-Verstaatlichung gerettet werden. Bis dahin waren die Volksbanken AG mit 50,78 Prozent, sowie die belgisch/französische Dexia-Gruppe (49 Prozent) neben dem Österreichischen Gemeindebund (Anteil 0,22 Prozent) Eigner der Bank. Die Republik Österreich übernahm für einen symbolischen Kaufpreis von zwei Euro die Anteile der Volksbanken AG und der Dexia-Gruppe. Somit besitzen wir alle eine Bank für Gemeinden, die Kommunalkredit zu 99,78 Prozent.

Und weil es eben in diesem Wirtschaftssystem viele so gemacht haben, ist es eben keine Schande ist, so daneben gegriffen zu haben, gibt ja immerhin noch den Staat, der über die Steuerzahler die Ausfallshaftung übernimmt. Deswegen blicken die Bankmanager hoffnungsvoll in die Zukunft. Bei der Pleitebank Kommunalkredit wurden mindestens 1,5 Mrd. Euro Steuergelder in den Ofen geschoben, doch deren Vorstandsvorsitzender Alois Steinbichler juckt es erst jetzt so richtig, wie wir einem Interview mit ihm in der Zeitung des Gemeindebundes "Kommunal" (Nr. 12-2009) entnehmen können.

Minus 800 Millionen

Zunächst beschreibt Steinbichler die Finanzlage der Gemeinden so dramatisch, wie sie ist: Aufgrund der Wirtschaftskrise wird der Anteil von Bundesertragsanteilen für die Gemeinden dramatisch schrumpfen, von 2008 auf 2010 um fast 10 %; in Zahlen minus 800 Mill. Euro weniger in den kommunalen Finanztöpfen, bei mindestens gleich bleibenden Aufgaben.

Die Refinanzierung der Gemeinden muss aufrechterhalten bleiben und dazu sei die Kommunalkredit neu aufgestellt worden. Schlau bemerkt Hr. Steinbichler, dass die Nachfrage der Finanzierungen von Seiten der Gemeinden sich erhöhen wird, und die Rückzahlungen? Ja diese Frage stellt sich immer, sagt dieser, dazu ist für Investitionen in dieser budgetären Situation eben eine "projektmäßig strukturierte Basis" zu schaffen. Seiner Meinung nach habe das viele Vorteile, "es gibt Trägergesellschaften, die gemeinsam mit den Projekterrichtern solche Projekte gestalten, betreiben und finanztechnisch darstellen. Neben einer genauen, projektbezogenen Gestion hat dies auch den Vorteil, dass die Gemeinde keine großen Anfangsbelastungen hat, sondern über die Laufzeit mit Beiträgen abdeckt. So gesehen ist das budgetschonend und eine Entlastung der öffentlichen Haushalte". Zu der Frage, ob dies nicht PPP-Projekte ("Public Private Partnership") sind, gab Hr. Alois Steinbichler zur Antwort: "Sagen wir PPP-ähnliche Projekte. PPP ist ein Kürzel für vieles. Die Bezeichnung 'projektmäßig strukturiert' trifft es wesentlich genauer

"Ist die Finanzparty schon wieder am Laufen?"

Rudi Schober, Gemeinderat in Ottensheim und Aktivist der Werkstatt Frieden & Solidarität: "Eine private Bank, stellvertretend für viele in diesem marktradikalen Wirtschaftssystem, verzockt Milliarden an Geldern; der Staat greift mit Steuergeldern unter die Arme, damit nun diese Bank als Staatsbetrieb die notleidenden Kommunen weiter in die neoliberale Privatisierungsfalle treibt, um den Hyänen neues Futter zu verschaffen. Da bleibt nur noch die Frage an den Hr. Finanzminister und seine Kollegen/innen, ob sie denn wissen, welchem Konstrukt hier wieder welches Leben eingehaucht worden ist und ob sie noch bei Verstand sind. Ist die Finanzparty schon wieder neu im Laufen. Frei nach dem Motto, reicht man Dir zum Schutz die Hand, so nimm gleich den Körper ganz!"

