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OFFENER BRIEF/071: An Norderstedter Parteien (Mieter- und Anwohner-Initiative FGW)


Mieter- und Anwohner-Initiative FGW - 14. September 2017

Offener Brief an die Parteien
CDU - SPD - FDP - Die Grünen - Die Linke

Die "Mieter- und Anwohner-Initiative FGW" hat den Parteien in Norderstedt geschrieben, die am 18. Juli dieses Jahres dem Bebauungsplan B 293 zugestimmt haben und zur Zeit im Bundestagswahlkampf auftreten.


Norderstedt, 14. September 2017

Offener Brief an die Parteien
CDU - SPD - FDP - Die Grünen - Die Linke

Sehr geehrte Damen und Herren!

Es ist Wahlzeit und der Wahlkampf tobt auf den Plakaten.
Und Sie alle versprechen uns in ihren Programmen wieder einmal tolle Dinge:

CDU - "Familien sollen es kinderleichter haben"
SPD - "Unsere Familienpolitik ist genauso laut und fordernd" (mit Bild vom frei spielenden Kind)
FDP - "Vererben wir nicht Schulden sondern Chancen"
Die Grünen - "Wir kämpfen für bezahlbare Wohnungen und lebenswerte Kommunen"
Die Linke - "Städte sind lebenswert, wenn die Menschen sie mitgestalten können"

Alle meinen es ja so gut mit uns Wählerinnen und Wählern.
Wir von der "Mieter- und Anwohner-Initiative FGW" sind da ganz und gar verblüfft. Haben wir doch gerade hinnehmen müssen, dass Sie alle - und auch die nicht zur Bundestagswahl antretende WIN - in der Norderstedter Stadtvertretung mit dem Beschluss zum "Bebauungsplan 293" am 18. Juli dieses Jahres über die Interessen von Bürgern, Mietern und Anwohnern, besonders aber von Kindern und Jugendlichen rücksichtslos hinweg gegangen sind. Sie hielten es nicht für nötig, in unserem Bereich am Friedrichsgaber Weg, Röntgengang und Sauerbruchring trotz jahrelangen Protestes und trotz hunderter von Widersprüchen, uns den einzigen zur Verfügung stehenden größeren Rasenplatz zu belassen. Jetzt soll er mit einem Haus für 20 Wohnungen und noch dazu "notwendigen" Auto-Parkplätzen zubetoniert werden.

  • Was für ein schäbiger und menschenverachtender Beschluss!
    Was für eine Verdichtung von Wohnraum in diesem eh schon eng bebauten Bereich zwischen drei Hochhäusern und zahlreichen Flachbauten! Zu den bisherigen 164 sollen jetzt noch 143 neue Wohneinheiten gebaut werden, fast eine Verdoppelung der Verdichtung.
  • Angeblich haben Sie die politische Verantwortung, hier in Norderstedt "genug" neuen Wohnungen gegen die drohende Wohnungsnot zu schaffen. Warum dann aber gegen alle ökologische und architektonische Vernunft ein letztes Stück Grün zupflastern? Menschen brauchen nachweislich nicht nur ein paar Quadratmeter Wohnfläche - und die sind aus Gründen der Bezahlbarkeit schon zu knapp bemessen - sondern auch Raum für Bewegung, Licht, Luft und Sonne. Wieso nehmen Sie sich einfach das Recht heraus, die Lebensqualität der hier Wohnenden in solch eklatanter Weise zu beschneiden!
  • Auf Grund Ihres Beschlusses ist außerdem - vor allem durch den Neubau des so genannten "Starterhauses" auf dem Rasen - ein Stau- und Parkplatzchaos in der jetzt schon beengten Straße am Röntgengang vorprogrammiert, zumal ordnungsgemäß für mehr Häuser auch mehr Auto-Parkplätze geschaffen werden müssen.
  • Natürlich trifft in diesem Zusammenhang Ihre Entscheidung, den Rasen zu betonieren zu lassen, ganz besonders auch die hier eh schon sozial benachteiligten Kinder und Jugendlichen. Es ist doch eine reine Farce, was Sie da auf Ihren schönen Wahlplakaten den Kindern an toller Betreuung und Bildung versprechen! Konkret haben Sie als politische VertreterInnen dieser Stadt allesamt ohne eine einzige Gegenstimme die Hände für den kinderfeindlichen Plan B 293 gehoben.

Wem haben sie mit Ihrem Beschluss denn nun wirklich gedient?
Doch wohl kaum uns Bürgerinnen und Bürger, von denen Sie gerne wiedergewählt werden möchten. Wohl eher der Baugenossenschaft der "Neuen Lübecker", die jetzt über Jahrzehnte satte Gewinne einstreichen kann.

Von Ihnen, bzw. von Herrn Bosse, wurde heftig vertreten, das "Starterhaus" sei für das Umzugsmanagement dringend erforderlich.

Also, die bisherigen "alten" MieterInnen vom Friedrichsgaber Weg 441-451 sollten für die Zeit der Baumaßnahmen - Abriss und Neubau - dort auf dem Rasen untergebracht werden und anschließend in die Neubauwohnungen zurück ziehen dürfen. Davon ist jetzt bei der "Neuen Lübecker" überhaupt nicht mehr die Rede.
Im Gegenteil: In einem Infobrief vom 28.8.17 bietet sie den so genannten "Alt"-Mietern lediglich dauerhaft im "Starterhaus" oder anderswo "innerhalb unseres Wohnbestandes" eine Wohnung an. Übergangslösungen kommen gar nicht mehr vor. Und von einem Rückzug ist nicht mehr die Rede.

Tja, verehrte Parteien: So kann man sich an der Nase herum führen lassen! Oder haben Sie das etwa gewusst?
Dann wäre es an der Zeit, ihren bisherigen Beschluss zu Plan B 293 rückgängig zu machen!

Mit nicht allzu freundlichen Grüßen

Edda Lechner
Siegfried König
für die Mieter- und Anwohner-Initiative FGW

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Quelle:
Mieter- und Anwohner-Initiative FGW


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. September 2017

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