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AKTION/026: "Vor der eigenen Türe kehren" (ZivilCourage)


ZivilCourage Nr. 2 - Mai 2008
Das Magazin für Pazifismus und Antimilitarismus der DFG-VK

"Vor der eigenen Türe kehren"
Bundesweite Aktionen Ende August am Atomwaffenlager Büchel

Von Roland Blach


Der Aktionsschwerpunkt der Kampagne "unsere zukunft - atomwaffenfrei" in diesem Jahr wirft seine großen Schatten voraus. Vom 23. August bis 1. September wird ein großes Aktionscamp am einzigen Atomwaffenlager Deutschlands in Büchel/Eifel organisiert.

Unter dem Motto "Vor der eigenen Türe kehren" wird dabei die siebte Umrundung des Atomwaffenlagers am 30. August stattfinden. Hunderte von AktivistInnen werden den Besen schwingen und die dort gelagerten Atomwaffen symbolisch in die Tonne kehren. Parallel dazu werden die Radsportler um die Pacemakers einen Rundkurs von 29 Kilometer um Büchel sieben Mal befahren. Mit der Zusage der Pop-Ikone Nina Hagen, an den Aktionen teilzunehmen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass an diesem Tag die größte Anti-Atomwaffen-Aktion in Deutschland seit Ende des Kalten Kriegs stattfinden wird.

Im Vorfeld dieses Aktionslages finden täglich Umrundungen und Friedensfrühstücke einzelner Gruppen am Haupttor statt. Im Anschluss an die siebte Umrundung sind gewaltfreie Aktionen Zivilen Ungehorsams geplant, die im Aktionscamp durch Trainings vorbereitet werden. Die Aktionen sind der Schwerpunkt der Kampagne "unsere zukunft - atomwaffenfrei" mit dem Ziel eines atomwaffenfreien Deutschland bis spätestens 2010.

Unterstützung erfährt die Kampagne zunehmend aus dem Bundestag. Nach einem Beschluss beim Bundesparteitag der Bündnis 90/Die Grünen Ende November schrieb der Kampagnenrat alle Abgeordneten des Deutschen Bundestages an.

Von 90 Antwortbriefen kamen 77 Unterstützungszusagen aus fast allen Fraktionen. Einzig die CDU verweigert bislang eine Unterstützung und besteht noch darauf, dass die Lagerung von Atomwaffen in Deutschland notwendig sei: "Einseitige Aufkündigungen von Vereinbarungen sind in einer auf Konsens und Solidarität angelegten Nato nicht möglich. Veränderungen der Politik bedürfen eines langwierigen Konsultations- und Abstimmungsprozesses und letztlich einer einvernehmlichen Regelung im Nato-Rat. Der jetzt erreichte Zustand ist das Ergebnis erfolgreicher Verhandlungen, was ein Blick auf die Historie zeigt." Gleichzeitig weisen die oft gleichlautenden Antworten aber auch schon einen Weg auf: "Nach Ende des Kalten Krieges wurde das Gros der Atomwaffen abgezogen, und die Zahl der in Europa gelagerten US-Nuklearwaffen sank bis 1992 auf ca. 700. Ende 2000 autorisierte US-Präsident Clinton noch die Stationierung von 480 Nuklearwaffen in Europa, 170 davon in Deutschland. Mit dem Abzug der in Ramstein gelagerten Waffen reduziert sich der Bestand auf dem Flugplatz Büchel. Wir sind zuversichtlich, auch zu Büchel alsbald eine Lösung im Nato-Rahmen zu finden."

Sorgen wir gemeinsam dafür, dass wir für Büchel eine schnelle Lösung herbeiführen: den Abzug der dortigen Atomwaffen und die Beendigung der nuklearen Teilhabe. Wir haben es in der Hand und die große Chance, eine neue Dynamik zur weltweiten Abrüstung von Atomwaffen in Gang zu setzen. Lasst uns den Druck auf die Politik zunehmend erhöhen und mit großem Engagement nach Büchel mobilisieren.


KünstlerInnen für ein atomwaffen-freies Deutschland: Zur Mobilisierung auf die Aktionen Ende August in Büchel und dabei insbesondere zur Organisation von Bussen für die Großaktion am 30. August wurde eine Ausschreibung für KünstlerInnen initiiert. Der Kampagnenrat nimmt deutschlandweit Kontakt zu KünstlerInnen auf, eine Arbeit zur Unterstützung der Kampagne zu schaffen. Helft auch ihr mit durch Kontaktaufnahme zu befreundeten oder bekannten KünstlerInnen.

Werkthema: "Vor der eigenen Türe kehren"

• Es können Arbeiten aller Techniken der Bildenden Kunst entwickelt werden: Malerei, Grafik, Fotografie, Drucke, Bildhauerei und andere.

• Eine digitale Reproduktion der Arbeit soll eingereicht werden.