Liberalisierung, Privatisierung, freier Kapitalverkehr und das damit verbundene Steuerdumping zugunsten der Banken und Konzerne haben die öffentlichen Haushalte ausgehungert und tiefe Löcher in die Gemeindehaushalte gerissen. Schober: "Diese Politik hat versagt. Statt jetzt die Gemeinden weiter in die Privatisierungsfalle zu treiben, brauchen wir eine demokratische Wende, die diese neoliberalen Rahmenbedingungen überwindet. Nur so kann die politische und finanzielle Gemeindeautonomie wieder hergestellt werden."


*


(5) Krieg für Demokratie und Menschrechte?
Die Interessen der westlichen Großmächte in Afghanistan

Vortragsreise mit Peter Strutynski (Politikwissenschaftler, Universität Kassel; Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag)

Montag, 12. April 2010:
WIEN, Amerlinghaus (Stiftgasse 8, 1070 Wien), 19 Uhr
Dienstag, 13. April 2010:
LINZ, Jugendzentrum Stuwe (Steingasse 5, 4020 Linz), 19 Uhr
Mittwoch, 14. April 2010:
GRAZ, genauer Ort und Termin noch nicht fixiert, sh. auch www.friedensplattform.at
Donnerstag, 15. April 2010:
SALZBURG, Universität Salzburg, Fakultät Gesellschaftswissenschaften (Rudolfskai 42, 5020 Salzburg), Hörsaal 381, 20 Uhr
Freitag, 16. April 2010:
LINDAU, Kleines Zeughaus (Zugang über Paradiesplatz), 20 Uhr
Samstag, 17. April 2010:
FELDKIRCH: Kolpinghaus (Jahnplatz 4, 6800 Feldkirch), 18 Uhr

Eine von der Werkstatt Frieden & Solidarität organisierte Veranstaltungsreise mit unterschiedlichen KooperationspartnerInnen.

Termine, VeranstalterInnengemeinschaften u.a. sh. auch Termine auf www.werkstatt.or.at

Als "Krieg der kollektiven Selbstverteidigung" gegen Al Kaida im Oktober 2001 begonnen, erfuhr der Afghanistankrieg seither eine Reihe von Rechtfertigungen: Vom Krieg gegen den Terror über die Befreiung der Afghanen von Taliban und Burka bis zur Etablierung von Demokratie und Menschenrechten reichen die Begründungen der westlichen Militärmächte. Die Bilanz dieser Anstrengungen: Die Kriegsallianz stützt einen korrupten und mittlerweile der Wahlfälschung überführten Präsidenten, der als Bürgermeister von Kabul agiert, während der Rest des Landes von Taliban und Warlords beherrscht wird. Die westliche Allianz zählt seit 2001 1.547 tote Soldaten; die afghanischen Opfer wurden vom britischen "Guardian" auf 20.000 bis 50.000 Tote geschätzt - allein bis Mai 2002. Seither fordert der Krieg Jahr für Jahr unzählige weitere Tote und Verstümmelte. Während der groß angekündigte zivile Wiederaufbau nicht vorankommt, verordnen die Westmächte dem Land eine radikal neoliberale Wirtschaftsstrategie, die Armut und Arbeitslosigkeit verschärft und den Krieg weiter anheizt.
Trotz dieser verheerenden Bilanz hat Friedensnobelpreisträger Obama vergangenen Herbst eine Aufstockung des US-amerikanischen und EU-europäischen Kontingents um 30.000 Soldaten durchgesetzt - unter bereitwilliger Akzeptanz der EU-Eliten. Dabei stehen bereits jetzt im Land am Hindukusch mehr als 110.000 SoldatInnen. Dabei stehen bereits jetzt im Land am Hindukusch 120.000 NATO-SoldatInnen, mehr als die Sowjetunion 1989, am Ende ihrer zehnjährigen Besatzung, hatte.

