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BERICHT/065: peace brigades international zieht sich aus Indonesien zurück


peace brigades international - Internationale Friedensbrigaden
pbi Rundbrief 01/11

pbi zieht sich aus Indonesien zurück
Schweren Herzens nehmen Freiwillige und MitarbeiterInnen Abschied

Von Bente Hansen


Nach monatelangem inneren und äußeren Ringen haben sich das Projekt und das Internationale Komitee von pbi dazu entschlossen, die Präsenz in Indonesien nach mehr als zehn Jahren Projektarbeit vorerst zu beenden. Die Schließung ist das Resultat einer Reihe von internen und externen Herausforderungen, die den Schutz der bedrohten MenschenrechtsverteidigerInnen im letzten Jahr unmöglich machten.


Wie im Rundbrief 2-2010 berichtet, waren dem Projekt seit Monaten Reisegenehmigungen in Papua nicht mehr erteilt worden. Schutzbegleitungen außerhalb der Provinzhauptstadt Jayapura waren faktisch unmöglich geworden und der regelmäßige Kontakt zu den zahlreichen Begleiteten in anderen Gebieten Papuas war nur noch per Telefon realisierbar. Auch die Arbeit innerhalb der Stadtgrenzen von Jayapura war von den Behörden aufgrund der geänderten Visasituation der Freiwilligen vor Ort zunehmend zum Erliegen gekommen. Immer mehr Aktivitäten der Arbeit wurden eingestellt, um die indonesischen Angestellten des Projekts keinem zusätzlichen Druck der lokalen Behörden auszusetzen. Im August 2010 wurde das Team schließlich ganz aus Jayapura abgezogen.

Diese Einschränkungen waren nicht mehr tragbar: Die im Sommer 2010 von pbi eingesetzte Strategie-Arbeitsgruppe kam zu dem Schluss, dass eine Weiterarbeit als lokale Organisation unter den aktuellen strukturellen und legalen Rahmenbedingungen nicht mehr effektiv sei. Die damit verbundenen Gesetze seien zu uneindeutig und restriktiv. In ihrem Abschlussbericht empfahl sie die Schließung des Projekts - zumindest vorerst. Im Januar 2011 war es dann soweit. Nach und nach zogen Freiwillige und ausländische MitarbeiterInnen aus Indonesien ab; am 31.01.2011 wurde das Indonesienprojekt offiziell geschlossen.

In den Monaten zuvor hatten die verbliebenen Freiwilligen alles getan, um den Rückzug so gut wie möglich vorzubereiten: ein Runder Tisch in der indonesischen Hauptstadt Jakarta brachte Begleitete aus Papua, nationale MenschenrechtsaktivistInnen, DiplomatInnen und indonesische RegierungsbeamtInnen an drei Tagen für Gespräche, Briefings und Diskussionen zusammen. So konnten Kontakte vor Ort geknüpft und vertieft werden. Es wurde aber auch noch einmal deutlich klargestellt und bekräftigt, dass es dringend neuer und effektiver Lösungsansätze für die politische Lage in Papua bedarf.

In anschließenden Gesprächen beriet das Team in Jakarta mit nationalen und internationalen Nichtregierungsorganisationen, DiplomatInnen und staatlichen Stellen, wie eine fortwährende Unterstützung der MenschenrechtsverteidigerInnen nach der Schließung des pbi-Projekts möglich sein könnte. in einer abschließenden Besuchsreise trafen Freiwillige und MitarbeiterInnen sich im Dezember 2010 ein letztes Mal mit Begleiteten in Papua und sprachen über Auswirkungen des Rückzugs und mögliche alternative Strategien und Kontakte.

Nun plant pbi, eine neue Erkundungsmission nach Indonesien zu schicken. Diese soll zu einer Einschätzung kommen, ob und unter welchen Bedingungen es möglich wäre, pbi's Arbeit in Indonesien wieder aufzunehmen und das Projekt in einem anderen juristischen Rahmen neu zu eröffnen. Außerdem soll sie untersuchen, wie es den begleiteten Organisationen nach pbi's Rückzug aus Indonesien geht und ob die Präsenz von pbi weiterhin benötigt wird.

Bis die Ergebnisse hierfür vorliegen, versucht pbi, mit einer Ansprechperson in Indonesien zumindest einen minimalen Kontakt zu den ehemals Begleiteten in Papua aufrecht zu erhalten und ihre Arbeit, so gut es geht, aus der Ferne zu unterstützen.


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Quelle:
pbi Rundbrief 01/11, S.
Herausgeber: pbi Deutscher Zweig e.V.
Harkotstr. 121, 22765 Hamburg
Tel.: 040/38 90 437, Fax: 040/38 90 437-29
E-Mail: info@pbi-deutschland.de,
Internet: www.pbi-deutschland.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juli 2011