Schattenblick → INFOPOOL → BÜRGER/GESELLSCHAFT → FRIEDENSGESELLSCHAFT


STANDPUNKT/160: Wir werden das zu ändern wissen (ZivilCourage)


ZivilCourage Nr. 2 - Mai/Juni 2017
Das Magazin für Pazifismus und Antimilitarismus der DFG-VK

"Wir werden das zu ändern wissen!"
Gandhis Methode des gewaltlosen Widerstands als Ausgangspunkt eines Friedensforscher-Lebens

Von Theodor Ebert (*)


Durch das Ende der allgemeinen Wehrpflicht verschwindet für viele junge Männer - im Blick auf die Sicherheitspolitik - ein Moment der persönlichen Betroffenheit, die mit der Einberufung zum Wehrdienst immer verbunden war. Sie können jetzt leichter als bisher verdrängen, dass aufgrund ihres Votums als Wähler, in der Bundeswehr Menschen zum Töten ausgebildet werden und dieses tödliche Geschäft auch besorgen - und dass Deutschland zu den größten Waffenexporteuren der Erde zählt.

Diese Entwicklung zur politischen Neutralisierung potentieller Kriegsdienstverweigerer war absehbar. Vorausblickend hat der Friedensforscher und Gandhi-Kenner Dr. Wolfgang Sternstein 2005 in der Zeitschrift "Forum Pazifismus" selbstkritisch die Frage aufgeworfen: "Hat der europäische Pazifismus versagt?" Sternstein beklagt, dass die vielen hunderttausend deutschen Kriegsdienstverweigerer sich nicht ausreichend für die Entwicklung und den Aufbau einer konstruktiven Alternative zur militärischen Konfliktaustragung eingesetzt hätten. Er sieht diese vernachlässigte Alternative in der Einübung der gewaltfreien Aktion und empfiehlt den Aufbau eines flächendeckenden Netzwerks gewaltfreier Aktionsgruppen. Er beruft sich dabei auf Gandhi, welcher die innere und äußere Sicherheit Indiens nach der Unabhängigkeit auf eine Shanti Sena, einen zivilen Friedensdienst von Freiwilligen, stützen wollte.

Dieser Vorschlag Sternsteins, der Parallelen zu verschiedenen projektierten und in kleinem Maßstab auch bereits realisierten Konzepten eines "Zivilen Friedensdienstes" in Deutschland aufweist, lässt sich weiter präzisieren. Das kann jeder tun, der sich angesprochen fühlt. Ausschlaggebend für den Erfolg dürfte sein, dass junge Menschen sich dieser projektierten zivilen Friedensdienste annehmen und sie mit Ideen und Wagemut füllen. Bevor nun aber jüngere oder ältere Pazifisten anfangen, konstruktiv zu phantasieren und zu experimentieren, scheint es angebracht, sich mit den vorliegenden Erfahrungen der ersten gewaltfreien Aktionsgruppen in Deutschland und hier speziell mit der Stuttgarter Gruppe "Gewaltfreie Zivilarmee" zu befassen. Sie war die wichtigste Pioniergruppe auf diesem Felde. In ihren Aktionen hat sie einiges vorweggenommen, das mit der außerparlamentarischen Opposition der Studenten in der zweiten Hälfte der 60er Jahre massenwirksam wurde und seine Fortsetzung in der Ökologie- und Friedensbewegung fand. Die Stuttgarter Gruppe von Kriegsdienstverweigerern, die keine Kommune, aber doch eine affinity group, wie die Amerikaner dies später nannten, bildete, wagte ihr Experiment des Aufbaus einer deutschen Shanti Sena in den Jahren 1961 bis 1964. Wolfgang Sternstein war zu dieser Gruppe im Oktober 1963 gestoßen.

Das Experiment "Gewaltfreie Zivilarmee" ist nicht im Sande verlaufen, sondern reicht mit seinen Ausläufern bis in die Gegenwart. Fast alle Mitglieder der ersten Stuttgarter Gruppe sind immer noch politisch aktiv. Sie begegneten sich wieder bei den Protesten gegen das Bahnprojekt "Stuttgart 21", und die Parole "Bei Abriss Aufstand!" klang, als wäre sie dem Handbuch der Gewaltfreien Zivilarmee entnommen.

