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MELDUNG/043: Hörer für Transparenz und Demokratie im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk (HU)


Pressemitteilung der Bürgerrechtsorganisation Humanistische Union vom 09.09.2014

3.389 Unterschriften für barrierefreie Hörerbeteiligung und Meinungsvielfalt

Übergabe an den Intendanten am Donnerstag um 10 Uhr im Deutschlandradio-Funkhaus Berlin



3.389 Menschen haben die Petition "2254 - Nachtgespräche auf Deutschlandradio Kultur retten" unterschrieben. Damit sprechen sie sich für die Wiederaufnahme einer beliebten Diskussionssendung ins Programm des Deutschlandradios Kultur aus.

Bis zum 20. Juni 2014 konnten Hörer dort anrufen und ihre Meinung zu einem vorgegebenen Thema live in die Sendung einbringen. Statt der spannenden Debatten läuft seither sonntags bis freitags zwischen 1.05 und 2 Uhr Musik.

Die Petenten hoffen nun darauf, mit den 3.389 Unterschriften im Rücken doch noch ein Umdenken der Verantwortlichen erreichen zu können. Auf mehr als 40 Seiten Papier werden sie die ausgedruckten Petitionsbögen am Donnerstag, 11. September um 10 Uhr an den Intendanten Willi Steul und den Hörfunkrats-Vorsitzenden Frank Schildt überreichen. Neben der Wiederaufnahme der Sendung fordern die Petenten mehr Transparenz bei der Programmgestaltung und insbesondere eine Offenlegung der Entscheidungsgrundlagen.

Begründet hatten Intendant Willi Steul und Programmdirektor Andreas-Peter Weber die "Programmreform" des Deutschlandradios mit den Ergebnissen einer Mapping-Studie vom Jahr 2012. Diese Befragung unter angeblich 4.000 Hörerinnen und Hörern halten sie jedoch trotz einer Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) geheim.

Die Zahl von 3.389 Unterschriften unter die Petition für "2254" macht diese Mapping-Studie nach Auffassung der Petenten nun zur Makulatur. "Wenn so viele Leute bereit sind, mit ihrem Namen für den Erhalt der Nachtgespräche einzutreten, lässt das doch keinen Zweifel an der großen Bedeutung, die diese Diskussionen im Radio für die Hörerinnen und Hörer haben", erklärte Mitinitiator Holger Rudolph zur Petition.

In zahlreichen Kommentaren auf der Internetseite petition.rettet2254.info und dem Blog rettet2254.wordpress.com sowie unter dem Blogbeitrag fjhmr.de/2254 haben Hörerinnen und Hörer ihrem Unmut über die Entscheidung des Deutschlandradios Luft gemacht. Vor allem beklagen sie den Stil, mit dem die Verantwortlichen beim Deutschlandradio ihre Briefe und Mails häufig mit standardisierten Textbausteinen in Werbesprache oder gar kriegerischem Jargon abgefertigt haben. Der "Flottenstrategie" des Deutschlandradios als "höherem Ziel" wollen sie sich nicht "unterordnen".

"Angesichts der breit geführten Debatten über die Rundfunkgebühr und der eindeutigen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts für mehr Staatsferne muss sich der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk viel stärker seiner Hörerschaft öffnen", forderte Franz-Josef Hanke aus Marburg. Der blinde Journalist mahnt das Deutschlandradio zudem zur Einhaltung seiner Verpflichtung zur Inklusion: "2254 war barrierefreie Teilhabe im besten Sinne gerade für viele alte, behinderte und kranke Menschen in der Hörerschaft und solche, die keinen Zugang zu digitalen Medien haben. Das hat Deutschlandradio nun ohne Not abgeschafft."

Als Vertreter der Petition wird neben den Initiatoren Conny Voester, Holger Rudolph und Franz-Josef Hanke auch Werner Koep-Kerstin in seiner Funktion als Bundesvorsitzender der Humanistischen Union (HU) an dem Termin am Donnerstag um 10 Uhr teilnehmen. Die HU hatte sich in ihrem Verbandstag am 21. Juni 2014 in Rastatt für die Unterstützung der Petition ausgesprochen.

"Uns wäre lieber gewesen, wenn das Gespräch mit den Programmverantwortlichen öffentlich hätte stattfinden können", erklärte Mitinitiatorin Conny Voester für die Petenten. "Unser Anliegen ist neben dem Erhalt von 2254 auch generell mehr Transparenz und eine größere Bereitschaft des Rundfunks zu einem offenen Diskurs, den sich so viele Hörerinnen und Hörer wünschen."

Wenigstens die Sitzung des Hörfunkrats im Anschluss an die Petitionsübergabe wird erstmals öffentlich sein. Sie findet am Donnerstag um 11 Uhr im Berliner Funkhaus des Deutschlandradios am Hans-Rosenthal- Platz statt.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 9. September 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2014