• Diese werden verwendet, um ein Plakat für die Sommeraktion in Büchel zu gestalten und um sie auf den Abrüstungsurkunden zu vervielfältigen.

• Termin der Einreichung ist der 15. Mai

Auf diese Weise sollen je 100 Abrüstungspaten für jede der 20 Atombomben gefunden werden. Die Abrüstungspaten sollen eine künstlerisch gestaltete Urkunde erhalten, mit deren Erwerb sie zur Finanzierung der Aktionen im Rahmen der Kampagne beitragen. Die Abrüstungsurkunde ist darüber hinaus für die Käufer eine Busfahrkarte zu den Aktionen in Büchel.


Was Du tun kannst:

• Nimm Dir den 30. August frei und an der größten Anti-Atomwaffen-Aktion in Deutschland seit 1990 teil.

• Sprich in deiner Region Friedensbewegte an, organisiere einen Bus für die Großaktion am 30. August oder nimm Kontakt auf zu lokalen Organisatoren, die bereits eine Busreise planen (z.B. Stuttgart, Mutlangen, Darmstadt, München, Ruhrgebiet, Freiburg, Tübingen, Bretten, Köln/Bonn, Hannover/Berlin).

• Bestelle die Mobilisierungsflyer der Kampagne (www.atomwaffenfrei.de/die_kampagne/materialien/index.html).

• Bestelle unsere Faltblätter "Atomwaffen verschrotten".

• Informiere Dich ausführlich über die verschiedenen geplanten Aktivitäten im Aktionscamp.

• Sprich Künstler an, die eine Werkarbeit für eine atomwaffenfreies Deutschland anfertigen.

• Sprich Radsportler an, die Zeit und Interesse haben, am 30. August den 203 Kilometer langen Rundkurs um Büchel mitzufahren.

• Bestelle das Bildungsposter "Atomwaffen in Europa" www.atomwaffenlernen.info


Roland Blach ist Geschäftsführer des DFG-VK-Landesverbands Baden-Württemberg.

Kontakt und weitere Informationen: Telefon 0711-215 51 12, eMail bawue@dfg-vk.de, Internet www.atom-waffenfrei.de, www.dfg-vk.de, www.schritte-zur-abruestung.de


Zeitschema

23. August bis 1. September: Aktionscamp mit Trainings in gewaltfreier Aktionen, Workshops und Umrundungen des Atomwaffenlagers von einzelnen Gruppen und Initiativen; 2 Kilometer entfernt vom Haupttor Büchel, Nähe B 259 Richtung BAB Trier-Koblenz

30. August: Bundeswehrfliegerhorst und Atomwaffenlager Büchel (zwischen Cochem/Mosel und Nürburgring)

ca. 7.00 Uhr: Start Pacemakers-Rundkurs (7 Runden à 29 Kilometer)

ca. 9.20 Uhr: Friedenstafel Haupttor

10.00 Uhr: Start der 7. Umrundung (16 Kilometer), Haupttor

12.30 bis 13.30 Uhr: Verpflegung und Aktionen Lutzerather Tor (ca. Kilometer 10), Ankunft Busse, Beginn Umrundung Busteilnehmer

15.00 bis 17.00 Uhr: Abschlusskundgebung u.a. mit Nina Hagen und very special guests, Besen-Aktionen Haupttor

Gewaltfreie Aktionen Zivilen Ungehorsams frühestens nach Ende der 7 Umrundung


"Die Lagerung von US-Atomwaffen in Deutschland führt jeden Versuch von deutscher Seite ad absurdum, die Nichtverbreitung weltweit durchzusetzen. Um glaubwürdig zu sein, muss die Bundesregierung ihre nukleare Teilhabe sofort aufgeben, alle Atomwaffen in ihre Heimatländer zurückführen und die Bereitstellung von Bundeswehr-Kampfflugzeugen für den Einsatz von Nuklearwaffen beenden. Auch vor dem Hintergrund der Krise um das iranische Atomprogramm und der Gefahr der Weiterverbreitung wäre der Abzug der Atomwaffen aus Deutschland und Europa ein wichtiges politisches Signal."

Antwort von Claudia Roth, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, auf den Brief der Kampagne "unsere zukunft - atomwaffenfrei" mit der Bitte um Unterstützung


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Quelle:
ZivilCourage Nr. 2 - Mai 2008, S. 12-13
Das Magazin für Pazifismus und Antimilitarismus der DFG-VK
Herausgeberin: Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte
KriegsdienstgegnerInnen e.V. (DFG-VK e.V.),
Kasseler Straße 1A, 60486 Frankfurt
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Internet: www.zc-online.de

Erscheinungsweise: zweimonatlich, sechs Mal jährlich
Jahres-Abonnement: 12,00 Euro einschließlich Porto
Einzelheft: 2,00 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Mai 2008