Eine winzige Randgruppe

Blickt man zurück, so findet man in der Nachkriegszeit zunächst kaum Anregungen, den gewaltfreien Widerstand als Methode der innenpolitischen Auseinandersetzung und des Aufstands oder der Verteidigung gegen Diktaturen zu erforschen. Es gab noch nicht einmal das Wort "gewaltfreie Aktion". In den 50er Jahren war die eine oder andere Gandhi-Biographie erschienen und mit etwas Glück konnte man in Antiquariaten noch die Aufsätze Gandhis zur Strategie des gewaltlosen Widerstands finden, die in den 20er Jahren im Schweizer Rotapfel-Verlag erschienen waren - in einer mitunter schwerfälligen Übersetzung. Greifbar waren auch mehrere Ausgaben von Gandhis Autobiographie "Meine Experimente mit der Wahrheit". Doch die "Gewaltlosigkeit", von der in diesen Schriften die Rede war, galt als etwas Exotisches und Fernöstliches. In deutscher Sprache gab es keine systematischen Abhandlungen über den gewaltlosen Widerstand und es gab auch keine entsprechende Sammlung von Fallstudien. Nur wenige Kriegsdienstverweigerer dachten darüber nach, ob man im Falle eines militärischen Angriffs auch gewaltfreien Widerstand ausüben könnte und ob diese, ihre persönliche Option, sich auf die Gesellschaft als Ganze übertragen ließe.

Wenn die Befürworter der Nato ihren Kritikern - also den an Ostern auch bei Wind und Regen marschierenden Atomwaffengegnern und den hartnäckig den Militärdienst verweigernden Wehrpflichtigen - in den 60er Jahren regelmäßig unterstellten, sie handelten nach der Parole "Lieber rot als tot", dann war dies nicht ganz verkehrt. Die Pazifisten vermuteten zwar beim Warschauer Pakt keine Angriffslust und forderten eine ernsthafte Prüfung der östlichen Verhandlungsangebote, aber sie konnten nicht ausschließen, dass im Falle einer Schwächung des westlichen Lagers die neue Lage von der Sowjetunion und ihren Verbündeten zur Westexpansion, mindestens aber zum Verschlucken West-Berlins genutzt würde. Und die Pazifisten wussten definitiv nicht, wie bei einem Verzicht auf die militärische Abschreckung eventuellen sowjetischen Pressionen zu widerstehen wäre. Diesem Szenario einer sowjet-kommunistischen Westexpansion stellten sich die meisten Atomwaffengegner und Kriegsdienstverweigerer in ihrer Phantasie überhaupt nicht. Sie übernahmen auch in Gedanken keine politische Verantwortung für die Außen- und Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland. Sie begriffen sich als eine winzige Randgruppe, die sie zweifellos auch waren. Anfang der 60er Jahre wurden jährlich nur 2000 bis 3000 Wehrpflichtige als Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen anerkannt. [...]

Skepsis gegenüber der DFU

Diese Situation wurde Anfang der 60er Jahre in pazifistischen Kreisen - und deren Zentrum bildete der Verband der Kriegsdienstverweigerer (VK) und die Internationale der Kriegsdienstgegner (IdK) - als unbefriedigend empfunden. Man benötigte ein politisches Programm, das die Kriegsdienstverweigerer im Sinne Max Webers auch als Verantwortungsethiker auswies. Auf der Suche nach einem friedenspolitischen Konzept setzte man in der IdK auf entspannungspolitische Initiativen und auf die wechselseitige, kontrollierte Abrüstung. Dieses Konzept hatte aber den Nachteil, dass seine Vertreter, wenn sie unter Argumentationsdruck gerieten, dazu neigten, dann doch für die politischen Vorstellungen der Warschauer Pakt Staaten Partei zu ergreifen. Jedenfalls reflektierten sie den worst case, dass die Sowjetunion ihren Herrschaftsbereich ausdehnen könnte, nicht. Die prominenteste Vertreterin dieses Appeasement-Kurses war Professor Renate Riemeck. Sie war zugleich Vorsitzende der IdK und Parteivorsitzende der 1960 in Stuttgart gegründeten Deutschen Friedensunion (DFU).

