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FREE GAZA/036: Treffpunkt Ostmittelmeer - Neun Schiffe mit Hilfsgütern auf dem Weg nach Gaza (jW)


junge Welt - Die Tageszeitung - Ausgabe vom 29. Mai 2010

Treffpunkt Ostmittelmeer

Neun Schiffe mit Hilfsgütern auf dem Weg nach Gaza.
Israel droht, die »Freiheitsflotte« zu stoppen und umzuleiten.
Verhaftungen angekündigt

Von Karin Leukefeld


Die Palette der über 10000 Tonnen Hilfsgüter für den von Israel blockierten Gazastreifen ist breit: Zement, Eisen, Kachelkleber, ganze Fertighäuser, Rollstühle, Krankenhausbetten, Wasseraufbereitungsgeräte, Schulmaterialien, Spielzeug, Medikamente, Verbandstoffe und medizinische Geräte gehören dazu. Die neun Schiffe, auf denen sie, begleitet von etwa 700 Friedensaktivisten aus aller Welt, transportiert werden, sollten sich am Freitag im östlichen Mittelmeer treffen, um von dort aus in palästinensische Hoheitsgewässer einzufahren und im Hafen von Gaza-Stadt die Ladung zu löschen. «Wir befinden uns in internationalen Gewässern auf hoher See vor Zypern», sagte am Freitag eine der Organisatoren, Audrey Bomse.

Ob alles nach Plan verlief, war bei jW-Redaktionsschluß am Freitag abend noch nicht entschieden. Allerdings hatte Israel, das seit 2007 den Gazastreifen belagert, angekündigt, die Schiffe auf alle Fälle zu stoppen. Es werde den Funkverkehr lahmlegen und so die Passagiere von der Außenwelt isolieren, ließ die israelische Marine am Freitag verlauten.

Yossi Gal vom israelischen Außenministerium erklärte, die »Free-Gaza-Flotte« breche das Völkerrecht und sei eine »absolute Provokation«. Die Schiffe würden, so die Ankündigung des Militärs, ins israelische Ashdod umgeleitet. Dort seien bereits Zelte aufgebaut, in denen die Passagiere gefangengehalten werden könnten. Israelis würden verhaftet, Palästinenser vom Geheimdienst befragt und Ausländer deportiert.

Seit Wochen versucht Tel Aviv, die »Freiheitsflotte« zu diffamieren. Jetzt wurde erklärt, daß sich die Aktivisten geweigert hätten, einen Brief und ein Päckchen für den gefangenen israelischen Soldaten Gilad Shalit mitzunehmen. »Das ist eine reine Lüge«, heißt es in einer Stellungnahme von »Free Gaza«. Anwälte von Shalits Vater hätten die Organisation am Vorabend der Abreise kontaktiert, der irische Senator Mark Daly habe sich bereit, beides mitzunehmen. Wenn er es nicht Gilad Shalit persönlich übergeben könne, so doch der Hamas-Regierung. Die Anwälte hätten sich seitdem nicht wieder gemeldet.

Im übrigen sei »Free Gaza« nicht nur für die Freilassung von Gilad Shalit, sondern auch für die der 11000 gefangenen Palästinenser.

Die Schiffsbesatzungen zeigten sich derweil entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen. Es handele sich bei der Aktion »um eine konkrete Intervention«, die helfen solle, »die Einwohner von Gaza in die Lage zu versetzen, ein menschenwürdiges Leben wiederaufzubauen«, so Aengus O´Snodaigh von der irischen Partei Sinn Fein. Zum Vorwurf Israels, die Flotte versuche, auf illegalem Weg den Gazastreifen zu erreichen, erklärte Ewa Jasiewicz von der Internationalen Solidaritätsbewegung (ISM): »Wir brechen nicht das Gesetz, wir bewahren es.« Man handele, um »die kollektive Bestrafung von 1,5 Millionen Menschen zu stoppen, die in Gaza eingesperrt sind«. Das Schweigen müsse gebrochen werden, so Jasiewicz. »Der Respekt vor dem Völkerrecht ist nicht beliebig, er ist verpflichtend.«


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Quelle:
junge Welt vom 29.05.2010 / Ausland / Seite 7
mit freundlicher Genehmigung der Autorin und der Redaktion
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Mai 2010