Ausführliche Informationen zum Thema Afghanistan finden sich auch in der aktuellen guernica.
Auf Wunsch schicken wir gerne ein Probeexemplar kostenlos zu, mailto: office@werkstatt.or.at


*


(6) Aktuelle Hinweise/laufende Kampagnen

Die neue "guernica" ist da - Zeitung der Werkstatt Frieden & Solidarität
Inhaltsüberblick:
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=blogcategory&id=24&Itemid=34

Ein Probeexemplar schicken wir gerne kostenlos zu.:
E-Mail: office@werkstatt.or.at


Höchste Eisenbahn - Für eine Verkehrswende!
Mit der EU-Liberalisierung drohen immer mehr Eisenbahnstrecken stillgelegt zu werden.
Unterstützen Sie daher die Werkstatt-Petition "Höchste Eisenbahn - Für eine Verkehrswende!"
http://www.werkstatt.or.at/Forum/PetitionEisenbahn.php

Nähere Informationen dazu auch auf:
Höchste Eisenbahn Teil 1: Ein Drittel des Schienennetzes von Stilllegung bedroht
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=198&Itemid=68
Höchste Eisenbahn Teil 2: Verkehrswende nach dem Vorbild der Schweiz
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=199&Itemid=68
Höchste Eisenbahn Teil 3: Der öffentliche Verkehr soll für jeden kostenlos sein
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=200&Itemid=68


"RAUS AUS EURATOM!" - Start der Einleitung des Volksbegehrens
Jetzt auf den Gemeindeämtern unterschreiben! Nähere Informationen siehe "RAUS AUS EURATOM!" - Start der Einleitung des Volksbegehrens
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=238&Itemid=1

BürgerInneninitiative "Linz braucht keine Stadtwache!"
Unterstützen Sie die Einleitung dieser BürgerInnen-Initiative!
Formular zum Herunterladen auf:
http://www.stadtwachelinz.at/wp-content/uploads/Bürgerinitiative_Liste.pdf
Nähere Informationen siehe auch http://www.stadtwachelinz.at/


Broschüre: Finanz-, Wirtschafts-, Demokratiekrise - Bausteine für eine demokratische Wende
in 3. Auflage, 56 Seiten-Broschüre der Werkstatt Frieden & Solidarität,
Inhaltsüberblick siehe Werkstatt-Webpage
Preis: EUR 3,- (exkl. Versand), zu bestellen: office@werkstatt.or.at


Aufruf "Für eine solidarische, ökologische und demokratische Wende".
Viele Betriebs-, GemeinderätInnen, NGO-AktivistInnen, WissenschaftlerInnen, uvm. haben bereit diesen Werkstatt-Aufruf unterstützt, der konkrete Alternativen für einen demokratischen Ausweg aus der tiefen Wirtschaftskrise aufzeigt und zum Engagement aufruft. Siehe:
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=172&Itemid=1


*


(7) LeserInnen-Briefe/Diskussionen/Gastkommentare

Im Zuge der Umstrukturierung unserer Web-Page haben wir nun auch eine Rubrik für LeserInnenBriefe/Gastkommentare und Diskussionen eingerichtet. Wir freuen uns über Ihre/Deine Beiträge - Kritik, Lob, Anregungen, Kommentare, Neuigkeiten, usw. Bei aller möglichen Leidenschaft in der Argumentation ersuchen wir doch um einen respektvollen Ton. Menschenfeindlichen Äußerungen werden wir keinen Platz bieten. Allfällige Kürzungen behalten wir uns vor. Vielen Dank!

http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=blogcategory&id=65&Itemid=92


*


(8) Termine
aktuelle Terminübersicht siehe unter www.werkstatt.or.at


*


(9) Bestellungen
Bücher, Broschüren, etc, die in der Werkstatt bestellt werden können, siehe
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=blogcategory&id=30&Itemid=50


*


Quelle:
Werkstatt Rundbrief Nr. 4/2010 vom 9. März 2010
Werkstatt Frieden & Solidarität
Waltherstr. 15, 4020 Linz
Telefon 0732/771094, Fax 0732/797391
Mail: office@werkstatt.or.at
Internet: www.werkstatt.or.at


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2010