Im Verband der Kriegsdienstverweigerer gab es auch Sympathisanten dieses Kurses, aber dort war die Mehrheit nicht blind für den Einfluss der 1956 verbotenen, doch im Untergrund weiter agierenden KPD auf die DFU und die IdK. Einiges schien für eine Finanzierung der DFU aus Mitteln der DDR zu sprechen. Mit dieser Diktatur wollten aber die meisten Kriegsdienstverweigerer nichts zu schaffen haben, zumal in der DDR die Kriegsdienstverweigerer als "Bausoldaten" einen schweren Stand hatten und bei der Berufswahl diskriminiert wurden.

In dieser Situation kam ich im Frühjahr 1961 in Kontakt mit der Stuttgarter Ortsgruppe des Verbandes der Kriegsdienstverweigerer. [...] Ich selbst stand zwar nicht vor dem Problem, mich demnächst vor einem Prüfungsausschuss als Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen bewähren zu müssen. Am 6. Mai 1937 geboren gehörte ich noch zu den so genannten weißen Jahrgängen, die nicht zur Ableistung der Wehrpflicht einberufen wurden. Doch mein zwei Jahre jüngerer Bruder Manfred, der in Tübingen Medizin studierte, wurde gemustert.

Mit der Unterstützung unserer Eltern, selbständigen Kaufleuten auf dem Gebiet des Elektrohandels, beantragte Manfred seine Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer. Beraten ließ er sich von der Quäkerin Ruth Öchslin. Seine christliche Erziehung und die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben bildeten seine Grundlagen. Manfreds großes Vorbild war Albert Schweitzer, Leben-Jesu-Forscher, Orgelvirtuose, Urwaldarzt und Friedensnobelpreisträger. Manfred irritierte, dass die DFU mit dem Konterfei des Friedensnobelpreisträgers für ihre Politik warb. Ich bestärkte Manfred in seiner Skepsis gegenüber der DFU. Als Schüler hatte ich mit der Gesamtdeutschen Volkspartei (GVP) Gustav Heinemanns sympathisiert und war sehr enttäuscht gewesen, als sie 1953 den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde bei der Bundestagswahl mit 1,3 Prozent bei weitem verfehlte.

Mit Gandhi in der Gewissensprüfung

Kriegsdienstverweigerer durften in die Prüfungsverhandlung einen Berater mitbringen. Als Manfreds Verhandlung im Januar 1961 anstand, begleitete ich ihn. Wir hatten zusammen über Gandhis Methode des gewaltlosen Widerstands nachgedacht und hatten uns vorgenommen, in der Verhandlung auf diese Methode als Alternative zur militärischen Verteidigung hinzuweisen. Der Vorsitzende war ein Jurist in mittleren Jahren; seine ehrenamtlichen Beisitzer waren etwas älter, wahrscheinlich Angehörige des öffentlichen Dienstes, die für solche Aufgaben problemlos frei gestellt werden konnten. Diese gut situierten Bürger empfanden es als Provokation, dass zwei Studenten im Alter von 22 und 24 Jahren behaupteten, Demokratien ließen sich auch mittels gewaltlosen Widerstands gegen Aggressoren verteidigen. Unsere Gewissensprüfer waren im Dritten Reich sicher keine Widerstandskämpfer gewesen, sondern wahrscheinlich Soldaten, die mehr oder weniger überzeugt für Hitlers Endsieg gekämpft hatten. Jedenfalls widersprachen sie uns vehement, verharmlosten die englische Kolonialherrschaft in Indien, als wir uns auf Gandhi beriefen, und beschworen die Gefahren des Totalitarismus, als ob wir Orwells "1984" und Arthur Koestlers "Sonnenfinsternis" nicht gelesen hätten. Die Verhandlung wurde immer mehr zu einer politischen Auseinandersetzung. Da ging es nicht mehr um das Gewissen eines Medizinstudenten, sondern um die Wirkung gewaltlosen Widerstands und Gandhis Bedeutung für das Atomzeitalter. Auf diesem Gebiet fühlten Manfred und ich uns einigermaßen kompetent und wir behaupteten, dass bei einer großen Zahl von Beteiligten und nach intensiver Vorbereitung der gewaltlose Widerstand auch Diktatoren gewachsen sei. Der gewaltlose Widerstand sei ein neues Machtinstrument, mit dem seine Protagonisten politischen Druck ausüben und sich in einer feindlichen Umwelt behaupten könnten, wohingegen bei dem Einsatz von Atomwaffen die Menschheit als Spezies gefährdet sei.

