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MEMORIAL/001: Die fehlende Stimme - Dr. Hans-Jürgen Falkenhagen (Sieghard Scheffczyk)


Die fehlende Stimme

Erinnerungen an einen unbestechlichen Intellektuellen

von Sieghard Scheffczyk


Am 29. August 2012 legte Dr. Hans-Jürgen Falkenhagen die Feder für immer aus der Hand. Seine von Kompetenz und Unbestechlichkeit geprägten Analysen der politischen und wirtschaftlichen Lage gehören zu den bleibenden Zeitzeugnissen. Es gab beinahe kein Thema von Relevanz, zu dem sich Hans-Jürgen Falkenhagen nicht zu Wort gemeldet hat. Ausgestattet mit einer außergewöhnlichen sprachlichen Begabung, war es ihm möglich, sich in der Regel auf originalsprachliche Quellen zu stützen. Dies traf insbesondere auf den Komplex der Balkanstaaten und der Nachfolgestaaten der Sowjetunion zu, denen sein Hauptaugenmerk galt. Die Entwicklungen in Russland, Moldawien, aber auch in der Ukraine lagen in seinem täglichen Blickfeld. Mit haarscharfer Präzision erkannte er, dass es aggressiven Kreisen des Westens in Permanenz darum ging, ihre Machtpositionen Schritt für Schritt in Richtung Russland vorzuschieben. Dafür war jenen "Herolden der freien Welt" jedes Mittel recht: Leere Versprechungen auf ein besseres Leben für die Massen, Verleumdungen, Halbwahrheiten und Lügen bezüglich jener Politiker, Parteien und gesellschaftlichen Bewegungen, die diesen Machenschaften im Wege standen, massive Unterstützung für die Kreise, welche bereit waren, diesen aggressiven Kurs zu unterstützen und - mitunter bis zum Landesverrat - zu fördern.

Seine Erkenntnisse behielt Falkenhagen nicht für sich. Er machte sie durch zahlreiche Veröffentlichungen einer Leserschaft zugänglich, die sich längst von den "Mainstream-Medien" abgewandt hatte, da ihr die dort vorherrschende Mixtur, von eifrigen und gut bezahlten Skribenten im Sinne der Herrschenden verbreitet - einfach nichts mehr gab. So waren seine Beiträge im "Schattenblick", der "Neuen Rheinischen Zeitung", in Netzwerken wie Tlaxcala "Werke der Aufklärung", die Licht ins Dunkel brachten und Nebelvorhänge niederrissen. Seit drei Jahren müssen wir darauf verzichten, seine Stimme ist verstummt.

Die Welt ist seitdem nicht besser geworden. Alte Konflikte schwelen noch immer, neue sind hinzu gekommen. Was hätte Falkenhagen wohl zum Staatsstreich in der Ukraine gesagt, wie würde er die jüngste "Doppelstrategie" der Türkei bewerten? Wir wissen es nicht, können es aber mit hoher Wahrscheinlichkeit erahnen:

Hans-Jürgen Falkenhagen stände wie stets in seinem Leben auf der Seite der Unterdrückten als deren unbestechlicher und mutiger Anwalt, der den Herrschenden den Spiegel vorhält.

Für alle, die ihn kannten, bleibt er Vorbild und Lehrer auch über den Tod hinaus.

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Quelle:
Sieghard Scheffczyk
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E-Mail: s.scheffczyk@tjfbg.de
Internet: www.jugendtechnikschule.de / www.kontexis.de / www.tjfbg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. August 2015

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