Die Prüfer nahmen unsere Aussagen sehr persönlich und widersprachen immer heftiger. Sie verwiesen auf grausame Formen der Unterdrückung und auf die vielen nutzlosen Opfer, welche der gewaltlose Widerstand wahrscheinlich fordern würde. Es war, als ob sie sich rechtfertigen wollten für ihr eigenes Verhalten im Dritten Reich. Wir sagten ihnen dies nicht auf den Kopf zu, obwohl wir diesen Hintergrund deutlich spürten. Wir beharrten nur auf unserer Sicht der historischen Erfahrungen.

Unter dem Einfluss des Vorsitzenden, der von der Qualität unserer Argumentation dann doch sichtlich beeindruckt war, endete die Verhandlung in fairer Weise mit der Anerkennung meines Bruders als Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen. Mir war im Verlaufe der Verhandlung jedoch klar geworden, dass meine Vorstellungen vom gewaltlosen Widerstand als Alternative zur militärischen Verteidigung präziser sein sollten. Ich konnte über den gewaltlosen Widerstand nicht sprechen wie ein General über einen militärischen Feldzug. Dies schien mir jedoch geboten. Ich hatte mir während der mehrstündigen Verhandlung, die wegen allgemeiner Erregung unterbrochen werden musste, geschworen: Du darfst die Wirksamkeit des gewaltlosen Widerstands nicht nur behaupten; du musst sie künftig mit historischen Fallstudien, mit daraus abgeleiteten Strategien und nach Möglichkeit mit einer darauf eingeschworenen Gruppierung beweisen. Ich spürte: So weit bist du noch nicht. Sonst hättest du das Gespräch viel gelassener angehen können. Der Vorsitzende des Prüfungsausschusses hatte das politische Ergebnis der Verhandlung zusammenzufassen gesucht: Er halte unsere Motive und Vorschläge zwar für respektabel, müsse ihnen aber doch die praktische Bedeutung absprechen, solange sie nur von einer verschwindenden Minderheit vertreten würden. Unsere prompte Entgegnung in der Erregung der Stunde war gewesen: Wir werden dies zu ändern wissen. [...]

*

(*) Am 6. Mai wurde der Friedensforscher Theodor Ebert 80 Jahre alt. Aus diesem Anlass veröffentlichen wir zwei Texte von ihm - um einerseits sein Wirken für Pazifismus und Gewaltfreiheit zu würdigen, und um andererseits ein Stück unserer Verbandsgeschichte zu beschreiben, war er doch in den 1960er Jahren im Verband der Kriegsdienstverweigerer (VK), eine der Vorläuferorganisationen der DFG-VK, aktiv und entschied sich in dieser Zeit für eine universitäre Berufslaufbahn als Friedens- und Konfliktforscher.

Vor allem Theodor Ebert ist es zu verdanken, dass Begriffe wie "soziale Verteidigung" oder "gewaltfreie Aktion" bekannt wurden, die dann eine prägende Bedeutung für die Diskussionen und Aktionsformen der größten sozialen Bewegung in der Geschichte der Bundesrepublik erlangten, der Friedensbewegung gegen die sog. Nachrüstung. Sein Buch "Gewaltfreier Widerstand. Alternative zum Bürgerkrieg" haben damals sehr viele FriedensaktivistInnen als Inspiration genutzt. Ursprünglich war es die Doktorarbeit Eberts, mit der er 1965 zum Dr. phil. promoviert wurde. Zuvor hatte er seit 1956 Geschichte, Germanistik und Anglistik studiert. Kurz vor Abschluss dieses Studiums wechselte er 1962 aus Interesse an der Relevanz von Gandhis gewaltfreien Methoden für die Sicherheitspolitik und studierte Politische Wissenschaft. Nach seiner Habilitation war er von 1970 bis 2002 Professor für Politische Wissenschaft an der Freien Universität Berlin mit Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung.

Neben Forschung und Lehre war Ebert in vielfältiger Weise politisch und publizistisch aktiv (siehe http://www.theodor-ebert.de/LEBENBIB.pdf).

Ausgangspunkt seines Engagements war für Theodor Ebert der Verband der Kriegsdienstverweigerer (VK), in deren Stuttgarter Gruppe er zunächst aktiv wurde, sich dann aber auch auf Bundesebene engagierte und Mitglied im VK-Vorstand und 1968/69 stellvertretender Vorsitzender war; zeitweise war er Redakteur der VK-Zeitschrift "Zivil", der Vorgängerin der ZivilCourage.

In der Stuttgarter VK-Gruppe setzte sich Theodor Ebert vor allem für den Aufbau einer "Gewaltfreien Zivilarmee" ein. Umfassend dargestellt hat er das in der 2014 erschienenen Veröffentlichung "Die Gewaltfreie Zivilarmee. Tagebuch eines pazifistischen Experiments". Aus diesem (nur) online publizierten Werk (http://www.theodor-ebert.de/DieGewaltfreieZivilarmee.pdf) ist der oben stehende Text entnommen, der dort mit "Der deutsche Nachkriegspazifismus aus der Sicht Gandhis" überschrieben ist. Die Bedeutung dieses "pazifistischen Experiments" wird je nach Standpunkt sicherlich anders bewertet. Theodor Ebert selbst schreibt hier, es sei "nicht im Sande verlaufen", sondern reiche "mit seinen Ausläufern bis in die Gegenwart."

Der DFG-VK-"Verbandshistoriker" Dr. Guido Grünewald kam in seinem anlässlich des 100-Jahre-Jubiläums der DFG-VK 1992 herausgegebenen Buchs "Nieder die Waffen!" (Bremen 1992) zu dieser Bewertung:

"Um Hans-Konrad Tempel gruppierte sich eine verbandsintern als 'dogmatische Pazifisten' bezeichnete Strömung, die auf direkte gewaltfreie Aktionen setzte und sich mit der Theorie der gewaltfreien Aktion beschäftigte. In Stuttgart entstand im Herbst 1961 aus der VK-Gruppe die "Gewaltfreie Zivilarmee"; sie strebte unter der Federführung Theodor Eberts die Umrüstung der Bundesrepublik auf eine gewaltfreie (Soziale) Verteidigung an und träumte außerdem von einem offensiv von bundesdeutschem Boden aus angeleiteten Befreiungskampf in der DDR. Die Diskussion um die gewaltfreie Verteidigung nahm zwar Mitte der 60er Jahre in der Verbandszeitschrift "zivil" und auf Bundeskongressen einen größeren Raum ein, doch blieben ihre Anhänger stets in der Minderheit." (Seite 156 f.)

Noch pointierter formulierten es Klein/Müller/Schlaga in ihrer Studie "Politische Strömungen in der Friedensbewegung 1966-1974" (Frankfurt am Main 1978):

"Die Auseinandersetzung zu diesen Fragen bestimmte die Arbeit des VK, wobei gewisse Vorstellungen auf strikte Gegnerschaft bei großen Teilen der Mitgliedschaft stießen, z.B. die der 'gewaltfreien Zivilarmee', da sie eine Umrüstung auf gewaltfreie Methoden bei unverändertem Feindbild und hierarchischem Aufbau beinhalte." (Seite 36)

Stefan Philipp

*

Quelle:
ZivilCourage Nr. 2 - Mai/Juni 2017, S. 28 - 32
Das Magazin für Pazifismus und Antimilitarismus der DFG-VK
Herausgeberin: Deutsche Friedensgesellschaft -
Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen e.V. (DFG-VK)
Werastraße 10, 70182 Stuttgart
Redaktion: ZivilCourage, Werastraße 10, 70182 Stuttgart
Telefon: 0711 - 51 89 26 20, Telefax: 03212 - 102 82 55
E-Mail: zc@dfg-vk.de
Internet: www.zc-online.de
 
Erscheinungsweise: zweimonatlich, sechs Mal jährlich
Jahres-Abonnement: 14,00 Euro einschließlich Porto
Einzelheft: 2,30 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. August 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang